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Schauen sie sich mal diese Sauerei an

Schauen sie sich mal diese Sauerei an

Titel: Schauen sie sich mal diese Sauerei an Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Nießen
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Zeitlupe, nach circa zehn Sekunden fragte ich: »Und?« »Was, und?«, kam prompt die Gegenfrage. »Hilft es?«, fragte ich erneut. »Was hilft?« »Na die Spritze, hilft die Spritze?« Diesmal erfolgte keine Replik. »Sehen Sie, Spritze geben hilft nix!«, sagte ich süffisant, an den Mützenmann gerichtet, der sich offenbar leicht verarscht vorkam und von nun an den Mund hielt. Der Gesichtsausdruck von Hein war immer noch ziemlich verkniffen, jetzt aber, um nicht lauthals zu lachen. Die Stimmung an der Einsatzstelle war nach der Nummer mit der Spritze im Arsch, der Patient wurde, wie von Hein angekündigt, »eingepackt« und zur weiteren Abklärung ins Krankenhaus gebracht. Auf dem Weg zum Rettungswagen sagte der Mützenmann hämisch: »0:1 für Spanien.« Wozu sind Menschen eigentlich fähig? Nicht nur, dass man aus einer Sternstunde des Fußballs herausgerissen wird, nein, man bekommt zum Dank für seine Hilfe auch noch hinterrücks ein rostiges Messer ins Herz gerammt. Hein ist seit diesem Einsatz begeisterter Anhänger abstruser Verschwörungstheorien. Zuweilen behauptet er sogar, dass gegnerische Fans Notrufe fingiert hätten, um uns das Endspiel zu versauen. Wie dem auch sei, ich freue mich schon auf die WM 2010. Natürlich im Dienst.

15. Von Schwerkraft, Kunst und einem Rendezvous
    Ein gefallenes Mädchen

    Erst wenn es um unbedeutenden Kleinkram geht, werden Auseinandersetzungen wirklich bitter. Henry Kissinger

    S tuhlgang ist meiner Meinung nach ein ganz entscheidender Teil von Lebensqualität. In was für missmutige Gesichter muss man schauen, wenn die notwendige Defäkation nicht zufriedenstellend verläuft. Womit wir schon am entscheidenden Punkt sind. Wenn es verläuft, war die ganze Sache zu flüssig, wenn es zu hart ist, müssen Sie pressen und drücken wie bei einer Drillingsgeburt. Wer von uns hat nicht schon Stunden auf dem Klo verbracht und um eine besondere Form der Erlösung gebeten. Wie so oft im Leben, scheint die goldene Mitte das Maß aller Dinge zu sein. Der Alltag im Rettungsdienst erfordert es, sich den Gang zur Toilette von Zeit zu Zeit zu verkneifen. Als Patient würden Sie es kaum gutheißen, wenn ich zu Ihnen sage: »Wir unterbrechen kurz die medizinische Versorgung - ich muss mal austreten!« Außerdem ist der zeitliche Verlauf solcher Dinge im Vorfeld kaum planbar, der eine verrichtet schnell, der andere langsam. Ein Verwandter meinerseits pflegt zu sagen: »Ich bin nur mal kurz zur Toilette.« Kurz ist in diesem Zusammenhang sicherlich ein relativer Begriff, aber vor einer halben Stunde ist mit dem Mann nicht mehr zu rechnen. Das Problem an der Sache ist: Haben Sie sich ein- oder mehrmals am Tag die Notdurft verweigert, können Sie irgendwann gar nicht mehr. Ein nicht enden wollender Teufelskreis beginnt, der in Blähungen, Verstopfungen oder Schlimmerem tragisch endet. Umso glücklicher schätzte ich mich nach einem frühmorgendlichen Einsatz, die Wache zu erreichen, um das erste Geschäft des Tages in Ruhe zu erledigen. Hein schien ganz ähnliche Gedanken zu hegen, jedenfalls folgte er mir auf dem Fuße in Richtung Toilette und verschwand in der Kabine neben mir. Denken Sie einfach an den Charme einer Toilettenanlage auf einem einsamen Campingplatz an der Mosel in den achtziger Jahren. Mit diesem Bild vor Augen haben Sie eine realistische Vorstellung von den zweckgebundenen Sitzgelegenheiten auf unserer Rettungswache. Da saßen wir nun, nur durch eine zwei Zentimeter dicke, matt lackierte Sperrholzplatte voneinander getrennt. Die ansonsten offene Bauweise machte zwar Konversation problemlos möglich, hatte aber den entscheidenden Nachteil, dass die gesamte Raumluft beiden Besuchern zur Verfügung stand. »Bei Keramikmöbeln bevorzuge ich ja eher Flachspüler«, warf ich in die beengte Weite des Raumes. »Warum in aller Welt das denn?« »Man sieht, was man getan hat. Man kann Farbe, Konsistenz und krankhafte Veränderungen viel besser beurteilen. Manchmal kann man lustige Figuren erkennen. Es glaubt mir ja keiner, aber ich hab mal ne Sieben gekackt - mit Querstrich!«, antwortete ich mit Stolz in der Stimme. Hein war völlig anderer Ansicht: »Nee, nee, fetten Respekt für die Sieben, aber von Flachspülern halte ich gar nix. Tiefspüler, mein Freund! Tiefspüler sind das Nonplusultra. Man ist einfach weiter weg vom Gefahrenschwerpunkt. Du verstehst, was ich meine, es spritzt nichts hoch, rein ins Wasser, sauber und aus.« »Mag sein, aber es gibt keine lustigen Figuren zu

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