Schatzfinder
zu schieben ist mir zu billig.
In diesem Buch geht es darum, herauszufinden, was genau uns daran hindert, trotzdem ein erfülltes Leben zu feiern. Feigheit ist der erste Grund, warum wir mittelmäßig werden. Institutionalisierte Feigheit, vor der wir kapitulieren, der zweite Grund. Ja, geschenkt, aber das sind doch nur Ausreden. Es gibt doch immer wieder Ausnahmemenschen, die nicht kapitulieren! Ein paar wenige gibt es immer, die treten aufs Gas statt auf die Bremse. Die schaffen es trotz Eltern, Schule und Gesellschaft. Und sie werden zu unseren Vorbildern, die wir bewundern und auf die wir unsere Wünsche und Hoffnungen projizieren. Sicher ist: Es geht.
Was also genau macht den Unterschied aus zwischen der Lebenseinstellung des Playboy-Gründers Hugh Hefner und der Lebenseinstellung von Lieschen Müller-Mauerblümchen, geboren und gestorben in Haßloch? Wie überwindet man die institutionalisierte Feigheit? Oder: Wie feiert man das Leben vor dem Tod? Oder: Wie findet man seinen Schatz des Lebens?
Es ist vermutlich einfach. Aber leicht ist es nicht. Die Mittelmäßigkeit ist ja nun wirklich wie eingebrannt in unsere Köpfe. Ich merke das an mir selbst immer wieder. Neulich war ich beispielsweise als Talkgast im Studio des SWR bei Wieland Backes im Nachtcafé. Solche Talkshows haben eine Dramaturgie, die bei derWahl der Studiogäste und dem Zuschnitt des Themas beginnt. Talkmaster wollen verständlicherweise immer gut dastehen und brauchen vor allem eins: Einschaltquote. Und die gibt es nicht, wenn sich alle Talkgäste einig sind. Also werden Kontroversen inszeniert. Ich wusste nur zu gut, welche Rolle ich bei diesem Talk hatte: Ich sollte das Futter liefern, über das sich die anderen das Maul zerreißen konnten.
Nun, ich bin gar nicht so schlecht mit dem Mundwerk, und ich hatte bei diesem Talk eine wunderbare Gelegenheit, vielen tausend Menschen die Botschaften rüberzubringen, die mir am Herzen liegen. Dazu muss man nur ein paar Dinge tun: den Talkmaster gut dastehen lassen, die Kontroverse mitspielen, sympathisch rüberkommen, niemandem auf den Schlips treten, das sagen, was der Talkmaster hören will, was das Publikum hören will, einer von den Guten sein … alles Mist! Schon war ich auf dem falschen Dampfer …
In Wahrheit ist genau anders herum: Anstatt zu versuchen, es allen recht zu machen und den Erwartungen aller anderen zu entsprechen, hätte ich einfach sagen sollen, was mir gerade einfällt. Ich bin in bester Absicht in die Mittelmäßigkeitsfalle getappt, und ich wage es nicht, mir meinen Fernsehauftritt nochmal anzuschauen.
Können Sie sich ernsthaft vorstellen, dass Helmut Schmidt darüber nachdenkt, wie er wohl rüberkommt, welche Rolle er im Fernsehen spielen soll und was die anderen von ihm denken? Nein, er verweigert einfach jede Talkshow-Situation und lässt sich nur auf TV-Gespräche ein, wenn er der einzige Gast überhaupt ist. Punkt. Und rauchen wird er definitiv, und trinken will er Cola, ob das nun politisch korrekt ist oder nicht. Oder ein Marcel Reich-Ranicki? Oder ein Uli Hoeneß? Oder ein Dieter Bohlen? Echten Persönlichkeiten ist es vollkommen egal, wem sie sympathisch sind und wem nicht; Sie sagen und tun einfach, was sie für richtig halten, nicht, was erwartet wird. Die Erwartungen anderer sind immer die Erwartungen anderer.
Die Erwartungen anderer sind immer die Erwartungen anderer.
So wie mein Rednerkollege Larry Winget, Musikgigant Bob Dylan, Oscar-Preisträgerin Kate Winslet, Top-Manager Jack Welch oder Politiker-Denkmal Herbert Wehner – Menschen jenseits des Mittelmaßes leiden gewiss nicht unter Gefallsucht. Stattdessen stehen sie jederzeit zu ihren Prinzipien, Standpunkten, Positionen und Meinungen.
Larry Winget, der »Pitbull der Persönlichkeitsentwicklung«, sagt: »Hier ist die Wahrheit: An euren Kindern seid ihr selbst schuld.« – Bob Dylan spielt mit dem Rücken zum Publikum, wenn ihm danach ist. Als das Publikum ihn in den 1960ern ausbuhte und als Judas beschimpfte, weil er Folksongs mit elektrisch verstärkten Gitarren spielte, wies er seine Band an, besonders laut zu spielen. – Kate Winslet, die Hauptdarstellerin im Blockbuster
Titanic
, sagt, sie müsse sich jedes Mal beinahe übergeben, wenn sie den
Titanic
-Titelsong »My Heart will go on« von Celine Dion hört. – Jack Welch war die Ikone des Shareholder Value, der den Bogen vollständig raushatte, wie man ein Unternehmen am Aktienmarkt wertvoller macht. Er hatte in 20 Jahren als Chef von
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