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Schatz, schmeckts dir nicht

Schatz, schmeckts dir nicht

Titel: Schatz, schmeckts dir nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ella Danz
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Befangenheit, das sie früher in Anwesenheit von Elfriede stets empfunden hatte, schlich sich bei Helene wieder ein.
    »Äh, es gibt aber keine vegetarische Vollwertkost. Ich hoffe, du wirst trotzdem satt.« In Erinnerung an die strengen Vorhaltungen in der Vergangenheit, fühlte sich Helene sofort bemüßigt, sich für dieses Vergehen zu entschuldigen. Elfriede legte Helene freundschaftlich die Hand auf die Schulter.
    »Weißt du, auch ich bin älter und ruhiger geworden. Alles mit Maß und Ziel, auch die Naturkost! Ich sündige gerne mal zwischendurch. Außerdem muss ich ja auch immer wieder testen, ob mein Körper mit all diesen denaturierten Zivilisationsgiften noch klarkommt«, zwinkerte sie Helene schelmisch zu.
     
    Gutgelaunt machte sich Helene daran, Ordnung und Appetitlichkeit auf den silbernen Platten und Tellern, in den Kristallschüsseln, Töpfen und Körbchen des Büffets, so weit das noch gelang, wieder herzustellen. Sie hatte versucht, etwas von Pracht und Glanz der Zarenzeit in Dekoration und Arrangement anklingen zu lassen. Kulinarisch fand sie diese Epoche sehr ansprechend, zumindest wenn man auf der richtigen Seite der Gesellschaft gelebt hatte. Ihrer Auswahl an russischen Speisen hatte man bereits ausgiebig zugesprochen, wie sie befriedigt feststellte, und der ein oder andere Kunstfreund schlenderte jetzt auch herbei, um ihr zum deliziösen oder aber authentischen oder einfach überwältigenden kulinarischen Rahmen der Ausstellung zu gratulieren. Sie nahm die Ovationen mit professioneller Gelassenheit entgegen und erläuterte bei Bedarf die Fundstellen der Rezepte oder aber gewisse Kniffe, die sie etwa bei der Herstellung des Salates Olivier oder einer Paschtet aus der Zarenzeit angewendet hatte. Da die russische Küche immer noch einen weißen Fleck auf der Speisekarte Europas darstellte, hatte sie leichtes Spiel, die Gäste der Galerie mit unbekannten altrussischen Spezialitäten zu beeindrucken.
    Kurz nach zehn tauchte Jan dann endlich auf, frisch und kalt von draußen, und ausgesprochen gut aufgelegt: Ihr aktuelles Bauvorhaben näherte sich einem erfolgreichen Abschluss und das Büro hatte gute Chancen, den Zuschlag für das Projekt Öko-City zu ergattern.
    »Ich bin völlig ausgehungert. Ist noch was von deinen Köstlichkeiten für mich da?«
    Helene hatte vorsorglich einige Leckerbissen für ihn vor der verfressenen Vernissagegesellschaft gerettet, die er jetzt mit Genuss unter ihren fürsorglich gespannten Blicken verzehrte.
    »Mmh, schmeckt das wieder berückend – Lenchen, du bist die Größte!«, seufzte er wohlig, nachdem er alle ihre Kreationen gekostet hatte. »Kein Wunder, dass ich dir verfallen bin!«
    Na, das wollen wir doch hoffen! Helene strahlte zufrieden.
    Gerne hätte sie das Gefühl, sich einer Sache ganz sicher zu sein, in vollen Zügen ausgekostet. Doch ganz hinten in ihrem Kopf wollte ein kleiner Misston das nicht zulassen. Während sie sich weiter um Jans Wohlergehen kümmerte und um sie herum gelacht und geplaudert wurde, forschte sie in ihrem Gedächtnis, was es war, das lästig wie eine kleine Fliege im Hintergrund summte und nicht erlaubte, dass sie sich unbeschwert und absolut unangreifbar fühlte. Leicht irritiert folgte sie der Konversation um sich herum, bis erneut das Stichwort fiel: Öko-City. Natürlich! Diese kompetente Kollegin, zu der Jan Kontakt aufnehmen wollte. Nun gut, sie fand ihre Unruhe jetzt selbst etwas albern. Noch hatte Jans Büro den Auftrag für Öko-City nicht erhalten und diese Frau, die Jan so beeindruckend fand – fachlich, Helene, fachlich! sagte sie zu sich selbst – lebte schließlich in Hamburg. Also wirklich kein Grund zur Panik. Sie war schon mit ganz anderen Problemen fertig geworden. Und die Episode Claudine kam ihr in den Sinn.
    Janina war gerade ein halbes Jahr, und Helene hatte die Schnauze gestrichen voll vom Hausfrau-Mutterdasein. Auch wenn Jan sich sehr bemühte, ihr einiges abzunehmen, was aber angesichts seiner beruflichen Belastung meist nur Theorie blieb, konnte sie es nicht mehr länger ertragen, von der Mitwelt nur über ihre Kinder definiert zu werden. Gespräche über Windelqualität, Stillzeiten und erste Zähne mit Mitmüttern, Sandkuchenbacken und Sozialverhalten üben auf dem Spielplatz, immer mit diesem Riesenkinderwagen für Peer und Janina durch die Supermärkte rollen – nein, nur Muttertier, das war nicht ihr Ding. Und obwohl es sie finanziell stark belastete, kamen sie auf die Lösung, ein Au

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