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Schatz, schmeckts dir nicht

Schatz, schmeckts dir nicht

Titel: Schatz, schmeckts dir nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ella Danz
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wollte ich dich fragen, ob du mich da in irgendeiner Form unterstützen könntest, was die Bewirtung der Gäste anbetrifft.«
    »Wenn ich es zeitlich einrichten kann, gerne! An was hast du denn gedacht? Wie viele Leute wolltest du einladen und zu welcher Zeit? Auf welchen Wochentag fällt dein Geburtstag?«
    »Das ist das Doofe: Ich habe mitten in der Woche Geburtstag, an einem Mittwoch. Aber ich habe auch keine Lust, die Feier aufs Wochenende zu verschieben. Da ich sowieso kein Riesenfest machen will, dachte ich, man kann so um 17 oder 18 Uhr anfangen, sodass die Leute nach getaner Arbeit kommen können, ohne sich groß in Schale zu werfen.«
    »Die Idee finde ich gar nicht schlecht. Sag doch mal, wie viele Leute werden es denn ungefähr sein?«
    »Also, ich denke so an zwölf Personen, ganz intim. Obwohl, das geht ja immer so schnell. Allein unsere Familie, wenn ich das mal so nennen darf: Dieter, Bertram, du und Jan und ich, sind schon fünf, und dann noch Viola und Margot, Jim – na ja, ich glaube mehr als zwölf will ich zu diesem traurigen Anlass nicht um mich versammeln.«
    »Na gut. Ich werde mal darüber meditieren und rufe dich die Tage wieder an.«
    »Wie wäre es, wenn du nächsten Mittwoch zu mir zum Frühstück kommst, dann können wir alles in Ruhe besprechen?«
    Für ein etwas anspruchsvolleres Frühstück die richtigen Sachen einkaufen, das kriegte Susanne gerade noch hin. Helene sagte also ihr Kommen zu, auch wenn sie ahnte, dass ihre Freundin nicht nur über die Einzelheiten ihrer Geburtstagsfeier debattieren wollte.
    Doch Susanne würde auf Granit beißen, wenn sie versuchen sollte, ihr persönliche Bekenntnisse zu entlocken.
    Helene sah nach draußen. Die letzten Tage des März verwöhnten weiter mit strahlendem Sonnenschein vom wolkenlosen Himmel und mit für die Jahreszeit ungewöhnlichen 20 Grad. Sie öffnete die Terrassentür und trat hinaus in die milde Luft. Naturgemäß sah es hier jetzt sehr kahl in den Pflanztrögen und Blumenkübeln aus, doch ein genauerer Blick ins wild wuchernde Gestrüpp des Knöterich ließ sie niedliche hellgrüne Blattspitzchen entdecken, und am Jungfernwein, der mit seinen Saugfüßchen die gegenüberliegende Wand emporkletterte, lugten winzige, rote Triebe hervor.
    In jedem Frühjahr staunte sie über dieses Wunder: Wie es die Pflanzen schafften, den kalten Winter auf der zugigen Terrasse, ziemlich vernachlässigt, zu überstehen, und mit welcher Kraft sie wieder zum Leben erwachten. Tief im Innern allerdings rechnete sie sich dieses Wunder auf ihrer Terrasse selbst als Verdienst an. Wahrscheinlich verfügte sie über den berühmten grünen Daumen oder irgendeine andere geheime Macht. Daran wollte sie gerade jetzt zu gerne glauben. Nur noch wenige Wochen, und sie würde mit ihrer Dachgartenarbeit beginnen müssen. Der März war fast schon zu Ende, im April war Ostern, dann der Mai und im Juni schon Pfingsten – viel Zeit blieb ihr nicht, die Dinge wieder ins Lot zu bringen.
     
     
     
    Die Interviews / Nr. 4
     
    Dieter
     
     
    Ach ja, Helene! Jedes Mal, wenn ich höre, wie ihr Mann sie Lenchen nennt, zucke ich innerlich zusammen und denke: Weiß dieser Mensch eigentlich überhaupt nichts von seiner Frau? Helene ist doch alles andere als ausgerechnet ein Lenchen! Aber Jan ist eben so ein typischer Heteromann. Ich mag ihn, er ist ein netter Kerl, aber von Frauen versteht er absolut nichts.
    Ich habe Helene durch meine Frau Susanne kennen gelernt. Mein Gott, das ist ja Lichtjahre her! Bin ich wirklich schon so alt? Natürlich hat Helene uns alle schon damals, als diese Themen hierzulande überhaupt noch nicht en vogue waren, mit ihrem Wissen und ihrer philosophischen Einstellung zum Kochen und Genießen beeindruckt. Und praktisch hat sie uns dann mit ihren geradezu genialen Kochkünsten vollends überzeugt. Ich finde es nur logisch, dass sie heutzutage Büffets für die Galerie und fürs Theater kreiert. Sie ist wirklich eine Künstlerin.
    Sie gefiel mir jedenfalls sofort. Nicht nur ihrer kulinarischen Seite wegen. Vor allem ihr kritischer Blick auf ihre Mitmenschen, und ihr Scharfsinn ganz allgemein, sind mir gleich aufgefallen. Und natürlich ihre Scharfzüngigkeit. Jedes noch so öde gesellschaftliche Event wird durch Helenes schonungslose Analyse, und ihre entsprechenden Kommentare, zu einem großen Amüsement. Ich glaube, von dieser Seite seiner Frau hat Jan keine Ahnung, oder vielleicht will er davon einfach nichts wissen. Irgendwie wirkt er auf mich

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