Schicksal!
was ihr macht, und vermeidet, was Schaden zufügt.«
»Lebt euer Leben, ohne anderen oder euch selbst zu schaden.«
»Vergeltet Ungerechtigkeit nicht mit Verletzung. Vergeltet Ungerechtigkeit mit Freundlichkeit.«
Ich bin mir ziemlich sicher, dass der letzte Satz eigentlich von Laotse und nicht von Buddha stammt, aber die Leute hier kennen den Unterschied sowieso nicht.
»Was ist mit dem Pfad der Bestimmung?«, frage ich.
»Der Mensch erschafft sich seine eigene Bestimmung. Der Pfad, den du suchst, ist dein eigener.«
Es ist wirklich frustrierend, wenn
Karma
in philosophischen Axiomen redet.
»Was ist, wenn ich keinen Pfad suche, aber andere auf einen Pfad sende, der nicht für sie bestimmt ist?«, frage ich weiter und bemühe mich, geduldig zu bleiben, während der Manager vom Curry in a Hurry am Telefon hängt und die Polizei anruft. »Gibt es irgendetwas darüber?«
»Um den Pfad eines anderen zu verstehen, musst du dich erst selbst verstehen.«
Was immer das bedeutet.
Bevor ich meine Frageliste zu Ende durchgehen kann, tritt ein junger Mann mit einer Baseballkappe in der Hand an unseren Tisch. Er ist gerade erst zwanzig geworden und befindet sich auf dem besten Weg zu einer Serie von Jobs, die alle in Sackgassen enden.
»Wenn ich mich bei meiner Freundin entschuldige, wird sie mir vergeben?«, will er wissen.
»Taten definieren den Mann, nicht Worte«, erwidert
Karma.
»Entschuldige dich mit Taten, und du wirst deinen Lohn erhalten.«
Der junge Mann dankt
Karma
und verlässt das Restaurant.
»Ist es irgendwann zu spät, um etwas wiedergutzumachen?«, fragt eine fünfundzwanzigjährige Frau, die ihren Eltern Geld für Drogen stiehlt.
»Es ist nie zu spät, um seine Fehler zu bereuen und sie zu sühnen«, antwortet er.
Tränen schießen ihr in die Augen, und auch sie verlässt schnell das Lokal.
»Werde ich das Glück finden?«, fragt ein weiterer Gast.
»Das Glück liegt in dir.«
»Und der Weg zur Erlösung?«, fragt eine zweiundvierzigjährige Frau, die ihre außereheliche Affäre über die nächsten sieben Jahre hinweg beibehalten wird.
»Scheiß auf Erlösung«, gibt
Karma
zurück und öffnet die Augen. »Wenn du Erlösung willst, sprich mit Jerry.«
In der Ferne höre ich Sirenen. Sie sind ja vielleicht nicht zu uns unterwegs, aber falls doch …
»Ich glaube, wir sollten gehen«, sage ich.
Karma
leert sein Bier. »Aber es läuft gerade perfekt.«
Ich denke, das kommt darauf an, wie man »perfekt« definiert. Die Hälfte der Gäste hat den Laden seit Beginn seiner Rede verlassen, und der Manager verflucht
Karma
auf Hindi. Als ich wieder zu
Karma
schaue, entdecke ich mit einem Mal dieses verräterische Blitzen in seinen Augen.
»O nein«, stöhne ich auf. »Bitte erzähl mir nicht, dass du darüber nachdenkst, spontan in Flammen aufzugehen.«
»Ich ziehe es durchaus in Erwägung, ja«, gibt
Karma
zurück. »Was meinst du?«
»Höchstwahrscheinlich eine schlechte Idee«, meine ich. »Aber wenn du es tun willst, könntest du dann bitte warten, bis wir über die Bestimmung gesprochen haben?«
»Was soll überhaupt dieser ganze Kram mit dem Pfad der Bestimmung?«, fragt er und winkt mit seiner leeren Bierflasche nach dem Kellner. Anscheinend ignoriert er die Tatsache, dass er sich soeben in großem Stil den Status als unbeliebtester Gast des Tages verdient hat.
»Ich glaube, wir sollten uns irgendwo anders darüber unterhalten«, schlage ich vor, als die Sirenen lauter werden.
»Aber ich habe noch nicht aufgegessen«, hält
Karma
ungerührt dagegen, zieht ein Stück Naan-Brot unter seinem linken Oberschenkel hervor und dippt es in das Lamm-Curry auf seiner Hose.
»Komm schon«, beschwöre ich ihn, ergreife seine Hand und ziehe ihn vom Tisch herunter. »Lass uns verschwinden, bevor die Polizei auftaucht.«
»Zu spät«, sagt er.
Ein Polizeiauto fährt vor, während die restlichen Gäste sich wieder ihrem Essen widmen und den Augenkontakt mit uns meiden. Der Zauber ist offenbar gebrochen. Kurz darauf erscheint der Manager auf dem Treppenabsatz, gefolgt von zwei uniformierten Polizisten.
»Die da!«, schreit der Manager und zeigt auf uns. Als hätte ich irgendetwas damit zu tun gehabt. »Sie stören den Betrieb und vertreiben mir die Kunden.«
»Entspricht das der Wahrheit?«, fragt der siebenundzwanzigjährige unverheiratete Polizist, der auch sein restliches Leben lang ledig bleiben wird.
»Nicht so ganz«, antworte ich. Allerdings habe ich keine Ahnung, was ich danach sagen
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