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Schau Dich Nicht Um

Titel: Schau Dich Nicht Um Kostenlos Bücher Online Lesen
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gegenübergestanden. Beide Male hatte er den Sieg davongetragen.
    »Jess, ist dir schon mal der Gedanke gekommen, daß der Mann unschuldig sein könnte?«
    »Der Mann, wie du ihn so freundlich nennst, ist von der Frau, die er überfallen hat, eindeutig identifiziert worden.
    »Und es ist nicht möglich, daß sie sich irrt?«
    »Er ist in ihre Wohnung eingebrochen und hat sie fast bis zur
Bewußtlosigkeit geprügelt. Dann hat er sie gezwungen, sich auszuziehen, ganz langsam, Stück für Stück, so daß sie mehr als genug Zeit hatte, sich sein Gesicht anzusehen, bevor er sie vergewaltigte.«
    »Rick Ferguson hat für die Zeit des Überfalls ein unwiderlegbares Alibi«, sagte Don.
    Jess prustete verächtlich. »Ich weiß - er war zu Besuch bei seiner Mutter.«
    »Die Frau hat ihr Haus als Sicherheit für seine Kaution aufgeboten. Sie ist bereit, vor Gericht für ihn auszusagen. Ganz zu schweigen davon, daß es in dieser Stadt Tausende von Männern gibt, auf die Rick Fergusons Beschreibung ebenfalls paßt. Wieso bist du sicher, daß Rick Ferguson dein Mann ist?«
    »Ich bin eben sicher.«
    »Einfach so?«
    Jess erzählte ihm von der Begegnung mit Rick Ferguson am Morgen, als sie zur Arbeit gekommen war, und von der nachfolgenden kurzen Auseinandersetzung im Foyer des Gerichtsgebäudes.
    »Du sagst, er hat dir gedroht?«
    Jess sah, daß Don sich bemühte, neutral zu bleiben, vorzugeben, sie wäre nur eine unter vielen Staatsanwältinnen und nicht eine Frau, die ihm offensichtlich noch immer sehr viel bedeutete.
    »Ich sage, ich verstehe nicht, wieso du deine kostbare Zeit an solche Leute verschwendest«, entgegnete sie ruhig. »Du warst doch derjenige, der mir erklärt hat, daß die Praxis eines Anwalts letztlich seine eigene Persönlichkeit spiegelt.«
    Er lächelte. »Schön zu wissen, daß du zugehört hast.«
    Sie neigte sich zu ihm und küßte ihn leicht auf die Wange. »Ich muß zurück ins Büro.«
    »Das heißt wohl, daß du nicht daran denkst, die Anklage zurückzunehmen?«
    »Bestimmt nicht.«
    Er quittierte ihre Worte mit einem bekümmerten Lächeln. Dann
nahm er sie bei der Hand und führte sie zum Administration Building zurück, wo er ihr noch einmal kurz die Hand drückte, ehe er sie freigab.
    Bitte bleib hier und warte, bis ich sicher und wohlbehalten drinnen bin, flehte sie stumm, während sie die Treppe hinaufeilte.
    Aber als sie oben war und sich umdrehte, war er schon weg.

3
    D er Alptraum begann immer auf die gleiche Weise: Jess saß im sterilen Empfangsraum einer Arztpraxis und blätterte in einer alten Zeitschrift, während irgendwo in ihrer Nähe ein Telefon läutete. »Es ist Ihre Mutter«, sagte der Arzt dann zu ihr und zog aus seinem großen schwarzen Aktenkoffer einen Telefonapparat, den er ihr reichte.
    »Mutter, wo bist du?« fragte Jess. »Der Doktor wartet auf dich.«
    »Komm in einer Viertelstunde ins John Hancock Building. Ich erwarte dich dort. Dann erkläre ich dir alles.«
    Plötzlich stand Jess vor einer Reihe von Aufzügen, doch ganz gleich, wie oft sie den Knopf drückte, es kam kein Aufzug. Sie suchte die Treppe, fand sie, raste wie von Furien gehetzt die sieben Stockwerke hinunter, nur um unten zu entdecken, daß die Haustür abgesperrt war. Sie drückte, sie zog, sie rüttelte, sie weinte, sie schrie. Die Tür gab nicht nach.
    Im nächsten Augenblick stand sie vor dem Art Institute in der Michigan Avenue, und das Sonnenlicht, das vom Bürgersteig reflektiert wurde, blendete sie. »Kommen Sie herein«, rief eine Frau mit kastanienbraunem Haar und grauen Augen von der obersten Stufe des imposanten Gebäudes herunter. »Die Besichtigung fängt jetzt an, und Ihretwegen müssen alle warten.«

    »Ich kann wirklich nicht bleiben«, erklärte Jess den Leuten, deren Gesichter in einem Durcheinander brauner Augen und roter Münder verschwammen. Die Gruppe blieb mehrere Minuten vor Seurats Bild Sonntag nachmittag auf der Île de la Grand Jatte stehen.
    »Spielen wir Punkte verbinden«, rief Don, als Jess sich aus der Gruppe löste und hinausrannte, um gerade noch auf einen Bus aufspringen zu können, der eben abfuhr. Doch der Bus fuhr in die falsche Richtung, und sie landete am Union-Bahnhof. Sie winkte einem Taxi, aber der Fahrer mißverstand ihre Anweisungen und fuhr sie in die Roosevelt Road.
    Er erwartete sie, als sie aus dem Taxi stieg, eine gesichtslose Gestalt ganz in Schwarz, die reglos am Straßenrand stand. Jess wollte sofort wieder in den Wagen zurückspringen, aber das Taxi

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