Schicksal!
mit Sara nicht unbedingt steigert.
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I n den nächsten zwei Wochen rufe ich Sara jeden Tag an, entschuldige mich für die Sauerei, die ich in ihrem Bad angerichtet habe, und biete ihr als Wiedergutmachung an, sie zum Essen einzuladen. Sie antwortet jedoch nicht auf meine Anrufe. Also schicke ich ihr Blumen und Süßigkeiten. Ich schicke ihr Champagner. Ich schicke ihr Unterwäsche von Victoria’s Secret, weil ich weiß, wie sehr sie Seidenhöschen mag.
Aus irgendeinem Grund bekomme ich keine Dankeskarten.
Mit der täglichen Abweisung deiner früheren Freundin zurechtzukommen ist schon schwierig genug. Wenn man sich dann auch noch daran gewöhnen muss, in einem schwerfälligen, haarigen, hundertfünfundsiebzig Pfund schweren Menschenkörper ohne selbstreinigendes Fleisch oder optionalen Lufterfrischer herumzulaufen, neigt man dazu, ein wenig reizbar zu sein.
Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass ich nicht in der Lage war, einen Job zu finden. Zum Teil liegt das wohl daran, dass ich in den Vorstellungsgesprächen oft wie ein Klugscheißer rüberkomme. Aber wenn man so lange da gewesen und so weit herumgekommen ist wie ich, fällt es einem schwer, den Menschen nicht zu sagen, dass man mehr weiß als sie.
Dieses Sterblichsein ist gar nicht so leicht. Ich weiß nicht, wie diese Menschen das schaffen. Hindernis folgt auf Hindernis, Problem auf Problem, und eine Enttäuschung jagt die nächste. Es war viel einfacher, als ich so ziemlich tun und lassen konnte, was ich wollte.
Ja, richtig, ich weiß. Genau das war es, was mich überhaupt erst in diese Misere gebracht hat.
Dann kommt das neue Jahr, und ich versuche es weiterhin. Gehe zu Vorstellungsgesprächen. Lerne, regelmäßig zu baden. Besorge mir eine Perücke und einen falschen Schnurrbart, damit ich Sara stalken kann, ohne dass sie mich wiedererkennt.
Am Tag, nachdem ich Sara mit zwei Dutzend Rosen auf ihrer Arbeit überrascht habe, kommen zwei Beamte vom New Yorker Police Department bei mir vorbei und nehmen mich aufgrund einer Anklage wegen Nötigung fest. Als sie mich in Handschellen abführen, beschwere ich mich, dass das nicht fair wäre und dass Frauen zu stalken ein ganz normaler Teil meiner Existenz war.
Als ich im Gefängnis bin, muss ich feststellen, dass ich nicht darauf zählen kann, dass
Gerechtigkeit
kommt und mich rausholt. Ich kann mich nicht an die Telefonnummern von
Karma
oder
Glück
erinnern, und selbst die von Teddy habe ich vergessen, da ich sie auf der Kurzwahltaste gespeichert hatte und mein Firmenhandy beschlagnahmt wurde. Die einzige Nummer, die ich in- und auswendig kenne, ist die von Sara. Und ich glaube, sie ist nicht in der Stimmung, von mir zu hören. Ich rufe sie trotzdem an, nur für den Fall. Sie legt auf, bevor ich mehr herausbekomme als: »Hallo, Sara, hier ist Sergio …«
So viel zu meinem einzigen polizeilich genehmigten Telefonat.
Während der Anhörung werden all die Geschenke, die ich Sara geschickt habe, als Beweise gegen mich angeführt. Zusammen mit Bildern von der Sache, die ich in ihrem Badezimmer angerichtet habe, und den Briefen, in denen ich all die intimen Details beschrieben habe, die ich von ihr weiß. Der Richter braucht nicht lange, um einen Unterlassungsbescheid zu erlassen, der festlegt, dass ich mit Sara für den Zeitraum eines Jahres in keiner Weise Kontakt aufnehmen darf.
Und ich hatte mich ernsthaft gefragt, ob es noch schlimmer werden könnte.
Als ich in mein Apartment zurückkomme, stelle ich fest, dass ich aufgrund des Unterlassungsbescheides rausgeschmissen wurde. An meiner Tür hängt eine Mitteilung, dass ich die Wohnung bis Ende Januar zu räumen habe. Sollte ich das nicht tun, werde eine formelle Räumungsklage angestrengt.
Also muss ich eine andere Wohnung finden. Ich kann mir nicht vorstellen, warum das so ein großes Problem sein sollte. Zum einen kann ich mir die 3990 Dollar pro Monat nicht leisten, da ich ja nichts verdiene. Und da meine Plus-Visa-Karte außerdem bereits bis ans äußerste Limit ausgereizt ist, ist es höchstwahrscheinlich sowieso eine gute Idee, mir was Günstigeres zu suchen. Das Problem ist: Wer arbeitslos ist, zehntausend Dollar Kreditkartenschulden mit sich herumträgt und einen Unterlassungsbescheid in der Akte vorzuweisen hat, der hat es schwer, einen Hausbesitzer davon zu überzeugen, als neuer Mieter absolut geeignet zu sein.
Mensch zu sein ist so verdammt schwierig.
Den Rest des Januars verbringe ich größtenteils damit, nach einer Wohnung und
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