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Scheintot

Scheintot

Titel: Scheintot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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Mikrochip«, unterbrach ihn Maura.
    »Aber da
ist
doch etwas.«
    »Es ist kein Metall. Dazu ist es nicht dicht genug.«
    »Und was ist es, was wir da sehen?«
    »Finden wir es heraus.« Maura wandte sich wieder zu der Leiche um und nahm das Skalpell zur Hand. Sie drehte den linken Arm der Toten so, dass die Narbe oben lag. Der Schnitt, den sie führte, war verblüffend schnell und tief, ein einziger Streich, der Haut und subkutanes Fettgewebe bis auf den Muskel hinab teilte. Diese Patientin würde sich nie über eine hässliche Narbe oder einen durchtrennten Nerv beschweren; die Demütigungen, denen sie in diesem Raum unterworfen wurde, nahm ihr fühlloses Fleisch nicht mehr wahr.
    Maura griff nach einer Pinzette. Als sie in dem frisch aufgeschnittenen Gewebe herumstocherte, fühlte sich Gabriel von der brutalen Untersuchungsmethode abgestoßen, konnte den Blick aber dennoch nicht abwenden. Ein zufriedenes Murmeln von Maura, und dann kamen die Enden der Pinzette wieder zum Vorschein. Was sie hielten, sah aus wie ein glänzendes Streichholz.
    »Ich weiß, was das ist«, sagte sie, während sie den Gegenstand in einen Probenbehälter legte. »Das ist ein Implantat aus Silikonkautschuk. Es ist lediglich nach dem Einführen tiefer eingesunken, als es sollte. Es war von Narbengewebe eingeschlossen. Deshalb konnte ich das Implantat durch die Haut nicht fühlen. Ohne die Röntgenaufnahme hätten wir es nie entdeckt.«
    »Und wozu ist das Ding gut?«
    »Es wurde unter dem Namen ›Norplant‹ vermarktet. Dieser kleine Schlauch enthielt Progestin, ein künstliches Hormon, das kontinuierlich in kleinen Dosen abgegeben wird und den Eisprung verhindert.«
    »Ein Verhütungsmittel.«
    »Ja. Heutzutage trifft man solche Implantate kaum noch an. In den USA wird das Produkt nicht mehr hergestellt. Gewöhnlich wurden sechs auf einmal eingepflanzt, in einer fächerförmigen Anordnung. Wer immer die anderen fünf entfernt hat, muss dieses eine übersehen haben.«
    Der Summer der Sprechanlage ertönte. »Dr. Isles?« Es war wieder Louise. »Anruf für Sie.«
    »Können Sie eine Nachricht entgegennehmen?«
    »Ich glaube, diesen Anruf sollten Sie annehmen. Es ist Joan Anstead aus dem Büro des Gouverneurs.«
    Mauras Kopf schnellte hoch. Sie sah Gabriel an, und zum ersten Mal bemerkte er ein nervöses Flackern in ihren Augen. Sie legte das Skalpell hin, streifte die Handschuhe ab und ging zum Telefon.
    »Hier Dr. Isles«, sagte sie. Obwohl Gabriel die andere Hälfte des Gesprächs nicht hören konnte, verriet ihm allein Mauras Körpersprache, dass der Anruf alles andere als willkommen war. »Ja, ich habe bereits angefangen. Unser Institut ist für den Fall zuständig. Wieso glaubt das FBI, es könnte hier einfach …« Eine lange Pause. Maura hatte das Gesicht zur Wand gedreht, und ihr Rückgrat war jetzt stocksteif. »Aber ich habe die Obduktion noch nicht abgeschlossen. Ich bin im Begriff, den Schädel zu öffnen. Wenn Sie mir nur noch eine halbe Stunde geben …« Wieder eine Pause. Und dann mit kalter Stimme: »Ich verstehe. Die Leichen werden in einer Stunde abholbereit sein.« Sie legte auf. Holte tief Luft und wandte sich zu Yoshima um. »Packen Sie sie ein. Sie wollen auch Joseph Rokes Leiche.«
    »Was geht denn da vor?«, fragte Yoshima.
    »Sie werden ins Labor des FBI gebracht. Sie wollen alles – sämtliche Organe und Gewebeproben. Agent Barsanti wird sie in Gewahrsam nehmen.«
    »Das ist noch nie vorgekommen«, sagte Yoshima.
    Sie riss sich die Maske herunter und griff hinter sich, um den Kittel am Rücken aufzubinden. Nachdem sie ihn mit einer unwirschen Bewegung ausgezogen hatte, feuerte sie ihn in die Tonne für die Schmutzwäsche. »Die Anweisung kommt direkt aus dem Büro des Gouverneurs.«

23
    Jane fuhr aus dem Schlaf hoch, und alle Muskeln in ihrem Körper verkrampften sich schlagartig. Es war stockfinster um sie herum; sie hörte nur das gedämpfte Brummen eines Autos, das unten auf der Straße vorbeifuhr, und die gleichmäßigen Atemzüge Gabriels, der neben ihr tief und fest schlief. Ich bin zu Hause, dachte sie. Ich liege in meinem eigenen Bett, in meiner eigenen Wohnung, und wir sind alle in Sicherheit. Alle drei. Sie atmete tief durch und wartete darauf, dass das Herzklopfen sich legte. Das schweißnasse Nachthemd klebte kühl an ihrer Haut. Irgendwann werden diese Albträume aufhören, dachte sie. Es sind nur die verhallenden Echos von Schreien.
    Sie drehte sich zu ihrem Mann um, suchte die Wärme seines

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