Schicksal!
Hooters einzuladen ist nicht der klügste Schachzug, wenn du sie flachlegen willst.«
»Wow«, entgegnet er, während ich ihn auf eine Bank zubewege und ihn dort hinsetze. »Du bist echt ein Medium.«
Nun ja. Im Grunde braucht es keine unsterbliche Wesenheit der Vorbestimmung, um zu wissen, dass Cliffs Plan – seine Freundin an ihrem Geburtstag zu Hooters zu schleifen – nicht in einer sexuellen Belohnung für ihn mündet.
»Was noch?«, fragt er und schaut mich mit vollkommenem Vertrauen an.
Menschen sind so simpel. Besonders menschliche Männer. Verrate ihnen, wie sie es schaffen, nicht jede Nacht masturbierend und allein zu verbringen, und schon folgen sie dir überallhin. Der einzig nennenswerte Unterschied zwischen männlichen Menschen und männlichen Hunden ist, dass die Menschen nicht versuchen, dein Bein zu bespringen. Normalerweise.
»Du heißt Clifford Brooks«, sage ich, setze mich neben ihn und erzähle ihm alles über sich: wo er lebt (Ormond Beach), womit er sein Geld verdient (Lagerist), wie oft er im Monat Sex hat (null Komma drei sieben Mal) und was er gestern Abend gegessen hat (Makkaroni mit Käse).
»Außerdem weiß ich, dass du dich nicht auf deinem zugewiesenen Pfad befindest«, fahre ich fort. »Du tust nicht das, was du tun solltest.«
»Was soll ich denn tun?«, erkundigt er sich.
Dem Eifer in seinem Blick und dem Ausdruck der Anbetung auf seinem Gesicht nach zu urteilen, könnte ich ihm einen Becher Kool-Aid-Getränkepulver mit einem Schuss Zyankali geben, und er würde mich um mehr davon bitten.
Was soll ich denn tun?
Menschliche Wesen haben dieses angeborene Verlangen, ihr Leben lieber einem anderen anzuvertrauen, als irgendetwas selbst festzulegen. Es ist fast so, als würden sie sich vor der Verantwortung drücken, eigenhändig alles in den Sand zu setzen. Denn dadurch können sie jemand anderem die Schuld dafür in die Schuhe schieben.
Ihren Eltern.
Ihren Therapeuten.
Jerry.
Statt sich also in aller Ruhe und allein zu überlegen, was sie wirklich wollen, lenken die Menschen sich lieber mit Fernsehen, Computerspielen und Pornographie ab.
Was soll ich denn tun?
Eigentlich sollte Cliff Brooks als Finanzdirektor in einer Bank arbeiten und genug Geld verdienen, um seine Frau und Tochter zu ernähren. Aber er hat nach nur einem Jahr die Uni geschmissen, um sich einer Karriere als Schauspieler zu widmen. Das Ergebnis und der Höhepunkt seiner diesbezüglichen Bemühungen: Cliff durfte einen Sommer lang das Goofy-Kostüm in Disney World tragen.
»Geh zurück an die Uni und mach deinen Abschluss«, teile ich ihm mit.
Und schon schießt mir ein Bild durch den Kopf: Cliff als siebenundzwanzigjähriger Burschenschaftler mit einem Bachelor in Alkoholismus.
Also versuche ich es noch einmal.
»Heirate und gründe eine Familie.«
Jetzt sehe ich ihn als misshandelnden Vater, dessen Zukunft mit Unterlassungsbescheiden gepflastert ist.
Aus irgendeinem Grund muss ich an Nicolas Jansen denken. Wenn es bei ihm so gut funktioniert hat …
»Tritt einem Kloster bei.«
Cliff als polizeilich gesuchter Pädophiler, der aus Caracas, Venezuela, an die USA ausgeliefert wird.
Das ist komplizierter, als ich angenommen hatte.
Alle anderen Menschen haben mit verbesserten Schicksalen auf meine Hilfe reagiert. Vielleicht nicht immer mit idealen Schicksalen. Ich meine, wer träumt schon davon, seinen Lebensunterhalt damit zu verdienen, Dixi-Klos auszupumpen? Trotzdem ist es eine deutlich verbesserte Zukunft gegenüber der Alternative, Crack zu rauchen oder einer Sekte beizutreten.
Doch Cliff Brooks bildet diesbezüglich eine größere Herausforderung. Welche Vorschläge ich ihm auch immer unterbreite – es sind alles Blindgänger, die ihr Ziel verfehlen. Also muss ich weitermachen, bis ich eine Kammer finde, deren Munition trifft. Ein wenig so, als würde man russisches Roulette spielen. Allerdings mit Schicksalen und nicht mit Kugeln.
»Mach deine eigene Firma auf.«
Klick.
»Tritt der Armee bei und lass dich verpflichten.«
Klick.
»Gründe eine Organisation mit freiwilligen Helfern.«
Peng!
Jetzt sehe ich Cliff Brooks als Verteidiger von Tierrechten und als Vorreiter für das Verbot von Hunderennen im Staat Florida.
Oje.
Das ist nicht nur eine komplette Abkehr von seinem bisherigen Pfad, sondern auch eine deutliche Steigerung gegenüber dem Pfad, der ihm bei seiner Geburt zugewiesen wurde. Sicher, er sollte ein erfolgreicher Finanzdirektor und ein brauchbarer Ehemann und Vater
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