Schatz, schmeckts dir nicht
stellte:
»Wonach stinkt’s hier denn?«
Sie stöhnte genervt auf. »Ignorant! Du wirst hoffentlich auch in Hinblick auf deinen Geschmack- und Geruchsinn irgendwann einmal erwachsen! Guten Morgen, übrigens. Nimmst du dir Cornflakes, Milch und so weiter für dein Frühstück, bitte, ja?«
»Ach, Mütterchen ist im Schaffensrausch und die armen Kinder müssen sich selbst versorgen! Na gut, ausnahmsweise.«
»Du könntest dich doch sowieso von Cornflakes und dem ganzen anderen Krümelkram ernähren, Peer. Stimmt’s oder hab ich recht?«
»Warum nicht? Braucht man nicht kochen, nicht viel kauen. Ist eben Convenience Food. Zeitgemäß. Ich meine, was du so machst, schmeckt ja manchmal gar nicht schlecht. Aber der Aufwand!«
»Das verstehst du nicht – vielleicht noch nicht! Es kommt ja nicht nur aufs Ergebnis an, es geht dabei auch um den Schöpfungsakt. Das ist beim Kochen genauso spannend wie beim Malen oder Komponieren. Und herauskommen sollte eben auch ein Kunstwerk.«
»Wenn du meinst.« Peer hatte keine Lust mehr auf Kunsttheorien. Außerdem hatte sich inzwischen auch seine Schwester in der Küche eingefunden, verschlafen und wortkarg. Gerade noch »Morgen« brachte sie heraus und begann dann sogleich eine Schüssel Cornflakes zu muffeln. Aber das hatte bei Janina nichts zu bedeuten. Sie bekam morgens grundsätzlich die Zähne nicht auseinander.
Helene erkundigte sich nach den Plänen der beiden für die Gestaltung ihres Samstags. Peer hatte am frühen Nachmittag ein Basketballspiel, vorher würde er seine Freundin abholen und danach wollten sie noch essen gehen und ins Kino. Auch Janina hatte erfreulicherweise den ganzen Tag verplant und würde frühestens nach dem Abendessen bei Elisa mit dieser zuhause wieder auftauchen, da Elisa wahrscheinlich bei ihr übernachten wollte. Wunderbar – Kinder mussten heute also nicht versorgt werden.
Als Jan vom Joggen zurückkam, frisch geduscht und angezogen war, suchte auch er sich sein Frühstück selbst zusammen und setzte sich damit an Helenes Arbeitstisch.
»Willst du nicht eine Kleinigkeit mit mir frühstücken, Helene?«, fragte er sie auffordernd.
»Wenn ich so am Wirbeln bin, hab ich überhaupt keinen Hunger, und außerdem machen mich alle diese wunderbaren Gerüche schon satt, die hier durch die Küche wabern. Und dann hab ich dazu natürlich weder Zeit noch Ruhe. Außerdem muss ich ja hin und wieder mal probieren, was ich da zusammenkoche. Allein das reicht mir schon. Aber danke für dein Angebot. Iss du nur!« Diese Aufforderung war eigentlich überflüssig, denn Jan hatte den ersten Toast noch nicht ganz verschlungen, da schmierte er schon auf den nächsten üppig die Butter und packte eine dicke Scheibe goldgelben Käse darauf.
Es bereitete Helene Freude, ihn so mit Appetit essen zu sehen. Allerdings hatte er in letzter Zeit begonnen, einen kleinen Bauch anzusetzen. Man konnte noch nicht von dick sprechen, aber insgesamt war seine Statur kräftiger geworden. Eigentlich fand das Helene gar nicht schlecht. Sie schwärmte nicht mehr für diese fleischlosen Jünglinge mit dem klitzekleinen Hintern so wie früher. Heute fand sie massige Typen viel anziehender, deren Muskeln und kräftiger Körperbau Stärke und Lebenslust für sie symbolisierten. Und dass Jan richtig fett würde, war nicht zu befürchten, denn seine Eitelkeit hatte ihn bereits dazu gebracht, mit dem Joggen anzufangen, und ab und zu stieg er sogar mal auf die Waage, was er früher bei Helene immer albern gefunden hatte.
Die Kinder hatten sich verabschiedet und dann war Jan ebenfalls »nur mal kurz« ins Büro verschwunden, um sich in das neue Projekt Öko-City einzulesen – na hoffentlich würde der heutige Abend nicht in eine Arbeitssitzung umgewandelt! Aber dass das nicht passierte, dafür würde Helene schon zu sorgen wissen. Endlich hatte sie ihr Reich wieder für sich allein. Die Lauchrahmsuppe war inzwischen auch vollendet und jetzt harrte die Bratensoße ihrer Vollendung, denn das Fleisch war gar – wunderbar weich und zart!
Helene probierte ein Löffelchen von dem Gebräu im Topf – gigantisch! Viel war da zum Würzen gar nicht mehr vonnöten. Sie nahm das Fleisch aus der Soße und strich diese durch ein Sieb. Dann mischte sie in einem Keramikgefäß Crème double mit etwas Mehl und gab diese Mischung in die mittlerweile wieder brodelnde Soße, rührte emsig darin und freute sich, dass genau die richtige Konsistenz zustande kam: Träge und dickflüssig, fast
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