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Scheherazade macht Geschichten

Titel: Scheherazade macht Geschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Shaw Gardner
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Schreien vernehmen. Omar störte sich nicht daran und begann:
     
    Ach würde dieser Augenblick,
    Nur niemals nie vergehn –
    Doch kann ich schon die Wachen sehn.
    Und – husch! – schon bin ich weg!
     
    Die Tür fiel hinter der Geschichtenerzählerin ins Schloß.
    Und während die Morgensonne weiter dem Zenit entgegenstieg, verließ Scheherazade den Palast und schritt rasch auf den Marktplatz zu.
     

Das 26. der 35 Kapitel,
    in dem Scheherazade der Teppich
    unter den Füßen weggezogen wird.
     
    So kam es also, daß Scheherazade sich an einem geschäftigen Markttag mitten auf einem Marktplatz wiederfand, umgeben von hundertmal mehr Menschen, als sie in der ganzen Zeit im Palast zusammengenommen gesehen hatte.
    »Platz da! Platz da!« rief jemand hinter ihr.
    Sie trat schnell in den Schatten eines Standes und drehte sich um. Hinter ihr drängte sich ein gutes Dutzend Männer in den tiefroten Gewändern von Shahryars persönlicher Leibwache durch die engen Straßen. Die Jagd nach ihr hatte also schon begonnen. Schnell wandte sie ihr Gesicht wieder ab und zog ihren Schleier ein wenig höher, so daß er auch ihre Nase verdeckte.
    Sie bemerkte eine Frau in mittleren Jahren, die hinter einer Auslage mit Gemüse stand und ebenfalls mißbilligend auf die vorbeieilenden Wachen starrte. Das schien ihr ein gutes Zeichen, und so beschloß Scheherazade, sich ratsuchend an die Händlerin zu wenden.
    »Könntet Ihr mir vielleicht sagen, gute Frau, wo ich Hassan, den Teppichhändler, finden kann?« fragte sie.
    »Diesen Betrüger?« erwiderte die andere Frau mit einem Lachen. »Er hat seinen Laden in dieser Gasse hier, etwa zwanzig Stände weiter auf der linken Seite. Ihr werdet seine Ware schon von weitem sehen können. Doch ich warne Euch, schaut Euch beide Seiten von dem an, was er Euch andrehen will. Und habt stets ein Auge auf Eure Geldbörse!«
    Scheherazade bedankte sich bei der Frau und machte sich rasch auf den Weg. Sie eilte an Ständen mit reifen Früchten und wohlduftenden Nüssen vorbei, an Läden mit farbenprächtigen Tüchern, mit exotischen Tieren und exquisit gearbeiteten Lederwaren oder mit all den anderen unzähligen Waren, die aus allen Ecken und Enden der Welt hierher geschafft und zum Verkauf angeboten wurden. Ständig riefen links und rechts schrille Stimmen nach ihr, die sie und andere Vorbeieilende aufforderten, doch stehenzubleiben und das Geschäft ihres Lebens zu machen.
    Nachdem sie sich an zwanzig Ständen vorbeigedrängt hatte, ohne auf all diese verlockenden Angebote einzugehen (was für eine Frau schon eine recht erstaunliche Leistung war), sah Scheherazade endlich eine Auslage mit zahllosen Teppichen vor sich, die alle üppig mit roten und gelben Mustern versehen waren.
    Sie blieb genau vor dem Stand des Teppichhändlers stehen und entdeckte zwischen den feilgebotenen Waren einen wohlbeleibten Mann mit einem Gesichtsausdruck, der irgendwo zwischen Freundlichkeit und Gerissenheit lag.
    »Ihr seid also Hassan?« fragte sie den Mann.
    »Ich muß es wohl sein, denn sind dies nicht die besten Teppiche, die Ihr auf dem ganzen Markt finden könnt?« erwiderte Hassan. »Und mit wem habe ich wohl die Ehre?«
    Scheherazade hüllte sich enger in ihren dunklen Mantel. »Ich bin nur eine arme Hausfrau.«
    »Tatsächlich?« Hassans Grinsen wurde noch breiter. »Dann bin ich mit Sicherheit der ehrenwerteste und ehrlichste Händler auf dem ganzen Markt.«
    Scheherazade merkte, daß der Mann noch nicht ganz überzeugt war. Vielleicht hätte sie, als sie den Palast verließ, daran denken sollen, ihr wertvolles Gewand, das unter ihrem Mantel hervorsah, gegen ein weniger auffälliges zu tauschen. Aber egal, ihre Glaubwürdigkeit war von keiner großen Bedeutung. Sie war hier, um mit der Alten Weisen zu sprechen, und um das zu tun, mußte sie den Anweisungen folgen, die Omar ihr gegeben hatte.
    »Nun gut«, wandte sie sich an den Händler. »Ich würde gerne deinen allerbesten Teppich sehen.«
    »Das hört sich schon besser an!« erwiderte Hassan begeistert. »Einer Dame Eures Standes steht es nicht an, Armut vorzutäuschen.«
    Er griff hinter sich in einen großen Stapel und zog einen aus rubinrotem Brokat gefertigten Teppich daraus hervor, der mit einem feingesponnenen purpurfarbenen Muster durchwebt war.
    »Das ist mein bestes Stück«, sagte er, während er den Teppich vor ihr ausbreitete. »Dürfte ich nun erfahren, wieviel Gold Ihr dafür auszugeben gedenkt?«
    »Gold?« Scheherazade konnte die

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