Schicksal in zarter Hand
glaubte es, und da … wollte ich dir das heimzahlen. Ich wusste, dass Claudia dir das Video schicken würde, wie ich meinen Preis in Empfang nehme.“
„Und was wurde da über mich behauptet?“, wollte Lexi wissen.
„Ach, das …“ Er schüttelte den Kopf. „Lass uns lieber über Handykameras und eine Bettgeschichte reden, die nie stattgefunden hat.“
„Nein!“ Sie warf sich in die Kissen zurück und zog sich das Laken wieder über den Kopf. „Geh weg, Franco! Verschwinde“, klang es gedämpft durch den Stoff.
Doch ohne Vorwarnung beugte sich Franco über sie. Er war stark, wie ein antiker Ringer, dachte sie. Dann zog er ihr das Laken vom Gesicht.
„Rede mit mir!“, verlangte er. „Ich habe in der Nacht nicht mit Claudia geschlafen. Ich habe überhaupt nie mit ihr geschlafen. Wie kommst du darauf?“
Wenn sie es nicht selbst auf dem Video gesehen hätte, wäre sie jetzt beinah so weit gewesen, ihm zu glauben. Er sah ehrlich gekränkt aus.
„Okay. Wo warst du in der Nacht, als ich ins Krankenhaus kam?“, begann sie in eisigem Ton.
„Sturzbetrunken in irgendeiner Bar in der Stadt. Mir war alles egal.“
„Ich habe dich angerufen. Vier Mal. Du hast nicht ein einziges Mal zurückgerufen“, warf sie ihm hitzig vor.
„Na ja, so genau erinnere ich mich nicht an die Nacht“, gab er zerknirscht zu. „Marco hat mich irgendwann aufgelesen und nach Hause gefahren. In mein Apartment. Ich konnte nicht mal mehr gerade stehen. Er hat mich ins Bett gebracht. Sonst erinnere ich mich an nichts.“
„Aha. Claudia wartete also im Schrank versteckt auf dich, und als du nackt und komatös auf dem Bett lagst, hat sie sich auf dich gestürzt und dich vernascht“, höhnte Lexi.
„Das hast du auf dem Video gesehen?“, fragte er entgeistert.
„Ja!“, fauchte sie und versuchte, sich unter ihm herauszuwinden.
„Halt still“, bat er heiser. „Mir tut ohnehin schon alles weh.“
Sie tat ihm den Gefallen. „Glaubst du, ich mache mir einen Spaß daraus, Geschichten zu erfinden, in denen sich mein sogenannter Ehemann mit einer anderen einlässt, noch dazu in unserem Bett, während ich …“
„Von welchem Handy kam das Video?“, fragte Franco dazwischen, und sein Körper verspannte sich fühlbar.
„Claudias. Wobei mir ein Rätsel ist, wie sie gleichzeitig gefilmt hat und …“ Lexi verstummte, als sie sah, wie sein Gesicht wieder einmal diese erschreckende aschgraue Farbe annahm. „Was hast du denn?“
Er antwortete nicht, sondern rollte von ihr weg und stand auf. Alarmiert setzte sie sich auf.
„Franco? Was ist?“
Franco hörte sie nicht. Er sah rot, und inmitten der wirbelnden roten Massen ein Bild, das Marco ihm eingeflüstert hatte: Marco in leidenschaftlicher Umarmung mit Lexi. Und plötzlich verwandelte sich das Bild, und nun zeigte es ihn selber.
In Claudias Armen.
So hatte Lexi ihn gesehen!
Wie betrunken wankte er aus dem Zimmer.
8. KAPITEL
Lexi sah Franco bestürzt nach. Ihr war klar, dass hier etwas Dramatisches geschehen war … Nur was?
Er hatte wie am Boden zerstört gewirkt.
War das ihre Schuld?
Ich bin hier, um mich um ihn zu kümmern, nicht, um alle fünf Minuten einen heftigen Streit mit ihm anzufangen, sagte sie sich voller Gewissensbisse.
Immerhin hatte Franco nicht nur körperliche, sondern auch seelische Verletzungen davongetragen. Weil er seinen besten Freund verloren hatte.
Plötzlich wurde ihr bewusst, dass er eben von sich aus Marco erwähnt hatte. Dann erst hatte Franco sich so seltsam verhalten.
Rasch stand sie auf und ging nach nebenan in Francos Zimmer. Ihre Gewissenbisse wurden schlimmer, als sie ihn auf der Bettkante sitzen sah, das Gesicht in den Händen verborgen.
„Franco?“ Lexi ging zu ihm und kniete sich vor ihn auf den Boden. „Ist alles in Ordnung?“
Als er nicht gleich antwortete, zog sie sanft seine Finger weg.
„Ja, alles in Ordnung“, antwortete Franco rau.
So sah es für sie nicht aus! Sein Gesicht war immer noch aschgrau, sein Blick wirkte so leer, als hätte er einen schlimmen Schock erlitten. Und nicht nur das: Tränen schimmerten in seinen Augen!
Ließ er jetzt endlich die Trauer um Marco zu? War es das, was ihn so bewegte?
„Es tut mir leid, wenn ich zu weit gegangen bin bei unserem Streit“, flüsterte sie. „Ich vergesse immer wieder, du bist ja …“
„Nicht ganz richtig im Kopf?“, ergänzte er den Satz, während sie noch nach den richtigen Worten suchte.
„Noch nicht völlig wiederhergestellt“, korrigierte
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