Schauspieler küssen anders (German Edition)
diesem Moment bemerkte ich, wie Robert erstaunt aufsah.
In der Terrassentür stand meine zehn Jahre jüngere Schwester. Sie trug ein knappes Faltenröckchen, darüber ein hautenges Top, das ihre perfekt modellierten Schultern zur Geltung brachte und hatte die Haare modisch schick aufgesteckt mit zwei neckischen, kleinen Löckchen, die ihr über die Ohren hingen. Sie sah wunderschön und sehr aufreizend aus und ich fühlte mich in meinen Khaki-Shorts und der weißen Bluse ziemlich farblos und unscheinbar. Eigentlich wie immer in ihrer Gegenwart.
„Hi, Lisa!“, rief Stephanie fröhlich und umarmte mich. Natürlich nicht fest oder besonders herzlich, das könnte ja ihre Frisur zerstören oder das Top zerknittern. „Und das ist Robert?“ Sie wandte sich zu Robert mit ihrem charmantesten Lächeln, das alle ihre wunderschönen, weißen Perlenzähne zeigte. Doch das Lächeln verblasste und sie sah geschockt aus. „Rob Faulkner.“ Ihre Stimme war eine Oktave nach oben geschnellt. „Ich fass es nicht! Du bringst Rob Faulkner mit?“
„Äh, wärst du so nett und würdest leiser schreien?“, zischte ich verärgert. Ohne Wirkung. Ich musste ansehen, wie meine bildschöne Schwester meinen gottgleichen Freund umarmte. Diesmal waren Frisur und Top vergessen. Sie presste ihre Modelfigur schamlos an ihn.
Kleinlaut sagte ich zu meiner Mutter, ich würde den Salat aus dem Kühlschrank holen gehen.
Das war’s dann wohl, dachte ich und fühlte Tränen in mir aufsteigen. Wenigstens war das Haus dunkel und kühl und gab mir Gelegenheit, mich ein wenig zu fangen. Ich schnäuzte wieder in Roberts Stofftuch und machte mich schon auf den schmachtenden Ausdruck auf Roberts Gesicht gefasst, den er sicherlich den Rest des Abends tragen würde, sobald er meine Schwester ansah.
Es war nicht das erste Mal, dass sie das tat. Sobald ich mich mit einem Mann gut unterhielt, konnte ich darauf gehen, wenig später von ihr unterbrochen zu werden. Dann flirtete sie mit ihm auf Teufel komm raus und die Männer hatten mich vergessen. Sogar Alec hatte sie immer vernarrt angestiert, wenn sie sich so aufführte.
Ich nahm den Kartoffelsalat aus dem Kühlschrank und stellte ihn kurz ab, um mich noch einmal zu schnäuzen.
„Wenn du es noch einmal wagst, mich mit dieser Furie alleine zu lassen …“, zischte hinter mir Roberts Stimme.
Erschrocken drehte ich mich um und hätte beinahe die Schüssel umgeworfen.
Robert stand in der Tür und sah richtig wütend aus. Dann sah er meine Augen und das Taschentuch in meiner Hand. Sofort wurde sein Blick besorgt.
„Was ist? Immer noch die Maiglöckchen?“, fragte er und trat näher.
Ich schüttelte den Kopf. „Wen meinst du mit Furie?“, fragte ich und wischte noch einmal die Nase.
„Deine Schwester, dieses Flittchen.“ Sein Blick hatte sich wieder verdüstert. „Sie hat sich mir nicht nur vor deinen Augen an den Hals geworfen, sondern auch ungeniert vor deinen Eltern mit mir geflirtet und versucht, dich schlecht zu machen.“
Ich schluckte. Hatte er Stephanie gerade ein Flittchen genannt?
„Weshalb weinst du, wenn nicht wegen der Maiglöckchen?“, fragte er und trat noch näher.
Ich schüttelte nur den Kopf. „Ach nichts, mir ist vorhin was ins Auge geflogen und das brennt. Wahrscheinlich verstärkt durch die Maiglöckchen.“
Robert nahm mein Kinn mit Daumen und Zeigefinger in die Hand und hob mein Gesicht an, damit er mir in die Augen sehen konnte.
„Du bist eine schlechte Schauspielerin, Lisa. Du hast doch wohl nicht ernsthaft angenommen, ich würde auf das billige Aussehen und Gehabe deiner Schwester abfahren?“
Ich schluckte wieder, schwieg aber. Er brauchte keine weitere Bestätigung. Er zog mich in seine Arme und küsste mich stürmisch.
„Ich liebe dich. Glaubst du nicht, Frauen wie Stephanie könnte ich zuhauf haben, wenn ich wollte?“
Mein Lachen war noch sehr zittrig, aber ich erwiderte seine Küsse.
„Lisa, du bist alles für mich. Ich habe sofort gemerkt, dass du dich versteift hast, als sie auftrat. Weshalb?“
„Sie ist so viel schöner als ich“, murmelte ich und drückte mich enger an ihn. „Sie hat bisher jeden Mann bekommen, den sie wollte.“
Er schnaubte. „Ich habe noch nie eine Frau mit so großen, unberechtigten Komplexen erlebt wie dich. Hast du nicht ein bisschen Vertrauen in mich?“
„Ich weiß nicht … in Stephanie auf jeden Fall nicht.“
Er schob mich ein wenig von sich und sah mir prüfend ins Gesicht.
„Unterstützen deine Eltern
Weitere Kostenlose Bücher