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Schick einen Gruß, zuweilen durch die Sterne: Eine Geschichte von Liebe und Überleben in Zeiten des Terrors (German Edition)

Schick einen Gruß, zuweilen durch die Sterne: Eine Geschichte von Liebe und Überleben in Zeiten des Terrors (German Edition)

Titel: Schick einen Gruß, zuweilen durch die Sterne: Eine Geschichte von Liebe und Überleben in Zeiten des Terrors (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orlando FIGES
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(in der 2. Kolonie war es zu einem Sicherheitsalarm gekommen), was es ihm erschweren würde, sich in der Industriezone mit Sweta zu treffen.
    Fünf Tage später, am 22. September, hatte Lew immer noch nichts von seinem Namensvetter gehört, weshalb er annahm, dass dieser krank sei. Auch hatte er seit dem 5. keinen Brief von Sweta bekommen. Da er vermutete, dass sie Moskau bereits verlassen hatte, ließ er von einem der freien Arbeiter ein Telegramm postlagernd nach Kirow schicken. Es enthielt die Adresse von Lew Israilewitsch in Koschwa, die sie nach ihrer Ankunft aufsuchen sollte, um weitere Anweisungen abzuwarten.
    Die Einzelheiten von Swetas Reise sind nicht mehr ganz nachvollziehbar, da sie selbst in späteren Jahren etwas den Überblick verlor. Anscheinend reiste sie kurz nach dem 20. September aus Moskau ab. Ihr Vater und ihr Bruder begleiteten sie zum Jaroslawler Bahnhof, und sie bestieg einen Zug nach Kirow, wo sie mindestens drei Tage mit der Erfüllung ihrer Pflichten in der Reifenfabrik verbracht haben muss. Wie geplant, schickte Sweta aus Kirow ein Telegramm an Zydsik (der in den Plan eingeweiht war), um ihm mitzuteilen, dass sie sich »ein paar Tage verspäten« werde. Dannnahm sie einen Zug nach Koschwa und benutzte eine Fahrkarte, die ihr Vater illegal einem Militäroffizier abgekauft hatte. Dieser erklärte sich bereit, sie als seine »persönliche Assistentin« mitzunehmen, vorausgesetzt, sie gab ihm die Fahrkarte bei ihrer Ankunft in Koschwa zurück. Sweta hatte die obere Liege in einem Schlafwagenabteil – ein »unerhörter Luxus« für sie, wie sie berichtete.
    Was empfand Sweta, als sie nach Norden reiste, in Kotlas umstieg und ihre Fahrt nach Koschwa fortsetzte? Hatte sie Angst, als sie die ersten Wachtürme und Stacheldrahtzäune am Gleis entlang erblickte? Dachte sie überhaupt an die Risiken, denen sie sich durch eine illegale Reise in die Gulagzone aussetzte? Ein paar Monate später, im April1948 , glaubte Sweta rückblickend, sie habe sich nicht gefürchtet, weil sie »auf ein Scheitern vorbereitet und ein bisschen emotionslos war«. Da sie einen Fehlschlag halb erwartet habe, sei sie nicht gezwungen gewesen, ihre Emotionen in die Verheißung eines Erfolgs zu investieren, was ihr geholfen habe, die Nerven zu bewahren. Doch im Lauf der Zeit blickte sie mit immer größerem Erstaunen über ihre eigene Kühnheit auf die Reise zurück. Mehr als siebzig Jahre später in ihrer Küche sitzend, erinnerte Sweta sich, dass es ihr damals »natürlich« vorgekommen sei, die Fahrt anzutreten. Aber dann fügte sie hinzu: »Wie konnte ich dorthin aufbrechen, ohne auch nur an die damit verbundenen Gefahren zu denken? Ich weiß es nicht. Es war ein törichtes Unterfangen. Der Teufel muss mich geritten haben!«
    Für den illegalen Teil der Reise, bei dem Sweta Gefahr lief, verhaftet zu werden, hatte ihre Freundin Schura ihr ein Kleid gegeben, das aus dem dunkelgrünen Wollstoff ihrer alten Armeeuniform geschneidert worden war. »Das Kleid rettete mich«, schrieb Sweta später:
     
Ich versuchte, den Kontrolleuren auszuweichen, die im Waggon die Fahrkarten und Papiere aller Reisenden überprüften. Es war mir gelungen, die Uniform anzuziehen und mich unauffällig zu verhalten, indem ich keinen Blickkontakt herstellte. Aber einer der Kontrolleure kam auf mich zu und sagte, meine Fahrkarte sei nicht legal; er wolle mich aussteigen lassen und zum Verhör mitnehmen. Wie sollte ich die falsche Fahrkarte erklären? Ich hatte keine Ahnung, wem sie gehörte. Wahrscheinlich stand ein Männername darauf, doch ich war eine Frau und kannte nicht einmal mein angebliches Reiseziel. Genauso wenig konnte ich eingestehen, wohin ich in Wirklichkeit unterwegs war. Und obendrein sollte ich die Fahrkarte ja dem Offizier zurückgeben. Dann aber kamen mir die anderen Passagiere, die ausnahmslos Armeeangehörige waren und mich für eine der ihren hielten, zu Hilfe und debattierten freundschaftlich mit dem Kontrolleur: Wenn etwas nicht stimme, sei es nicht meine Schuld! Und der Kontrolleur ließ mich weiterfahren.
     
    Sweta stieg ein paar Kilometer von Petschora entfernt in Koschwa aus, wo sie Lew Israilewitschs Erdhütte, in der er ein »winziges Zimmer« bewohnte, ausfindig machte. Sein Vater war aus Leningrad zu Besuch gekommen – wahrscheinlich der Grund dafür, dass sich Israilewitsch nicht mit Lew im Holzkombinat abgesprochen hatte –, und die Schlafgelegenheiten waren beengt. Am folgenden Tag machten sich Israilewitsch und

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