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Scheherazade macht Geschichten

Titel: Scheherazade macht Geschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Shaw Gardner
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Zwielicht, das in diesem kleinen Alkoven herrschte, gewöhnt hatte, aber als sie dann endlich etwas erkennen konnte, kam ihr die Alte Weise seltsam bekannt vor. Es konnte nicht alleine an dem gequälten Gesichtsausdruck und den zitternden Gliedmaßen liegen, auch nicht an dem ausgezehrten Zustand ihres Körpers oder ihrer blassen Haut, unter der sich deutlich dicke Adern abzeichneten.
    »Seid...«, begann Scheherazade.
    »Nein... wolfganghohl... Ich kenne deine Fragen, noch bevor du sie gestellt hast«, antwortete die alte Weise. »Sie ist meine Schwester!«
    »Eure...«, versuchte Scheherazade.
    »Genau«, stimmte die Alte Weise zu. »Aber sie überweist eine Menge Leute an mich. Es ist gut, wenn das Geschäft in der Familie bleibt.«
    »Das...«, setzte Scheherazade an.
    »Nein«, unterbrach die alte Frau. »Ich kenne deine... johnronaldreuel... Fragen, noch bevor du überhaupt an sie gedacht hast!«
    Scheherazade runzelte die Stirn. Hatte sie eine Frage stellen wollen?
    »Vielleicht bin ich ein wenig zu schnell«, meinte die Alte Weise. »Das ist eine Art... xanthbandzehn... Berufskrankheit. Aber komm, ich kenne dein Problem, und ich kenne auch die Lösung. Natürlich hast du zur Zeit absolut nichts von einem Mitglied deiner Familie zu befürchten. Was Sulima betrifft, da sieht es schon anders aus. Ich nehme an, sie wird bald hier auftauchen. Und zwar – jetzt!«
    Jetzt? Scheherazade drehte sich um und sah, wie hinter ihr der Teppich mit einer heftigen Bewegung zur Seite gerissen wurde.
    »Endlich!« fauchte die Frau in Schwarz. »Nun wirst du meine Rache zu spüren bekommen!«
    Sie streckte ihre Krallen nach Scheherazade aus, und auch all die herumliegenden und -hängenden Teppiche konnten ihr niederträchtiges Lachen nicht dämpfen.

Das 27. der 35 Kapitel,
    in dem sich ein Mitglied der Dschinn -Familie wieder einmal gegen den Fluß der Geschichte stemmt.
     
    Wahrlich, dies war Scheherazades Ende!
     
    ERNEUT UNTERBRICHT OZZIE DIE GESCHICHTE
     
    »DANN GEWINNT ENDLICH ALSO EINMAL EIN WESEN MEINER ART?« brüllte Ozzie. »HABT IHR ES BEMERKT? SO ETWAS KOMMT IN SOLCHEN GESCHICHTEN NUR GANZ SELTEN VOR. DAS IST ENDLICH EINMAL EINE WIRKLICH AUSGEZEICHNETE ABWECHSLUNG. SAG, WIE BIST DU ZU TODE GEKOMMEN? UND WIE FÜRCHTERLICH WAR DIE RACHE DER DSCHINNIN? ACH, DIESE GESCHICHTE IST SO GUT, DASS ICH FAST VERSUCHT BIN, EUCH AM LEBEN ZU LASSEN!«
    Scheherazade sah zu dem riesigen, grün glühenden Kopf auf, der über ihnen thronte. »Ich bin mit meiner Geschichte noch nicht ganz am Ende«, meinte sie. »Außerdem, wenn ich bereits tot wäre, wie könntest du mich dann gnädigerweise ›am Leben lassen‹? Und wie könnte ich dann überhaupt meine Geschichte erzählen?«
    »Schau her«, warfen die zahllosen Teile von Ali Babas Bruder Kassim ein. »Ich bin das lebende Beispiel für ein solches Wunder. Nun, genaugenommen vielleicht nicht ›lebend‹, denn man hat mich in sechs mal sechs Teile zerstückelt, aber ich kann noch immer reden, nicht wahr?«
    »Reden schon«, stimmte Achmed zu. »Ob da allerdings etwas Vernünftiges herauskommt, wage ich zu bezweifeln.« Doch Scheherazade wußte, daß hier unten in der verzauberten Höhle, die den Namen Mordrag trug und in der der Palast der Schönen Frauen lag, tatsächlich andere Regeln galten. Und Ozzie, der Mordrag besiegt hatte, hatte diese Regeln noch einmal auf den Kopf gestellt. Außerdem gab es da noch den Geist der Lampe und den Geist des Ringes, die Aladin während seiner Abenteuer zur Seite gestanden hatten und die Ozzie mit einem Trick in jene Flasche verfrachtet hatte, in der er selbst zuvor gefangen gewesen war.
    Der Ort war also bis in den letzten Winkel erfüllt von Magie. Scheherazade erinnerte sich an etwas, das die dritte Alte Weise ihr gesagt hatte. Doch das war ein Teil ihrer Geschichte – eben jener Geschichte, die sie so schnell wie möglich wiederaufgreifen sollte. Für den Augenblick genügte es, wenn sie sich ins Gedächtnis rief, daß sie sich an einem verzauberten Ort befand und sie diesen Zauber vielleicht für sich nutzen konnte.
    »Es scheint mir«, meldete sich die kluge Marjanah, »daß dieser Dschinn alles in seiner Macht Stehende tut, um den Erfolg der Geschichtenerzählerin zu verhindern.«
    »WAS WILLST DU DAMIT ANDEUTEN?« wollte Ozzie wissen. »IHR WERDET SCHON NOCH SEHEN, DASS ES KEINEN FAIREREN DSCHINN ALSOZZIEGIBT.«
    Doch Marjanahs Bemerkung schien allgemeine Zustimmung beim hauptsächlich aus Frauen bestehenden Publikum zu

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