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Schicksal in seiner Hand

Titel: Schicksal in seiner Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dr. Thomas Bruckner
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kann, so werde ich sie sofort in mein diagnostisches Rüstzeug aufnehmen. Übrigens: Wissen Sie, bei wem Bruckner seine röntgenologische Ausbildung gehabt hat?«
    Der Oberarzt zuckte mit den Schultern. »Ich kann es Ihnen leider nicht sagen, Herr Professor.«
    »Dann werde ich ihn selber fragen. Scheint ein guter Mann zu sein.«
    »Weil er mit der Lupe arbeitet?«
    Dr. Wagner versuchte, die Angelegenheit ins Lächerliche zu ziehen, aber Professor Bergmann überhörte die Bemerkung.
    »Bitte, holen Sie mir Dr. Bruckner.«
    Als der Oberarzt die Hand ausstreckte, um den Telefonhörer abzunehmen, hielt ihn sein Chef zurück.
    »Noch eins, Herr Kollege. Ich werde morgen nicht dasein. Übernehmen Sie die Operation für mich.«
    Dr. Wagner sah ihn erstaunt an. »Sie sind morgen nicht da … den … den ganzen Tag nicht? … Ja … aber«, er verhaspelte sich, »werden Sie zu Hause erreichbar sein?«
    »Nein! Ich bitte, auch morgen nicht bei mir anzurufen.«
    »Und darf man wissen, wohin Herr Professor fahren?«
    Ein seltsames Lächeln huschte sekundenlang über Bergmanns Gesicht. Der Oberarzt konnte es sich nicht erklären. Er hatte es noch nie zuvor beim ›Alten‹ gesehen.
    »Ich weiß es selbst noch nicht, Wagner. Es ist eine rein persönliche Reise. Vielleicht dauert sie zwei Tage, vielleicht auch länger. Auf jeden Fall bitte ich Sie, mich zu vertreten, bis ich zurück bin.«

6
    Thomas Bruckner klopfte wieder an die Tür des Chefzimmers, und wieder ertönte das Herein. Aber diesmal brüllte der Professor nicht wie ein gereizter Löwe. Seine Stimme klang sanft, fast etwas resignierend.
    Dr. Bruckner trat ein. In respektvoller Entfernung vom Schreibtisch, hinter dem Professor Bergmann mit zusammengezogenen Brauen thronte, blieb er abwartend stehen. Der ›Alte‹ winkte ihn heran und deutete auf einen Stuhl.
    »Bitte, setzen Sie sich.«
    Dr. Bruckner nahm Platz. Er wartete, daß sein Gegenüber das Gespräch eröffnete. Aber der Geheimrat schwieg. Dann und wann fuhren seine Finger nervös zwischen Hals und Hemdkragen. Die Stille wurde langsam bedrückend. Minuten vergingen.
    »Ich kann Ihnen eine Mitteilung machen, die Sie befriedigen wird«, sagte der Professor schließlich. Unverwandt blickte er seinen neuen Assistenten an. Seine Augen verengten sich zu Schlitzen. »Ihre Diagnose im Operationssaal hat gestimmt. Die Patientin litt an einem stenosierenden Magenkarzinom.«
    »Das tut mir aber leid«, erwiderte Bruckner spontan.
    »Was tut Ihnen leid?«
    »Daß …«, er zögerte. Was sollte er nur sagen? Es täte ihm leid, daß er recht behalten und der Professor sich geirrt habe? Das war unmöglich. Niemand würde ihm das abnehmen. »… daß die Patientin inoperabel ist«, fügte er leise hinzu.
    Bergmann nickte. »Ja, das ist tragisch bei einer noch relativ jungen Frau. Ich habe eine totale Magenresektion vorgenommen. Vielleicht kommt sie durch. Wenn ich …« Seine Finger maßen abermals den Abstand zwischen Hals und Kragen. Dann richtete er sich plötzlich auf. »Das mit der Lupe – wo haben Sie das gelernt?«
    »Ich habe meine röntgenologische Ausbildung in München gehabt, bei Dr. Schneider.«
    »Praktiziert er noch?«
    »Sicher. Er hat eine sehr gute Praxis.«
    »Seine Adresse!« schrie er ›alte Löwe‹ unbeherrscht. »Wie ist seine Adresse? Rasch, sagen Sie sie mir!«
    Thomas Bruckner war über diese Reaktion höchst erstaunt. Mechanisch nannte er die gewünschte Anschrift. Dieser vielbewunderte Professor und Chef der ›Bergmann-Klinik‹, der jetzt mit zitternder Hand hastig Notizen machte, war ihm langsam ein Rätsel.
    »Danke!« sagte Bergmann nur, ohne aufzublicken. »Sie können gehen.«
    Dr. Bruckner stand auf und machte ein paar Schritte zur Tür hin. Dann wandte er sich noch einmal um.
    »Bitte, welche Station soll ich übernehmen, Herr Professor?«
    Der ›alte Löwe‹ hob überrascht den Kopf. Er schien weit weg zu sein mit seinen Gedanken und nicht sofort zu begreifen. Dann vollführten seine Finger einen wilden Trommelwirbel auf der Schreibtischplatte.
    Jäh brach das Stakkato ab. Seine Stimme klang hart und völlig unpersönlich, als er schließlich sagte:
    »Sie übernehmen ab morgen die Poliklinik. Oberarzt Wagner wird Sie einweisen. Wenden Sie sich an ihn.«
    Thomas Bruckner saß in seinem neuen Zimmer im Ärztehaus. Es war bereits dunkel draußen, aber er hatte kein Licht gemacht.
    Morgen also, dachte er mit traurigem Lächeln, morgen werde ich anfangen, unter der Regie des

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