Scheinbar verliebt
Verwendung dafür gefunden.“
Hinter ihnen öffnete sich die Glastür. Alex. Die Jungfer in Not würde gerettet werden. Sie und ihr Scheckbuch waren in Sicherheit.
„Ich bin ja eher für Cash, aber seit Neustem kann man bei mir auch mit dieser PayPal-Sache bezahlen und –“
„Onkel Bill, ich glaube, Finley will mit dir reden“, sagte Alex, der seinen Blick nicht von Lucy abwandte. „Sie hat gerade ihr Geburtstagsgeld gezählt.“
Bill war verschwunden, bevor Lucy noch ein Wort zu ihm sagen konnte.
„Du hättest deine Schwester genauso gut vor einen Bus werfen können.“
Er spielte mit einer Strähne ihres Haares. „Wegen Finleys Eskapaden muss mein Vater höhere Blutdruckmedikamente nehmen. Sie wird mit Bill fertig, glaub mir.“
Lucy konnte kaum einen zusammenhängenden Gedanken fassen, wenn er sie so ansah. Die Trauer tat seltsame Dinge mit einem Mann. „Wie geht es dir?“
„Ich hatte schon bessere Tage.“ Sein Gesicht war angespannt und Lucy hätte es am liebsten so lange gestreichelt, bis er wieder sein schiefes Grinsen trug. „Lass uns über etwas anderes reden als Bomben, Beerdigungen und was Onkel Bill wirklich mit seiner Aloesalbe tut. Zum Beispiel, warum ich einen Regenbogen durch ein Loch in deiner Hose schimmern sehe.“
Lucy schloss ihre Augen und seufzte. „Ich hatte einen wirklich wilden Tag.“ Sie erzählte ihm von Marinell. „Und dann habe ich mir die Hose zerrissen, als ich durch das Fenster geklettert bin.“
Alex ließ den Kopf sinken und musterte einen Moment lang den Boden, bevor er sie wieder anschaute. „Du willst mir sagen, dass du in ein abbruchreifes Haus eingebrochen bist?“
„Ich finde, ‚eingebrochen‘ ist ziemlich übertrieben. Es war eher ein kleiner Besuch“, sagte sie. „Und es waren keine Fotografen in der Nähe, das habe ich extra überprüft.“
„Darum geht es nicht.“ Seine Stimme war zu einem leisen Grollen geworden. „Worum es mir geht, ist, dass meine Verlobte in einem Haus herumspaziert, das unbewohnbar ist. Wo jederzeit die Decke herabbrechen oder ähnliche Dinge geschehen könnten. Oder dich ein Obdachloser überfällt, weil er gerade nichts Besseres zu tun hat. Soll ich weiterreden?“
„Ich denke, ich habe es verstanden.“
„Und wo waren Lou und Squid?“
„Es könnte sein, dass ich eins der Mädchen aus Saving Grace dazu überredet habe, ein kleines Ablenkungsmanöver zu starten, sodass ich unbemerkt verschwinden konnte.“ Die Bodyguards waren eingetroffen, als Lucy gerade wieder aus dem Haus geklettert war. Und sie hatten nicht gelächelt.
„Wäre es zu viel gewesen, jemanden um Hilfe anzurufen? Wenn Marinells Mutter vermisst wurde, hättet ihr doch die Polizei holen können.“
Lucy wandte sich um und betrachtete den grauen Abendhimmel.
„Alles, was mich drinnen erwartet, sind Onkel Bill und seine magischen Salben“, sagte Alex hinter ihr. „Ich kann die ganze Nacht hier stehen und auf eine Antwort warten.“
„Es ist kompliziert.“
„Ich versuche, es zu verstehen.“
„Esther Hernandez will keine Aufmerksamkeit auf sich lenken. Ihr Ehemann wird von ein paar nicht so netten Gestalten gesucht.“
„Von wem?“
„Drogenbossen.“
Alex trat einen Schritt zurück, als könnte er sich nicht sicher sein, dass er Lucy nicht gleich erwürgen würde. Es ermutigte sie nicht gerade, jetzt auch noch den Rest der Geschichte zu erzählen, doch sie fuhr fort und bemerkte, wie Alex’ Wut mit jedem Detail wuchs.
„Also hat Esther die ganze Zeit über versucht, alleine für die Familie zu sorgen, weil sie ja auch nie wusste, ob es ihrem Mann gut geht oder ob er überhaupt noch lebt. Als sie die Kinder abgab, machte sie es so, dass Carlos all die Hilfe bekam, die er wegen seiner Krankheit brauchte. Und sie kann schlecht arbeiten und am Bett ihres Jungen sitzen, also ist sie … obdachlos.“
„Und in Gefahr.“
„Richtig.“
„Und du fühlst dich verantwortlich.“
Lucy trat an das Balkongeländer und legte ihre Hände auf den Handlauf. Sie erwartete nicht, dass er sie verstand. „Die Sache ist, dass Marinell sich verantwortlich fühlt und sich um alle kümmern will. Ich musste etwas unternehmen, Alex. Sie ist zu jung, um die Last der Welt auf ihren Schultern zu tragen. Sie sollte den Sommer genießen, sich auf die Schule konzentrieren, mit ihren Freunden abhängen.“
„War denn dein Leben so, als du in Marinells Alter warst?“
Starke Hände glitten ihren Rücken hinauf und legten sich auf ihre Schultern.
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