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Schenkel, Andrea M

Schenkel, Andrea M

Titel: Schenkel, Andrea M Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bunker
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Handtuch und schlage mehrfach ins Leere. Wie ein Idiot verfolge ich die Fliege, das Handtuch wild schwingend, durch den Raum. Dabei fällt der Tetrapak um, die Milch läuft aus der Packung, ergießt sich über den Tisch. Bis ich die Verpackung greifen kann, ist der Inhalt halb ausgelaufen. Eine große weiße Lache auf dem Tisch, langsam breitet sie sich zur Tischkante hin aus. Läuft schließlich über die Kante, ein dünner Strahl rinnt zu Boden. »Na warte, Miststück!« Die Fliege läuft durch die Milchpfütze über den Tisch. Eigentlich läuft sie über die Oberfläche hinweg. Ich schlage nach ihr, versuche sie mit meinem Handtuch zu erledigen. Sie weicht geschickt sämtlichen Schlägen aus. Fliegt hoch. Ich schlage wie wild um mich, ohne mein Ziel im Auge zu haben, schlage einfach darauf los. Das Handtuch schnalzt durch die Luft. Einer dieser Hiebe hat Erfolg. Plötzlich liegt sie vor mir auf dem Tisch. Neben der Milchlache. Liegt einfach da. Direkt vor mir! Neugierig betrachte ich mein Opfer. Zuerst liegt sie da wie tot, auf dem Rücken, die Beine angewinkelt. Ich puste dagegen. Die Beinchen fangen an zu zappeln. Mein Pusten hat ihr den Odem des Lebens erneut eingehaucht. Sie rappelt sich wieder auf, zaghaft, dreht sich vom Rücken auf die Beine, fängt an zu laufen. Sie sieht komisch aus, der linke Flügel steht weit ab und ragt schräg in die Luft. Sie kann ihn nicht mehr anlegen. Der andere Flügel schleift am Boden. Lädiert läuft sie im Kreis. Hast wohl die Orientierung verloren? So, meine Kleine, jetzt ist es vorbei, du kannst mich nicht mehr nerven. Du nicht, Miststück! Sie versucht zu fliehen, tappt erneut in die Milch. Sie zieht eine weiße, schlängelnde Spur. Ich sehe ihr lange zu, bis sie anfängt mich zu langweilen und ich ihrer überdrüssig werde. Das war’s dann wohl, meine Süße! Ich schnippe die Fliege mit dem Zeigefinger weg.
    Ich habe Durst, trinke aus dem Tetrapak. Ich neige meinen Kopf nach hinten, lasse die Milch aus der Packung direkt in meinen weit geöffneten Mund laufen und schlucke sie gierig hinunter. Ein feiner Faden Flüssigkeit läuft aus meinem Mundwinkel langsam über das Kinn den Hals hinab. Ich setze die leere Packung ab und wische mir mit dem Handrücken über Mund und Hals. Der kleine Rest hat nicht gereicht, meinen Durst zu stillen. Ich glotze auf die Flüssigkeitsansammlung auf dem Tisch. Ein riesiger Milchsee, den die blöde Fliege verursacht hat. Gut, sie hat es gebüßt. Aber ich büße nun auch! Ich habe Durst, schrecklichen Durst. Ich wende meinen Kopf nach links und nach rechts, ich weiß, ich bin alleine im Zimmer, aber ich sehe mich dennoch um. Es wäre mir peinlich, beobachtet zu werden und es nicht zu wissen. Vielleicht hat der Typ im ganzen Raum Kameras aufgestellt! Ich bin das Versuchskaninchen einer neuen perversen Fernsehserie. Nach dem Motto: Was macht jemand, entführt, eingesperrt in einen Raum? Und das heimlich durch eine Kamera beobachtet. Eine irre Fernsehsendung, zu Hause vor der Glotze sitzen Familien in Trainingsanzügen, naschen Chips und schließen Wetten darauf ab, was ich als Nächstes tun werde. Ich bücke mich über den Tisch. Wenn ich die Lippen spitze, kann ich den Milchsee berühren. Eine Haarsträhne löst sich, fällt hinein. Ich fische sie heraus, streife meine Haare nach hinten, halte sie fest. Mit beiden Händen halte ich sie fest und beginne mit gespitztem Mund die Flüssigkeit einzusaugen. So, jetzt bekommt ihr da draußen vor der Glotze was zu sehen! Ich schlürfe laut, halte inne, um zu verschnaufen, und horche, ob nicht doch irgendwo ein Geräusch auf eine Kamera oder einen heimlichen Zuhörer hinweist. Niemand da. Tja, meine lieben Zuschauer, da ist euch ja richtig was entgangen! Ich sauge den ganzen Tisch ab. Geschafft! Meine Lippen fühlen sich durch die Vibrationen pelzig an, als hätte ich stundenlang Trompete gespielt oder Luftballons aufgeblasen.
    Was war das für ein Geräusch? Ein Rumoren und Rumpeln von unten. In der Nähe der Treppe?
    Ich starre auf die Falltür. Kein Knarren der Treppe, niemand steigt herauf. Die Tür bleibt verschlossen. Wieder Schritte, laute klackende Geräusche, die Schritte entfernen sich, kommen wieder.
    Auf Zehenspitzen gehe ich zur Tür und knie mich vorsichtig hin. Ganz vorsichtig, um ja kein Geräusch zu machen, krabble ich auf allen Vieren zur Falltür. Beuge mein Gesicht langsam hinunter zur Ritze, bis meine Augenbrauen das Holz berühren.
    Da ist jemand! Ich sehe nur einen an den

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