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Schattenwandler 05. Noah

Schattenwandler 05. Noah

Titel: Schattenwandler 05. Noah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacquelyn Frank
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was sie während der physischen Transformation brauchte, stand Samhain bevor. Sobald der Samhain-Vollmond da war, konnten geprägte Paare es nicht ertragen, getrennt zu sein, nicht einmal für einen kurzen Moment. Dieser Heilige Tag wie auch der Frühlingsmond von Beltane sprachen ihre niederen Instinkte an. Sie trieben sie einander in die Arme, als wäre es der letzte Tag auf Erden, den sie gemeinsam verbringen könnten. Es war wild und leidenschaftlich und voller Liebe bis zu dem Punkt, an dem die Seele vor Glückseligkeit und quälendem Begehren überlief.
    Er musste sie für sich gewinnen, bevor das geschah.
    Doch bis Samhain waren es nur noch vier Tage, und bei einer Frau wie Kestra waren Vertrauen und Einverständnis nicht so leicht zu gewinnen.
    Noah setzte sich wieder hin, rieb sich die rechte Schläfe, während er finster dreinschaute, wobei das Kaminfeuer seinen Blick noch dunkler erscheinen ließ. Er musste so erfindungsreich sein wie noch nie.

 
    8
    Kestra setzte sich mit einem Seufzer der Erleichterung, gegen den sie nicht ankonnte.
    Mit beiden Händen fuhr sie sich durch ihr glattes, nasses Haar und strich es zurück, sodass dicke Tropfen auf Rücken, Schultern und das flauschige Frotteehandtuch fielen, in das sie sich gewickelt hatte.
    Sie fühlte sich schon besser, auch wenn sie die Sauna und eine Dusche dazu gebraucht hatte.
    Oder zumindest war sie entschlossen, sich besser zu fühlen.
    Sie war froh, wieder frei zu sein, das war nicht zu leugnen. Gleichzeitig war es so leicht gewesen, zu gehen, dass sie vollkommen verwirrt war. Sie konnte nicht so recht nachvollziehen, wie sie im ländlichen England gelandet war, in einem richtigen Schloss bei einem ziemlich beeindruckenden Mann, der mit so einer typischen Haltung als Herr des Universums aufgetreten war.
    Nach ihrer Rechnung hatte sie allein an diesem Tag die Hälfte ihrer neun Leben eingebüßt. Es war ein Wunder, dass sie keinen Kratzer davongetragen hatte und dass der schlimmste Schaden war, dass sie ohne etwas zum Anziehen und ohne Geld und ohne Pass in Europa feststeckte. Doch das alles konnte geregelt werden, noch bevor ihr Haar getrocknet war.
    Sie griff zum Telefon und wählte flink.
    »Ja?«
    »Äh, James. Ich erwarte von dir eine kultivierte Begrüßung am Telefon.«
    »Kes! Wo zum Teufel steckst du? Ich verlier bald den Verstand vor Sorge!«
    Kestra hörte, wie am anderen Ende der Leitung etwas umfiel, und sie lächelte bei dem vertrauten Geräusch. Sie fühlte sich besser geerdet, wenn sie hörte, dass er vor Begeisterung vom Stuhl sprang.
    »James, wenn du den Verstand verlierst, hast du nur noch einen leeren Schädel und sammelst bald Staubmäuse darin.«
    »Kes«, knurrte er ungeduldig. »Seit Tagen ist es überall in den Nachrichten. Eine Schießerei im Hotel, und zwar genau in der Suite, zu der ich dich vor einer Woche geschickt habe. Sie haben dort irgendwelche Männer gefunden, die übel zugerichtet waren, und ich bin total durchgedreht. Ich dachte, du wärst im Gefängnis oder tot oder so was.«
    Vor einer Woche ?
    »Ich bin in England«, sagte sie abwesend und fragte sich, wie sie eine ganze Woche verloren hatte. Es hatte sich angefühlt wie ein Tag, höchstens zwei. Konnte jemand den größten Teil einer Woche verschlafen, ohne einmal aufzuwachen? Vielleicht konnten andere das, aber ihr war so etwas noch nie passiert.
    Am anderen Ende der Leitung herrschte Stille, eine so vollkommene Stille, dass sie dachte, sie könnte seinen Herzschlag durch das Telefon hören.
    »In England?«
    »Genau. Kurzversion? Ja, ich hatte gestern – ähmmm, letzte Woche – einen schlimmen Tag, aber ich bin noch am Leben, und es geht mir gut. Das mit England erkläre ich dir, wenn ich wieder zu Hause bin, aber ich kann dir nichts versprechen. Im Augenblick brauche ich etwas Geld und meinen Reisepass, und ich wäre dir sehr dankbar, wenn du die Konten an den üblichen Orten freigeben könntest.«
    »Okay, warte kurz …« James lachte auf. »Wie zum Teufel bist du ohne deinen Pass nach England gekommen? Und wieso bist du eigentlich eine Woche lang ohne Geld gereist? Warum solltest du? Du hättest doch einfach nur zu dem verdammten Hörer greifen müssen.« Er hielt einen Moment inne. »Warte. Ich weiß. Es ist eine lange Geschichte, richtig?« Jim seufzte, als es am anderen Ende stumm blieb. »Gut. Betrachte es als erledigt um neun Uhr morgens meiner Zeit. Ich veranlasse das mit den Konten und mit dem Geld, sobald du den Hörer auflegst. Wirst du

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