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Schatz, schmeckts dir nicht

Schatz, schmeckts dir nicht

Titel: Schatz, schmeckts dir nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ella Danz
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kräftigem Druck die Hand.
    »Und, was macht die Familie? Noch komplett?«, wollte Elfriede wissen.
    Bernhard nutzte die Gelegenheit, mit dem Hinweis auf ihre sicherlich reichlichen, gemeinsamen Erinnerungen, die sie auszutauschen hätten, mit der Bergfeld erstmal was trinken zu gehen. Wie damals zu Kinderladenzeiten fühlte sich Helene von Elfriedes Frage sofort in die Verteidigungsposition gedrängt, als ob es ein Makel wäre, lange glücklich verheiratet zu sein, eben richtig langweilig und bürgerlich. So antwortete sie betont ironisch.
    »Tja, leider im Westen nichts Neues. Und wir fühlen uns erstaunlicherweise immer noch wohl dabei.«
    »Warum sagst du das so abwertend? Das ist doch toll, wenn es in dieser Zeit der bröckelnden Werte noch Menschen gibt, die sich lieben und die sich aufeinander verlassen können!«
    Helene verstand die Welt nicht mehr und musterte verdutzt ihre Gesprächspartnerin. Abgesehen davon, so einfach und harmlos, wie die das nun darstellte, war der Erhalt einer Beziehung ja auch wieder nicht.
    Aber jedenfalls schien sich Elfriedes Veränderung nicht nur auf ihr jetzt so vorteilhaftes Äußeres zu beschränken. Damals war sie eine verbiesterte, moralapostelnde Dogmatikerin, die erbarmungslos über jeden richtete, der seine Lebensgestaltung nicht ihren strengen Maßstäben unterwarf – sozial-politisch-ökologisch 100 Prozent korrekt – und vor allem total humorlos. Und absolut genussfeindlich. Schrecklich. Heute stand Helene einer zu reifer Schönheit – ein passenderer Ausdruck fiel ihr einfach nicht ein – erblühten Mittvierzigerin gegenüber, die Selbstbewusstsein, Lebensfreude und menschliche Wärme ausstrahlte. Es ging tatsächlich ein Strahlen von ihr aus, dünkte es Helene, und ihre Skepsis ob dieser unerwarteten Begegnung ließ etwas nach.
    Elfriede erzählte, dass sie schon lange geschieden sei. Damals hatte sie sich zwar getrennt, aber die Illusion gehabt, Unterhalt und gemeinsame Erziehung von Peregrin ohne rechtliche Hilfe regeln zu können. Doch ihr reizender Ex war, neben seinen vielen anderen unangenehmen Eigenschaften, auch noch der größte Geizhals auf Erden, und überhaupt nicht bereit, freiwillig das herauszurücken, was ihr zustand. Dabei ging es ihm mit einer Professur auf Lebenszeit nicht ganz so schlecht. Sie hatte lange gezögert, dann aber die Schritte zur Scheidung eingeleitet. Diese offizielle Trennung hatte auf sie wie eine Befreiung gewirkt. Bedauerlicherweise hatte sich auch Peregrins Verhältnis zu seinem Vater immer mehr verschlechtert, sodass, bis auf die monatliche Zahlung, kein Kontakt mehr bestand. Doch Elfriede versicherte, dass Peregrin daran keinen Schaden genommen hätte, soweit man das bisher beurteilen könne. Das glaubte Helene gerne, bei dem Vater!
    »Und seit fünf Jahren bin ich selbständige Unternehmerin. Viel Arbeit, viel Stress, aber es macht nach wie vor Spaß, und das ist die Hauptsache.«
    »In welcher Branche bist du denn tätig?«
    »Mit einer Freundin habe ich einen Laden für Naturfeinkost eröffnet. Das gesamte Angebot natürlich aus ökologischem Anbau. Er heißt ›Grün & Köstlich‹, vielleicht hast du ja schon mal davon gehört. Wir sind inzwischen ganz bekannt in Berlin.«
    Das passte ja nun wieder. Körner-Elfriede war der Ökoszene eben doch treu geblieben. »Wenn du noch so gerne am Herd stehst wie früher, schau doch mal vorbei! Bei uns gibt’s eine Menge einheimische Spezialitäten und Delikatessen – nicht nur Körner und Schrumpeläpfel!«
    Helene fühlte sich ertappt. Genau diese Assoziation war ihr beim Gedanken an die Elfriede von damals durch den Kopf gegangen. Sie versprach, peinlich berührt, sich Elfriedes Laden einmal anzuschauen. Dann plauderten sie noch ein Weilchen von den Kindern, Helene berichtete von diversen Reisen, ihrer Arbeit in der Galerie und kriegte dann auch endlich noch raus, dass dieser attraktive Bernhard tatsächlich Elfriedes aktuelle Beziehungskiste war. Zu ihrem eigenen Erstaunen empfand sie die Gegenwart ihrer Dauer-Diskussionsgegnerin aus alten Kinderladenzeiten als richtig angenehm.
    Mittlerweile drängelten sich die Vernissagebesucher um Helenes altrussisches Büffet und sie wollte sich jetzt auch dorthin begeben, um nach dem Rechten zu sehen und natürlich, um die erwarteten Lobeshymnen einzuheimsen.
    »Ja, ich muss dann mal meinen Pflichten nachgehen.«
    »Ich komme mit. Ich muss jetzt auch unbedingt was essen. Hunger!«, äußerte Elfriede. Dieses leichte Gefühl der

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