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Schicksal!

Schicksal!

Titel: Schicksal! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.G. Browne
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Augen glasig sind. Und obwohl es nicht das erste Mal wäre, beunruhigt es mich doch immer ein wenig, wenn
Tod
zu weinen beginnt.
    »Du siehst gut aus«, sage ich und versuche, das Eis zu brechen.
    »Du auch«, erwidert er. »Ist das ein neuer Anzug?«
    »Neuestes Modell.« Ich lasse meinen Bizeps spielen. »Beliebt bei den Frauen.«
    Er nickt und lächelt, und ich frage mich, wann er das letzte Mal flachgelegt worden ist.
    Ein paar Minuten verbringen wir damit, uns gegenseitig auf den neuesten Stand zu bringen. Dabei versuchen wir, die Tatsache zu ignorieren, dass wir fünfhundert Jahre gebraucht haben, um uns auszusöhnen. Aber da unsere Terminkalender ziemlich voll sind, bleiben uns nicht mehr als einige Minuten zum Quatschen, und deshalb planen wir ein Treffen, sobald wir beide wieder in Manhattan sind.
    »Hey, Sergio«, sagt Teddy.
    »Was gibt’s?«
    Ich kann an seinem Gesichtsausdruck erkennen, dass er mir etwas Wichtiges mitteilen will.
    »Du weißt, dass du dich nicht mit den Menschen einlassen solltest.«
    Ich nicke, obwohl ich überlege, ob er Günther Zivick meint oder ob er irgendwie von Sara erfahren hat. Aber im Grunde spielt das eigentlich keine Rolle.
    »Wirst du es Jerry erzählen?«, frage ich.
    Er schüttelt den Kopf. »Sei einfach vorsichtig. Menschen können dir mehr Schwierigkeiten bereiten, als die ganze Sache wert ist.«
    Und dann ist er weg, lässt mich zurück, um den Sinn und Zweck meiner Rettungsaktionen zu überdenken. Allerdings bleibt mir zum Nachdenken nicht viel Zeit, weil Günther Zivick mit einer Handvoll Sicherheitsbeamter zurückkommt, um mich vom Gelände zu werfen.
    Das ist der Dank dafür, dass ich sein Leben gerettet habe.

23
    D as buddhistische Gegenstück zu den Konzepten Schicksal und Bestimmung ist Karma: die Summe aller Dinge, die ein Mensch getan hat, gerade tut und noch tun wird. Die Auswirkungen sämtlicher Aktionen und Taten erschaffen die Vergangenheit, die Gegenwart und die Erfahrungen der Zukunft. Aber Karma ist nicht gleich Bestimmung – weil Menschen zu einem gewissen Grad freie Entscheidungen treffen und dadurch ihre Bestimmung beeinflussen. Und eine spezielle Tat, die du jetzt ausführst, verdammt dich nicht automatisch zu einem vorbestimmten Schicksal. Sie führt vielmehr zu einer karmischen Konsequenz.
    Wie bei dem indischen Hindu, der da eben an dem Tisch nahe der Eingangstür sitzt.
    »Der Typ ist nicht stehen geblieben, um einer Frau zu helfen, der auf dem Nachhauseweg die Einkaufstaschen heruntergefallen sind«, sagt
Karma,
dippt ein Stück Naan-Bot in sein Lamm-Curry und spült das Ganze mit seinem letzten Schluck Bier hinunter. »Hat den Deppen einfach nicht interessiert. Und jetzt schau genau hin.«
    Der Hindu, der unglücklich heiraten und seine Frau in neun Jahren betrügen wird, greift nach seinem Wasserglas, wobei der Ärmel seines weißen Hemds in seinem Essen landet. Als er es bemerkt, zieht er den Arm so schnell zurück, dass er dabei den Ellbogen der vorbeigehenden Bedienung trifft. Das wiederum führt dazu, dass diese ihr Tablett voller Chai-Tee in den Schoß des Inders fallen lässt.
    »Bingo!«, ruft
Karma.
»Volltreffer!«
    Ich kenne
Karma
so ungefähr seit Beginn meiner Existenz. Wir haben uns in Ursuppe 101 getroffen und uns sofort angefreundet. Wir haben uns sogar während der Pfad-Orientierungswochen ein Zimmer geteilt und waren im Kurs »Grundlagen der menschlichen Existenz« Laborpartner. Jerry hat das Seminar geleitet, das
Karma
und ich mehr als einmal geschwänzt haben, um Gras zu rauchen und danach ein paar Wellen vor Südafrika mitzunehmen. Trotz unserer Versuche, Jerry davon zu überzeugen, dass das unsere Feldstudien am Homo erectus gewesen seien, mussten wir unsere Fehlstunden während des Niedergangs der Neandertaler nachholen.
    Ich hab
Karma
seit einiger Zeit nicht mehr gesehen – ungefähr seit der großen Weltwirtschaftskrise –, da er dazu neigt, die meiste Zeit in Indien zu verbringen. Es ist nicht leicht, irgendjemanden unter einer Milliarde Menschen zu finden, die auf einem Subkontinent zusammengequetscht leben. Aber genauso wie bei
Tod
ist es gut,
Karma
auf seiner Seite zu haben. Also habe ich ihn in einer Bar in Neu-Delhi aufgespürt und zum Essen eingeladen.
    Um es auf den Punkt zu bringen:
Karma
ist Alkoholiker.
    Bier, Wein, Whiskey. Alles, was gebraut, fermentiert und destilliert wird. Seine Lieblingsbeschäftigungen sind Besuche beim Münchener Oktoberfest, Bar-Hopping am St. Patrick’s Day in Dublin und

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