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Schicksal aus zweiter Hand

Schicksal aus zweiter Hand

Titel: Schicksal aus zweiter Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Gläser und sah Gerholdt nicht mehr an.
    »Wie ist es eigentlich mit dem Kassieren?« fragte er, um das abgebrochene Gespräch wieder in Fluß zu bringen.
    »Das hat Zeit.«
    »Ich denke, Sie müssen gleich kassieren?«
    »Am Sonntag.«
    »Ach so.« Gerholdt holte seine Brieftasche aus dem Rock und klappte sie auf. Das Mädchen schielte zu ihm hinüber.
    »Wieder fünfzig Mark?«
    »Natürlich. Ich will doch nicht aus der Gewohnheit kommen.«
    Sie klapperte mit den Gläsern. Man sah und hörte, daß sie wütend war. Eine Lockensträhne war in ihr Gesicht gerutscht, es bekam dadurch etwas Wildes, das Gerholdt begeisterte.
    »Ich schenke Ihnen das Bier!« zischte das Mädchen.
    »Phantastisch!« Gerholdt lehnte sich zurück. »Ich komme jeden Tag hierher und trinke ein Bier für fünfunddreißig Pfennig! Immer mit einem Fünfzigmarkschein! Und immer schenken Sie mir das Bier. Das wird ein fabelhaft billiger Frühschoppen!«
    »Das nächste Mal schreibe ich es an.«
    »Aber Sie wissen doch gar nicht, ob ich wiederkomme.«
    Sie sahen sich an, und plötzlich lachte das Mädchen und warf den Kopf zurück. Das Kleid über ihren Brüsten straffte sich, und Gerholdt hatte den stillen Wunsch, sie möge so stehenbleiben.
    »Soll ich nun sagen: Solange ich hier bin, kommen Sie? Den Gefallen tue ich Ihnen nicht«, sagte sie unlogisch.
    Gerholdt nickte mit gespieltem Ernst. »Natürlich sagen Sie mir es nicht. Ich habe auch nicht gehört, daß Sie es bereits gesagt haben …«
    Das Mädchen legte die Spülbürste hin. Ihre Augen blitzten.
    »Sie sind ein ekelhafter Kerl!«
    »Ein Kompliment?«
    »Die Wahrheit!«
    »Um so anziehender finde ich Sie. Wissen Sie – wir singen da in der SA ein Lied. ›Schwarzbraun ist die Haselnuß, schwarzbraun bin auch ich, ja ich. Schwarzbraun muß mein Mädel sein, geradeso wie ich …‹ Und Sie haben haselnußfarbene Haare. Immer, wenn ich jetzt dieses Lied singe, denke ich an Sie, sehe Sie vor mir. Ja, mich erfaßt sogar eine innere Eifersucht, daß alle die anderen Kerle auch davon singen: Schwarzbraun muß mein Mädel sein. Und dann träume ich davon, daß es ganz allein nur mein Mädel ist. Leider ist es nur ein Traum. Wenn ich aus ihm erwache, sitze ich an einem Tisch und bekomme ein Glas Bier für fünfunddreißig Pfennig geschenkt. Von dem schwarzbraunen Mädel! So sind Traum und Wirklichkeit zwei ganz verschiedene Welten! Man müßte versuchen, irgendwie zwischen beiden eine Annäherung zu finden.«
    Das Mädchen schüttelte den Kopf. »Entweder sind Sie wirklich so blöd, wie Sie reden, oder Sie reden nur so, um blöd zu erscheinen. Warum eigentlich? Ich glaube, wir könnten ganz vernünftig miteinander reden, wenn Sie Ihre dumme Art, überlegen sein zu wollen, ablegen.«
    »Das soll ein Wort sein!« Gerholdt erhob sich und trat an die Theke. Er beugte sich über die blitzende Platte aus Chrom und sah dem Mädchen frei in das jetzt leicht gerötete Gesicht. »Sonntag abend um acht Uhr am Ausgang des Stadions? Ich hole Sie mit meinem Wagen ab.«
    »Sie haben ein Auto?« Das Mädchen sah Gerholdt kritisch an.
    »Und was für eins! Vorne eine Stoßstange – hinten eine Stoßstange, dazwischen Räder mit luftgefüllten Reifen!«
    »Jetzt werden Sie wieder ekelhaft.«
    »Verzeihung. Aber ich wollte Ihnen damit nur eine Enttäuschung ersparen. Ich sagte Auto – es ist kein Opel und kein Maybach, kein Horch und kein Mercedes – es ist ein ganz einfacher, alter, gebrauchter Tempo-Dreiradlieferwagen, der furchtbar knattert und aus dem Auspuff stinkt, der hin und her schaukelt und jedes Schlagloch zehnfach verstärkt. Aber vorne in der Führerkabine sind zwei Plätze. Sie reichen genau für Sie und mich!«
    Das Mädchen lächelte sanft. In ihre Augen trat ein Schimmer von Zuneigung. Gerholdt sah es und spürte, wie sein Herz schneller schlug.
    »Ich wäre nicht gekommen, wenn Sie wirklich einen großen Wagen gehabt hätten. Ich weiß, wohin das führt. Großer Mann führt kleines Mädchen aus. Am Ende wollen sie alle das eine – und das finde ich so gemein!«
    »Sie kommen also?« rief Gerholdt glücklich.
    »Ja. Aber nur, wenn Sie wirklich einen Tempowagen haben. Ich kehre um, wenn es ein anderer ist!«
    »Ehrenwort!« Er verbeugte sich leicht. »Im übrigen: Ich heiße Gerholdt. Frank Gerholdt.«
    »Irene Hartung.«
    »Irene.« Gerholdt griff in die Tasche und legte – genau abgezählt – fünfunddreißig Pfennig auf die blitzende Theke. »Ich will damit unser Kriegsbeil

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