Schenk mir dein Herz, keine Diamanten
für den heutigen Abend hatten sich bewahrheitet. Stocksteif vor Schock, starrte sie ihn an und nahm nichts anderes mehr wahr als das Gesicht von Jed Sabbides. Ihr Herz hämmerte wie wild in ihrer Brust, sie zwang sich, ruhig durchzuatmen und sich zusammenzunehmen.
Jed sah älter aus, leichte graue Strähnen hatten sich an den Schläfen in das immer noch dichte dunkle Haar gemischt. Seine Gesichtszüge waren prägnanter geworden, noch männlicher, doch dieses schöne Gesicht hätte Phoebe jederzeit wiedererkannt. Er war jetzt Mitte dreißig, und die Jahre hatten seine Selbstsicherheit nur wachsen lassen.
Nur mit übermenschlicher Anstrengung gelang es ihr, die offizielle Vorstellung zu überstehen und das eingefrorene Lächeln auf ihrer Miene beizubehalten. Würde Jed zugeben, dass er sie bereits kannte? Nein, natürlich nicht, er war ja in Begleitung seiner Freundin hier.
„Phoebe.“ Eine Hand mit langen, kräftigen Fingern ergriff ihre.
„Angenehm“, erwiderte sie unverbindlich.
„Das Vergnügen ist ganz meinerseits.“ Seine Augen blitzten spöttisch auf. Das Lächeln, das sie früher so fasziniert hatte, schien verloren in den harten Linien um seinen Mund.
Sie zog ihre Finger wieder zurück, sodass ihm keine Zeit blieb, sie zu drücken. Dennoch spürte sie den vertrauten elektrischen Stromschlag bei der flüchtigen Berührung und war entsetzt über sich. Schutz suchend rückte sie näher an Julian heran und wandte den Blick ab.
Das hätte sie sich sparen können. Jed hatte scheinbar nicht die Absicht, offenkundig werden zu lassen, dass sie einander kannten. Was Phoebe mehr als recht war. Kaum jemand wusste von der einstigen Verbindung zu diesem Mann, und wenn es nach ihr ginge, würde das auch immer so bleiben.
Man plauderte über allgemeine Themen, und Phoebe gab nur einen Kommentar ab, wenn Julian sie explizit in das Gespräch mit einbezog. Vor allem blickte sie Jed Sabbides niemals direkt an. Stattdessen nutzte sie die Zeit, seine Freundin genauer zu betrachten.
Sophia war klein und schön. Das scharlachrote schulterfreie Kleid, das sie trug – definitiv ein großer Designer –, schmiegte sich verführerisch um jede üppige Kurve. Sophia war genau der Typ Frau, der zu einem griechischen Tycoon wie Jed passte – reich, mit Beziehungen und vor allem Griechin.
„Habe ich Sie nicht schon irgendwo gesehen, Phoebe?“ Die dunkle Stimme warf die Frage lässig in das Gespräch ein, und ihr blieb nichts anderes übrig, als Jed anzusehen.
Doch sie war darauf vorbereitet und fühlte sich der Herausforderung gewachsen. Vor Jahren war sie nicht gut genug für Jed gewesen, denn anders als Sophia war sie weder reich, noch hatte sie Beziehungen. Jetzt war sie froh, dass sie gerade noch einmal davongekommen war. Inzwischen war er nicht mehr gut genug für sie … Und sie war auch nicht mehr das naive junge Mädchen, sondern eine erwachsene Frau. Drei Jahre Teenager zu unterrichten, die mehr Interesse am anderen Geschlecht hatten als am Unterrichtsstoff, hatten sie gelehrt, sich zu behaupten.
„Sie müssen mich mit jemandem verwechseln. Ich war noch nie in Griechenland.“ Er hatte sie ja nie mitgenommen.
Sie sah das amüsierte Aufblitzen in seinen Augen. Das Ganze machte ihm auch noch Spaß. „Sind Sie vielleicht Model, und ich kenne Ihr Bild aus einer Zeitschrift?“
„Nein, ich fürchte, nicht.“
Glücklicherweise griff seine Freundin nach seinem Arm, bevor Phoebe noch eine sarkastische Bemerkung anfügen konnte.
„Ihr Männer versteht wirklich nichts vom Modeln, Jed“, mischte Sophia sich ein. „Phoebe ist viel zu drall, um Model zu sein. Die Mädchen sind doch alle gertenschlank.“
Das Mitleid, das Phoebe vorhin noch für Sophia empfunden hatte, verpuffte schlagartig. Die beiden hatten sich gesucht und gefunden! Denn hinter dem falschen Lächeln und den großen braunen Augen versteckte sich ein echtes Biest. Mit einem ausladenden Hinterteil, wesentlich fülliger als meines, fügte sie noch bissig in Gedanken hinzu.
Ja, in den letzten Jahren hatte Phoebe ein paar Pfunde zugelegt, aber niemand würde auf die Idee kommen, sie drall zu nennen. Sie unterrichtete auch Sport, und sie war bestens durchtrainiert. Wenn ihre Oberweite etwas üppiger geworden war, dann gab es einen guten Grund dafür – einen, den dieses Pärchen nicht zu wissen brauchte.
„Ihre Freundin hat recht.“ Sie sagte es zu Jed, sah dabei aber Sophia an. „Ich unterrichte Geschichte in einer Mädchenschule.“ Sie
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