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Schattenwende

Schattenwende

Titel: Schattenwende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Seck
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hatte mitteilen wollen, als er in seinem Wahn was von „Spiegelbild“ gefaselt hatte. Er war schlichtweg ratlos und das machte ihn rasend.
    Er scheute keinen offenen Kampf, keinen Krieg von Angesicht zu Angesicht. Aber diese Heimlichtuerei, diese Hinterlistigkeit machte ihn wahnsinnig, weil er nicht wusste, wie er dagegen vorgehen sollte.
    Das Einzige, was ihnen noch übrig blieb, war das Hauptquartier der Solems möglichst schnell ausfindig zu machen und es in Schutt und Asche zu legen, bevor sie zuschlagen konnten. Mit was auch immer.
    Der Anführer konnte es kaum erwarten, den Drahtzieher für all das Geschehene in die Finger zu kriegen. All die Wut, die Rachegelüste, die Gier nach Vergeltung für das viele Blut, das geflossen war, für die Leben dreier Krieger, die für die Gemeinschaft ihr Leben gelassen hatten, hatte sich über Jahrhunderte in ihm aufgestaut und schrie nach Erlösung.
    Als Reagan Schritte nahen hörte, hob er nicht einmal den Kopf. Die schwere Eisentür schwang quietschend auf und ein schwarzes Paar Lederstiefel, ähnlich den seinen, schob sich in sein Blickfeld.
    „Hier bist du also“, stellte Damir trocken fest. Eine Pranke legte sich auf Reagans Schulter, bevor sein Stellvertreter sich ächzend neben ihm niederließ.
    Eine Weile schwiegen sie gemeinsam.
    Damir hatte sich nach vorne gebeugt und schnürte seine Stiefel neu. Seine Kiefer waren zusammengepresst und sein Blick nachdenklich.
    Er setzte sich auf und lehnte seinen Kopf an die Wand.
    „Du weißt, ich habe dich und deine Taten stets respektiert, Reagan …“, begann er, die dunkelgrünen Augen durchdringend auf Reagans Profil gerichtet.
    Den Blick hat er eindeutig von seiner Frau, schoss es dem Anführer bizarrerweise durch den Kopf.
    „Komm’ mir jetzt nicht mit einer Moralpredigt, ja?!“, knurrte Reagan ablehnend und verschränkte seine kräftigen Arme vor der Brust.
    „Nein“, entgegnete Damir ruhig. „Ich komme zu dir als dein Freund, Reagan. Ria hat mir erzählt, was passiert ist.“
    Reagan zuckte betont teilnahmslos die breiten Schultern.
    „Das hab ich mir fast schon gedacht.“
    Spott triefte aus seiner Stimme und brachte Damir dazu, die Stirn zu runzeln. Er fuhr sich mit der Hand über das kurz geschnittene, braune Haar.
    „Du tust der ganzen Gemeinschaft keinen Gefallen, wenn du dich selbst so quälst, Reagan. Oder glaubst du, wir sind so blöd und merken nicht, dass du mit deinen Gedanken meilenweit fort bist?“
    „Das mag kurz so gewesen sein, aber es ändert sich ab dem heutigen Tage wieder“, knurrte der Anführer.
    „Indem du Daphne von einem Chaos ins nächste stürzt und sie dann einfach im Regen stehen lässt?“
    Damir lächelte ironisch, auch wenn es Reagan eher schien, als blecke sein Freund die Zähne, um ihm eine deutliche Warnung zu übermitteln.
    „Sie ist eine Liyanerin. Die Zeiten sind gefährlich, wie wir heute wieder feststellen mussten. Du kannst sie jetzt nicht nach Hause schicken. Das könnte ihren Tod bedeuten, wenn die Organisation davon Wind bekommt.“
    „Soll ich sie etwa an mein Bett fesseln? Oder lieber an deins, wenn du solchen Anteil an ihrem Schicksal nimmst? Oder an Dwights, dann wäre das Thema ganz schnell vom Tisch“, höhnte Reagan zynisch.
    Er sah aus den Augenwinkeln, wie Damir erbost aufsprang. Doch Reagan stand ihm in seiner Schnelligkeit in nichts nach. Verbissen standen sie voreinander, maßen sich mit grimmigen Blicken, die Gesichter kaum mehr Millimeter voneinander entfernt.
    „Ich würde für dich durchs Feuer gehen, aber ich werde nicht zulassen, dass du das Beste, was dir seit langem widerfahren ist, einfach so wegschmeißt.“
    Damirs kräftige Finger legten sich um Reagans Oberarme und hielten ihn fest, als er sich umdrehen wollte.
    „Was weißt du schon“, presste Reagan heraus und seine schwarzen Augen funkelten bedrohlich.
    „Ich weiß, dass du gerade dabei bist, dir selbst alles kaputt zu machen. Willst du das? Willst du dich noch mehr kaputt machen als du es ohnehin schon bist?“
    Reagan kniff die Augen zusammen.
    „Reagan. Mann. Tu nichts Unüberlegtes. Manche Dinge lassen sich nicht mehr rückgängig machen, wenn sie einmal geschehen sind. Manche Wunden heilen nicht mehr, wenn sie erst einmal geschlagen sind.“
    Damirs Stimme hatte sich zu einem tiefen, beschwörenden Flüstern gesenkt, das sich weiter in Reagans Gedanken schlich als er wahrhaben wollte.
    Reagan erwiderte nichts. Unsanft riss er seine Arme aus Damirs unnachgiebigem Griff

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