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Schau mir ins Herz

Schau mir ins Herz

Titel: Schau mir ins Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Hope
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Alle Verwirrung, alles Misstrauen, jeder Zweifel der letzten drei Wochen waren wie ausgelöscht. Was blieb, war eine unbeschreibliche Freude. Sie und Nicolas waren verheiratet. Sie liebten einander.
    Es war beinahe zu schön, um wahr zu sein – wie ein Märchen, in dem die Beteiligten am Schluss nur noch glücklich sein mussten bis an ihr Lebensende. Und das würde wunderbar werden, nun, nachdem die Missverständnisse zwischen ihnen ausgeräumt waren.
    Ein leises Klopfen an der Tür unterbrach ihre Gedanken. Sie rief „Herein“, und ein junges Mädchen betrat den Raum, das Carol als Jessa, eine der zahlreichen Nichten von Ta Dentella, erkannte.
    Jessa brachte ein Tablett, das sie mit großer Vorsicht auf dem Tisch neben dem Bett abstellte. „Soll ich Ihnen Kaffee eingießen?“, fragte sie eifrig.
    „Gern“, erwiderte Carol, dann fiel ihr auf, dass das Tablett nur für eine Person gedeckt war, und sie erkundigte sich, ob Nicolas bereits gefrühstückt habe.
    „Der Baron frühstückt nie, glaube ich“, antwortete das Mädchen ein wenig zögernd. „Er ist sehr zeitig aufgebrochen und wollte Sie nicht wecken. Wir hatten Anweisung, Sie ausschlafen zu lassen.“
    Aufgebrochen? Carol war nicht auf den Schock gefasst, den das Wort in ihr auslöste. Doch dann machte sie sich klar, dass Jessa vermutlich meinte, Nicolas sei nur aus dem Haus gegangen. Sicher um zu schwimmen, wie sie zuerst gedacht hatte. Ein wenig bedauerte sie, dass sie nicht gemeinsam mit ihm aufgewacht war. Sie hätte sich gewünscht, mit ihm zusammen zu sein an diesem ersten Morgen wirklichen, ungetrübten Glücks.
    Sie wollte fragen, wo er hingegangen war, und hielt sich im letzten Moment zurück. Es würde befremdlich wirken, wenn sie, Nicolas’ frisch angetraute Ehefrau, es nicht wusste.
    „Natürlich“, sagte sie stattdessen. „Jetzt fällt es mir wieder ein. Vielen Dank, Jessa.“ Sie lächelte, als das Mädchen den Raum verließ.
    Nachdem sie Kaffee getrunken und ein ausgiebiges Bad genommen hatte, zog Carol einen blassblauen Rock und ein weißes Seidentop an. Sie wusste, dass die hellen Farben ihre Sonnenbräune und ihr blondes Haar zur Geltung brachten. Nicolas würde sicher bald zurückkommen, und sie wollte so gut aussehen wie irgend möglich.
    Als sie ein paar Minuten später nach unten kam und das Wohnzimmer betrat, fiel ihr Blick auf einen Briefumschlag, der auf dem Tisch lag. Sie erkannte Nicolas’ energische Handschrift und las die Adresse. Im ersten Moment glaubte sie, er habe ihn an seine Mutter gerichtet, doch dann erinnerte sie sich, dass „Baronessa de Comino“ nun ihr eigener Name war. Verdutzt fragte sie sich, warum er ihr schrieb, wenn sie sich doch gleich sehen würden. Sie riss das Kuvert auf, nahm den Brief heraus und las:
    Meine bezaubernde Kalypso,
nun, da von einer Annullierung keine Rede mehr sein kann – unsere Ehe wurde unbestreitbar vollzogen, wie Du mir gewiss zustimmen wirst –, entfällt jede Grundlage für Deine Erpressung, und Du hast keine Handhabe mehr über mich außer der ganz normalen, die eine Heirat mit sich bringt.
Es dürfte Dir nicht bewusst gewesen sein, wie gleichgültig es mir ist, ob ich verheiratet bin oder nicht. Von Bedeutung war für mich einzig, dass Du einen Skandal hättest verursachen können, der meinem Namen, meiner Mutter und meiner Familie schadet.
Ich hoffe, Du wirst mir nachsehen, meine liebe Zauberin, wenn ich mich zeitweise von Deiner bemerkenswerten Schönheit mitreißen ließ. Schreibe es der Wichtigkeit des Anlasses zu, dass ich gelegentlich mehr von meinem berüchtigten Charme eingesetzt habe, als ich eigentlich wollte. Denn auch wenn ich Dich als Gegnerin schätze, bringe ich Dir nicht mehr entgegen als den Respekt, den Du verdienst, und ich habe nicht vor, Dich mit den weiteren unnötigen Ansprüchen eines Ehemanns zu belästigen.
Es wird Dir eine Erleichterung sein, dass ich nach Valletta gefahren bin. Wenn man Dich fragt, kannst Du behaupten, dass ich ein akutes Problem in meinen landwirtschaftlichen Angelegenheiten zu lösen habe, und Dir jedermanns Mitgefühl sicher sein. Ich erachte es für das Beste, wenn meine Rückkehr sich „bedauerlicherweise“ verzögert, bis Du in den palazzo umgezogen bist.
Bis dahin grüßt Dich Dein Dir ergebener Gatte
Nicolas.
    Unfähig, sich zu rühren, stand Carol da. Ihr Gehirn weigerte sich, die Bedeutung der Worte zu akzeptieren. Sie musste den Brief ein weiteres, dann ein drittes Mal lesen, ehe sie das ganze Ausmaß von

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