Scheunenfest: Ein Alpen-Krimi (Alpen-Krimis) (German Edition)
damit, dass auch er nicht immer und überall parat stand.
»Wo bist du denn?«
»In Russland. Melde dich, wenn du Luft hast. Und … äh … schön, dass du wieder da bist und arbeitest.«
»Jens, ich erklär dir alles. Ich probier’s einfach bei dir, ja? Jens?«
Ein seltsames Pfeifen erklang und dann eine Stimme in einer Sprache, die sie nicht verstand. Als sie erneut anrief, meldete sich nur die Mailbox. Verdammt!
»Was Wichtiges?«, fragte Kathi, als Irmi wieder in die Küche kam.
»Nein, nur ein privates Problem.«
Kathi runzelte die Stirn, aber sie schwieg.
Die nächsten beiden Tage verbrachten sie mit zwei Herren, die sich als zähe Brocken erwiesen. Die Befragungen von Thomas Schmid mussten immer wieder abgebrochen werden, weil er mehrfach versuchte, Kathi an die Gurgel zu fahren. Irmi hatte Gelegenheit, ihr Repertoire an bayerischen Kraftausdrücken aufzufüllen. Es war unglaublich, wie viele Worte Thomas Schmid kannte, um Frauen zu beleidigen. Er gab sogar zu, dass Ionella ihr Pfefferspray zum Einsatz gebracht hatte, dabei habe er ihr doch nur einen Tee bringen wollen. Die Attacke hatte er offenbar gut weggesteckt, und Ionella hatte sich angeblich entschuldigt. Irmi blieb die Spucke weg bei so viel Dreistigkeit. Der Mann log, ohne rot zu werden. Der Anwalt tat Irmi beinahe leid.
Auch Markus Schmid strapazierte ihre Nerven über die Maßen. Wie zu erwarten, belasteten sich die beiden Männer gegenseitig. Thomas Schmid behauptete, sein Onkel habe ihn angefleht, er möge doch eine Idee entwickeln, wie man zu Geld käme. Und Thomas habe als guter Neffe ja nur seinem verschuldeten Onkel helfen wollen. Markus Schmid war in die ganze Sache irgendwie hineingeschlittert. Sein Neffe habe den Stadel ursprünglich nur ab und zu mal nutzen wollen. Als er Thomas beim Umlackieren ertappt und zur Rede gestellt habe, da habe Thomas ihn an die Sache mit der Milch erinnert. Erpresst habe er ihn, mit dieser winzigen Verfehlung, die ja nur aus der Not geboren war. Weil er keinen Staub habe aufwirbeln wollen, habe er dann mitgemacht. Natürlich nur ungern!
Markus Schmid sagte aus, tatsächlich Grund in Rumänien kaufen zu wollen, was die Auswertung seiner E-Mails auch bestätigte. Außerdem hatte man die Empfänger der Baumaschinen ausfindig machen können. Darum würden sich nun andere kümmern, die Kollegen waren mit der Polizei in Ungarn und Rumänien in Kontakt. Es würde zu Festnahmen kommen, aber das war für Irmi eine Randnotiz. Sie wollte wissen, wer die beiden jungen Frauen getötet hatte. Markus, der Bauernphilosoph, oder Thomas, die wandelnde Drohgebärde?
Bei der Untersuchung des Rechners war man auch auf eine E -Mail von Ionella an Markus gestoßen, in der sie ihn um ein Gespräch gebeten hatte: »Markus, ich muss dir sprechen. Wegen Maschienen. Heute Abend um 10 in Tenne von Xaver. Es ist dringent.«
Markus Schmid konnte bei der Vernehmung diese Verabredung nicht leugnen. Allerdings sei er nicht allein in die Tenne gekommen. Als er Thomas von Ionellas E -Mail erzählt habe, da habe dieser mitkommen wollen, um der kleinen »Karpatenfotze« mal zu erklären, dass man ihm so nicht kommen könne. Diesen Punkt stritt Thomas lange ab und behauptete, gar nicht im Stadel gewesen zu sein. Am Ende aber gab er zu, dass der Onkel ihn um Hilfe gebeten habe. Für Markus, »die dumme Verrätersau«, hatte er auch noch andere unschöne Wörter gefunden …
Am Ende hatten Irmi und Kathi ein relativ klares Bild von der Situation. Ionella hatte Markus Schmid angemailt. Der hatte natürlich Lunte gerochen und geahnt, dass da irgendetwas unrund lief. Er hatte Thomas informiert, woraufhin beide um zehn in den Stadel gefahren waren. Renate habe da schon geschlafen und seine Abwesenheit nicht bemerkt, hatte Markus ausgesagt. Thomas hatte seine Honda Dax genommen, die weiter vorn an der Straße in einer Garage stand – insofern mochte es stimmen, dass kein anderes Familienmitglied etwas von der Abwesenheit der beiden Herren erfahren hatte. Im Stadel hatten sie Ionella mit einem weiteren Mädchen vorgefunden, das sie nicht kannten. Die andere war die Wortführerin gewesen und hatte gesagt, dass Ionella mit der ganzen Sache nichts mehr zu tun haben wolle und dass die beiden Männer ihre Freundin in Ruhe lassen sollten, sonst würden sie zur Polizei gehen. Dort könne sie als Zeugin aussagen und habe alle einschlägigen E -Mails auf ihr Netbook geladen.
So weit deckte sich die Geschichte der Männer.
Markus Schmid hatte
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