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Scheherazade macht Geschichten

Titel: Scheherazade macht Geschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Shaw Gardner
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erstenmal an diesem Tag freute sich der Fischer richtig, denn dieses Gefäß brachte ihm mit Sicherheit zehn goldene Dinare ein, wenn er es auf dem Markt verkaufte. Aber vielleicht hatte er ja noch mehr Glück! Das Gefäß war nämlich noch immer mit einem Siegel versehen, das aussah, als könne es vom Hofe des großen Propheten Salomon stammen. Ach was, sagte sich der Fischer, da sieht man wieder, wie ungebildet ich bin. Denn hatte Salomon nicht vor mehr als tausend Jahren gelebt, lange, bevor der Fischer geboren worden war? Der Fischer entschloß sich, das Siegel zu brechen und nachzusehen, was die Flasche tatsächlich enthielt, wo sie wirklich herkam und was sie wert sein mochte.
    Also griff er nach einem der Messer, die er stets bei sich trug, um damit die Fische, die er fing, auszunehmen, und stach mit der Spitze in das weiche Wachs des Siegels. Nachdem er eine Weile gebohrt und das Messer hin und her bewegt hatte, explodierte der Korken der Flasche, schoß in den Himmel, höher als die höchste Palme, und eine dunkle Rauchwolke quoll aus der Flasche hervor.
    Vielleicht, so überlegte sich der Fischer, hatte er ein ganz klein wenig unüberlegt gehandelt, denn solcherart Rauch konnte nur auf zwei Dinge hindeuten: entweder auf ein Wesen mit außerordentlichen Kräften oder auf einen Gegenstand, der sich im allerletzten Stadium der Verwesung befand.
    Als der Rauch sich verzog, sah er seine schlimmsten Befürchtungen bestätigt, denn vor ihm stand ein gigantischer Ifrit, der auf ihn hinabblickte und rief: ›O großer und mächtiger König Salomon, selbstverständlich erlaubte ich mir nur einen schlechten Scherz, als ich sagte, ich würde Euch und alle Eure Männer auf ganz schreckliche Weise töten! Könnt Ihr denn einem unbedarften Ifrit, der sich ein wenig zuviel herausgenommen hat, einen solch unbedeutenden Witz nicht einfach vergeben?‹
    ›Verzeihung‹, entgegnete der Fischer, nachdem er endlich wieder seine Stimme gefunden hatte, ›aber hier gibt es niemanden mit Namen Salomon.‹
    ›Salomon ist nicht hier?‹ wiederholte der Ifrit mit einem Stirnrunzeln. ›Vielleicht ist er zur Zeit auf der Jagd und damit beschäftigt, andere meiner Art dahinzuschlachten?‹
    ›Falls Ihr von dem großen König Salomon sprecht‹, antwortete der Fischer viel zu aufrichtig, ›so ist der schon eine ganze Weile nicht mehr hier gewesen.‹
    Der Ifrit ließ seinen Blick auf der Suche nach lauernden Salomons mehrmals über den ganzen Strand schweifen. ›Nirgendwo hier in der Nähe?‹
    ›Er ist schon eine lange Zeit tot.‹
    ›Tot, hast du gesagt?‹ Der riesige Geselle verengte seine Augen auf höchst verschlagene Weise zu schmalen Schlitzen. ›Du würdest einen armen Ifrit doch nicht zum Narren halten, oder?‹
    Der Fischer entschloß sich, dem Ifrit die ganze Wahrheit zu erzählen und die Sache damit ein für allemal hinter sich zu bringen. ›Salomons Zeit ist schon vor mehr als tausend Jahren abgelaufen.‹
    ›Tot, und das seit mehr als tausend Jahren, sagst du?‹ Endlich verzogen sich die Mundwinkel des Ifrit zu einem Lächeln, doch der Fischer fand das alles andere als beruhigend. Das Wesen begann laut zu lachen. Es war ein Geräusch von überraschender Bösartigkeit. Gleichzeitig begann der Ifrit das Zehnfache seiner ursprünglichen Größe anzunehmen.
    ›In diesem Fall, o Fischer‹, verkündete er als nächstes, ›werde ich dir ein Geschenk machen. Und dieses Geschenk wird dein Tod sein!‹
    Der Fischer konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, daß diese Unterhaltung für ihn eine ganz ungünstige Wendung zu nehmen begann. Es war ihm jedoch unmöglich, weiter darüber nachzudenken, denn plötzlich sah er eine Hand von der Größe eines Hauses nach ihm greifen – zweifellos in der Absicht, alles Leben aus seinem allzu vertrauensseligen Herzen herauszupressen.‹
     
     
     
     
    DIE GESCHICHTE
    VON SCHEHERAZADE UND DEM KÖNIG
    (eher etwas später als erwartet wieder aufgegriffen)
     
    Scheherazade zuckte zusammen, als ein Gong ertönte und die Ankunft eines neuen geschäftigen Tages am Hof verkündete.
    »Oje«, meinte Dunyazad, die genauso erschrocken war wie ihre Schwester, »ich habe ganz vergessen, dich darauf hinzuweisen, daß ein neuer Morgen herangebrochen ist.«
    »Hm, ja«, stotterte Scheherazade. »Nun, ich nehme an, der Ifrit und der Fischer können warten.« Sie mußte feststellen, daß es ihr, war sie erst einmal dabei, eine Geschichte zu erzählen, schwerfiel, ein Ende zu finden.
    »Und ich

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