Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schatz, schmeckts dir nicht

Schatz, schmeckts dir nicht

Titel: Schatz, schmeckts dir nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ella Danz
Vom Netzwerk:
Rotweinflaschen und sortierte die Champagnergläser auf das von Helene vorbereitete Tablett. Noch zwei Stunden bis Buffalo. Jan setzte sich erstmal gemütlich mit der Zeitung in seinen Sessel.
    Helene ging im Geiste noch einmal alles durch: Das Käsegebäck zum Aperitif stand bereit, der Feldsalat war bereits auf den Glastellern verteilt, daneben standen die Orangenfilets und der Krug mit dem Balsamico Dressing. Kurz vor acht würde sie die Fruchtstücke auf den Salattellern verteilen und das Dressing darüber geben, damit es etwas durchziehen konnte, ohne dass die zarten Blätter des Feldsalates schlapp herunterhängen würden, und dann die Vorspeise auf die Festtafel stellen. Landbrot und Butter hatte sie dort bereits platziert. Die Suppe stand auf dem Herd und musste nur kurz erwärmt werden. Sie würde sie schon dort auf Teller verteilen und jeweils mit einer Handvoll hauchdünn geschnittenen frischen Lauches und feinsten Möhrenstreifchen bestreuen. Das Schwierigste waren die Klöße. Der Kartoffelbrei war fertig, eine riesige Schüssel, in der sie bereits Kartoffelmehl, Grieß und Salz vermischt hatte, stand bereit und der größte Topf war auch schon mit dem Kochwasser gefüllt. Sie würde einen Assistenten brauchen. Das, beziehungsweise der, würde sich finden. Die Preiselbeeren mussten noch in zwei kleine silberne Schälchen gefüllt werden, der Braten tranchiert, die Platten bereitgestellt, Rotkohl, Dessert, Kaffee und, und, und.
     
    Als Helene wirklich überzeugt war, dass nun alles bereit sei, trennte sie sich endlich schweren Herzens von ihren Arbeitsklamotten. Alles, was bis zu diesem Zeitpunkt getan werden konnte, hatte sie getan. Es blieben ihr noch drei Viertelstunden, um sich in Schale zu werfen. Sie machte sich noch etwas frisch, legte sehr sorgfältig ihr Make-up auf und zog die neu erstandene Hose sowie die silbergraue Seidenbluse an. Frisur richten, Schmuck anlegen, Schuhe aussuchen. Der Profi in ihr riet ihr zu flachen schwarzen Slippern, die waren am bequemsten zum Servieren. Noch ein Hauch Parfum und dann bei Jan vorgestellt.
    »Wie seh ich aus?«
    »Einfach toll!«
    »Du guckst ja gar nicht!«
    »Also, für so eine Küchenmamsell siehst du einfach super aus.«
    Statt einer Antwort streckte sie ihm nur die Zunge heraus.
    Auch wenn sie Schürzen abstoßend fand, hängte sie sich doch so ein Teil bereit, um sie später dann vielleicht bei besonders heiklen Arbeiten zu benutzen. Helene sah sich in der Küche noch einmal um – jegliche Spuren ihrer großen Kochorgie waren verwischt, Arbeitsplatten, Herd und alle anderen Gerätschaften blinkten in sauberer Unschuld. Jetzt war ihr ganz schön heiß! Sie nahm sich ihr Glas, in dem noch ein Rest Rotwein war und öffnete die Terrassentür. Eisige Luft schlug ihr entgegen. Und tatsächlich: Es taumelten jetzt auch Schneeflocken vom Himmel. Wunderbar! Sie trat hinaus in die Dunkelheit und atmete tief durch. Sie hatte das Gefühl, im Gesicht zu glühen, vor Eifer und Erwartung, wie immer, wenn sie so einen Kochmarathon hinter sich hatte.
    Der Hinterhof, in den sie von ihrer Terrasse blickte, war ringsum von Hauswänden begrenzt. Jetzt waren nur hier und dort die hell erleuchteten Fenstervierecke davon zu sehen, und besonders reizvoll fand Helene den Blick in die gegenüberliegenden Küchen. In der einen wuselten mehrere Erwachsene und Kinder durcheinander, das war die WG, die oft laute Feste feierte, und ein Stockwerk tiefer werkelte alleine eine ältere Frau, schwere goldene Armbänder blinkten an ihren Handgelenken bis hier herauf. Die Russin begegnete ihr oft auf der Straße im edlen Pelz, immer schwere Einkaufstüten schleppend. Im dritten Stock arbeiteten ein Mann und eine Frau gemeinsam am Herd.
    Helene hätte zu gerne gewusst, was gerade hinter diesen Fenstern gekocht und erzählt wurde. Doch bisher hatte ihr noch niemand ein Töpfchen süßen Breis angeboten! Manche Fenster schienen geöffnet, denn man konnte gedämpfte Geräusche und zuweilen auch Küchengerüche wahrnehmen. Allüberall, schien es Helene, lag die gleiche Erwartung in der Luft. Die Erwartung einer köstlichen Mahlzeit im Kreise – mehr oder weniger – netter Menschen. Diese kurzen Minuten der Einsamkeit, bevor ihre Gäste kamen, waren für Helene fast schon ein Ritual geworden, und sie liebte diesen Moment. Auch jetzt fiel es ihr schwer, sich aus der unwirklichen Atmosphäre zu lösen. Mit einem Seufzer sog sie noch einmal die kalte Nachtluft in sich auf, ein letztes

Weitere Kostenlose Bücher