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Scheunenfest: Ein Alpen-Krimi (Alpen-Krimis) (German Edition)

Scheunenfest: Ein Alpen-Krimi (Alpen-Krimis) (German Edition)

Titel: Scheunenfest: Ein Alpen-Krimi (Alpen-Krimis) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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aber Generaloberst von Falkenhorst hatte gar kein Interesse an der dünn besiedelten Finnmark. Durch die große Entfernung zu England war eine Landung der Alliierten in diesem Gebiet eher unwahrscheinlich. Warte mal, ich habe parallel ein bisschen herumgesurft und auf meinem Laptop gerade eine ganz gute Website zum Thema gefunden. Hier steht, dass dann Joseph Terboven im Juni zu einer Inspektionsreise nach Kirkenes geschickt wurde. Und am 15 . August gab Hitler die Order, ganz Nordnorwegen zu besetzen. Die waren zackig: Bereits einen Tag später erhielt Hammerfest ein deutsches Ortskommando, und am 9 . September stand die ganze Finnmark unter deutscher Verwaltung. Hier steht auch, dass Norwegen 1943 knapp drei Millionen Einwohner hatte, und es waren 380 000 deutsche Soldaten stationiert. Da musste es zwangsläufig zu Kontakten kommen.«
    »Und da oben war es den Soldaten wirklich langweilig? Das kann ich kaum glauben.«
    »Die Propagandamaschinerie lief ja auf Hochtouren. Die Soldaten verreckten zu Zehntausenden an der Ostfront, aber die Propaganda hielt die Mär vom Endsieg aufrecht. Natürlich wollten die Jungs in Norwegen was tun fürs Vaterland. In der wenig erschlossenen Finnmark wurde vor allem Infrastruktur geschaffen wie Flugplätze, Geschützstellungen und befahrbare Straßen. Zu diesen Arbeiten wurden aber auch Kriegsgefangene herangezogen, vor allem aus Russland. Diese Männer waren unter elenden Bedingungen in Baracken und Erdhütten untergebracht und starben an Misshandlung, Krankheiten, an der Kälte, am häufigsten aber am Hunger. Die norwegischen Arbeiter wurden zum Glück ein bisschen besser behandelt.«
    »Außerdem waren die Norweger ja Arier und passten damit prima ins Weltbild der Nazis, oder?«
    »Klar, und stell dir vor, da kommen lauter zwanzigjährige Burschen an den Polarkreis und treffen auf blonde Mädchen. Propaganda hin oder her – es gab ja nun keinen Grund, sich nicht mit einer blonden blauäugigen Norwegerin zusammenzutun.«
    »Xaver Schmid hat bis heute eine ungeheure Ausstrahlung. Als junger Mann war er sicher ein sehr hübscher und charmanter Bursche«, meinte Irmi.
    »Und er kam aus der Landwirtschaft, oder?«
    »Von einem sehr ärmlichen Hof.«
    »Das waren die Jungs, die richtig mitanpacken konnten, die bodenständig waren und klar im Kopf. Die wurden von ihren Befehlshabern sicher auch nicht mit Samthandschuhen angefasst. Die niederen Dienstgrade wurden durchaus schikaniert und mussten hungern, insofern haben sie sich den Besetzten unter Umständen näher gefühlt als den Besatzern. Es gibt Geschichtsbücher, es gibt Filme, es gibt kollektives Erleben, aber es gibt immer auch den Einzelnen!«, sagte Jens mit Nachdruck.
    Irmi atmete tief durch. »Ich werde Xaver Schmid mal zu dieser Zeit befragen, auch wenn ich mir nur wenig davon verspreche. Und ich muss die Direktorin des Museums in Schwangau noch mal aktivieren. Vielleicht hat Runa ja doch mal etwas erwähnt, was auf eine irgendwie geartete Verwandtschaft nach Bayern hindeutet. Nach so etwas haben wir bisher ja auch noch nie gefragt. Warum auch! Die Direktorin ist übrigens eine sehr kluge Frau, neben der komme ich mir vor wie eine bildungsferne Idiotin. Wie neben dir ja auch.«
    »Irmi, bloß wenn manche Menschen das lesen, was andere schon geschrieben haben, es durchquirlen und mehr Fußnoten hinzufügen, als sie an neuem Text schreiben, sind sie noch lange nicht klug.«
    Irmi lachte. »Tolle Definition von Wissenschaft! Aber du bist tatsächlich klug, belesen und gebildet – ich bewundere das sehr.«
    »Und ich bewundere, dass du dich einfühlen kannst.« Er machte eine kurze Pause. »Und deinen Arsch find ich auch sehr hübsch.«
    »Jens!«
    »Stimmt aber. Magst du nicht lieber vor Ort in Norwegen recherchieren? Von Murmansk nach Kirkenes ist es nur ein Katzensprung. Vielleicht könnte der belesene Schöngeist dann mal deinen Hintern kneten.«
    »Ich hoffe wirklich sehr, dass du nicht abgehört wirst! Du bleibst also noch länger auf der Halbinsel Kola?«
    »Wer redet hier von bildungsfern? Halbinsel Kola! Was du wieder alles weißt, du Streberin!«
    »Das weiß ich doch nur, weil das in einem Kreuzworträtsel beim Arzt vorkam und ich die Lösung nachschlagen musste. Hauptschulniveau, Trash- TV  – das ist meine Welt.«
    »Soweit ich weiß, hast du Abitur und studiert. Und wenn du mal fernsiehst, dann doch höchstens Tierdokus. Weil dir die Krimis immer zu dumm sind.«
    »Hast ja recht. Du, Jens?«
    »Ja?«
    »Ich

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