Schattierungen von Weiß
, und sie wusste auch nicht, ob das so gut für ihr Seelenheil wäre. „Ja, klar“, antwortete sie traurig.
Levin registrierte sehr wohl den wehmütigen Unterton in ihrer Stimme. Er überlegte , ob er jetzt sofort mit ihr reden sollte oder besser erst nach dem Besuch bei seinen Freunden. Er beschloss, es zu verschieben, je nachdem, wie sie reagierte, würde das die Stimmung erheblich beeinflussen, und da vor allem Geli sich so auf Mia freute, wollte er da kein Risiko eingehen.
Mia folgte Levin durch das Treppenhaus zur Wohnung der Freunde. Sie waren umgezogen und Levin hatte ihr verraten, dass die beiden wohl beschlossen hatten, im Sommer zu heiraten. Mia hatte sich sehr über die Neuigkeit gefreut, die beiden waren schon so lange zusammen und ein schönes Paar.
Die Türe wurde aufgerissen, Geli stürmte sofort nach draußen und fiel Mia stürmisch um den Hals. „Mia, Mia! Ich freue mich so, ich könnte ausflippen! Du bist wieder da, das ist so klasse!“, sie presste Mia fest an sich.
„Ich freu’ mich auch“, lachte sie ihre Freundin an. „Ich freu’ mich auch“, wiederholte sie immer wieder.
„Mensch, lass dich anschauen“, Geli schob sie etwas von sich. „Du hast abgenommen. Du warst doch schon so dünn, was soll das denn?“, kam es sofort vorwurfsvoll.
„Na ja, viel Arbeit und so“, antwortete Mia verlegen.
„Und so?“, Geli zog die Augenbrauen hoch. „Ich will alles wissen.“
„Ich auch, aber nicht unbedingt im Hausflur“, mischte sich Kai grinsend ein. „Wir haben da drinnen ein paar Räume mit Möbel n – hey, ich schlage vor, wir gehen einfach mal rein und benutzen sie…“
„Hallo , Kai“, Mia lächelte ihm scheu zu, bei ihm war sie sich nicht so sicher, wie er auf sie reagieren würde, immerhin war er der beste Kumpel von Levin und hatte bestimmt alles hautnah mitbekommen.
„Hey , Mia“, er zog sie sanft in seine Arme. „Schön, dich wiederzusehen. Du hast uns damals allen einen ganz schönen Schreck eingejagt, Kleines“, sagte er leise.
„Ich weiß , und - und das tut mir auch sehr leid“, antwortete sie ehrlich.
Kai zog sie mit in die Wohnung, Mia sah sich interessiert um, es war sehr gemütlich eingerichtet, offenbar hatte sich Geli mit ihrem Geschmack endgültig durchgesetzt. Gab es in der alten Wohnung noch einen bunten Stilmix, so harmonierte hier alles sehr schön.
Es duftete schon verlockend, Mia spürte, dass sie Hunger hatte, sie nahm das seit langer Zeit das erste Mal wieder bewusst wahr.
„Ha, gut, dass ich was Kalorienreiches gekocht habe, wir werden Mia jetzt mal ein bisschen mästen“, kicherte Geli, als sie den Auflauf auf dem Esstisch abstellte.
„Stimmt, du könntest ein paar Pfund mehr auf den Hüften vertragen“, Kai musterte sie ausgiebig, für Levins Geschmack schon ein bisschen zu lange.
„Wie lange bleibst du hier?“, erkundigte Geli sich.
„Bis Neujahr.“
„Wir feiern Silvester wieder am Spreeufer. Kommst du auch?“, fragte ihre Freundin weiter.
„Ich… ich weiß nicht“, wich Mia ihr aus. Sie konnte nicht abschätzen, wer da noch alles eingeladen war , und auf ein Zusammentreffen mit Levins Freundin hatte sie keine Lust. Silvester war für sie eh immer ein kritisches Fest, sie wurde dann immer sehr schwermütig. Nur ein einziges Mal vor vier Jahren war sie wirklich glücklich gewesen. „Ich bin ja mit Freunden hier, ich möchte abwarten, was sie sich vorstellen.“
„Gutes Stichwort“, mischte Kai sich wieder ein. „Erzähl mal – und zwar alles: Wer sind diese Freunde? Wo lebst du genau? Was machst du? Wir wollen alles wissen…“
Mia lächelte ihm zu, dann begann sie zögernd zu erzählen.
Levin hielt sich zurück und beobachtete Mia die ganze Zeit. Sie wurde immer lockerer, schien sich zu entspannen , und schon bald stellte sich die alte Vertrautheit wieder ein. Man spürte, dass seine Freunde sie mochten, und das schien auf Gegenseitigkeit zu beruhen. Mias Augen funkelten, als sie von Marokko erzählte, wieder kamen in ihm Zweifel auf.
Gab es eine Zukunft für sie beide? Er konnte schlecht in Marokko als Anwalt arbeiten, es wäre also an Mia , wieder hierher zu kommen.
Und falls seine Eltern auch nur ansatzweise anfangen würden zu mucken, würde er nicht zögern , sofort seine Sachen zu packen und mit Mia zu verschwinden. Es gab noch andere schöne Gegenden in Deutschland und seine Abschlüsse waren gut, er wusste, dass er damit auf jeden Fall einen Job kriegen würde.
‚Warum denkst du über
Weitere Kostenlose Bücher