Schicksalsbund
sie die Kämpfe auf dem Weg zum Ziel. Das, sagte sie, war so gut wie die eigentliche Entdeckung, wenn nicht sogar noch besser. Leider interessierte es sie nicht immer, wie lange sie brauchte, um an ihre Information zu kommen. Und er brauchte diese Information auf der Stelle.
Er näherte sich ihr lautlos und blieb dicht hinter ihr stehen, wobei ihm sehr deutlich bewusst war, wie eng Jaimie und Javier die Köpfe zusammengesteckt hatten. Ihre Zuneigung zu dem jungen Mann war groß, und er teilte ihre Liebe zu Computern und Programmiersprachen. Die beiden konnten ganze Tage oder Wochen in einer Sprache miteinander reden, von der Mack Kopfschmerzen bekam, aber das machte ihm nichts aus, denn er liebte es, Jaimie aufgeregt und glücklich zu sehen.
»Hier kommt dein Eiskaffee mit Schlagsahne, Süße.« Er stellte das Getränk ein gutes Stück von ihrem Arbeitsplatz entfernt und doch in ihrer Reichweite auf den Schreibtisch und drückte ihr einen Kuss aufs Haar. »Ich hoffe, du hast gute Nachrichten für mich. Und hier ist dein heißer Kaffee, Javier. Mit viel Zucker. Kane lässt dir ausrichten, echte Männer trinken ihren Kaffee ohne Zucker.«
Javier schnaubte. »Er weiß eben nicht, wie man die ganze Nacht wach bleibt.«
»Kommt ihr weiter? Paul scheint zu glauben, ihr würdet Probleme haben. Ich habe ihm gesagt, er sei verrückt und ihr würdet dieses Ding dazu bringen, seine Geheimnisse zu verraten.« Er lächelte Jaimie voller Optimismus an. »Ich habe ihm doch die Wahrheit gesagt, oder nicht?«
»An dem Passwort für das Betriebssystem sind wir mit einem Affenzahn vorbeigerauscht«, sagte Javier. »Das war gar nicht mal so schwierig. Im Grunde genommen sind alle Laptops, die in den letzten paar Jahren gebaut wurden, mit FireWire-Ports ausgerüstet.«
Mack sah ihn finster an. »Ich nehme den Kaffee wieder mit, wenn du dich nicht verständlich ausdrückst.«
Javier zuckte die Achseln und grinste. »Eines von diesen ›Löchern‹ an der Seite des Laptops, in die du Kabel stecken kannst. Wenn die FireWire-Schnittstelle aktiviert ist und der Laptop als Betriebssystem Windows verwendet, kannst du über die FireWire-Schnittstelle in den Laptop einbrechen.«
»Also brauchten wir nur einen anderen Computer – der anstelle von Windows mit einem Linux-Betriebssystem läuft – über die FireWire-Schnittstelle mit dem Laptop zu verbinden«, erklärte Jaimie. »Dann wird das Gerät überlistet, dem angeschlossenen Computer Lese- und Schreibzugang zu seinem Speicher zu erlauben. Wir haben auf unserem Computer ein Spezialprogramm laufen lassen, das im Datenspeicher des Computers das Passwort zum Einloggen gefunden hat. Anschließend haben wir dieses Passwort benutzt, um uns einzuloggen.«
»Und wir haben sämtliche Programme gründlich überprüft. Er hat so einige, die er modifiziert hat, und er ist richtig gut. Aber dann haben wir das hier gefunden.« Javier deutete auf den Bildschirm. »Er hat sich offenbar ein Geheimprogramm besorgt. Normalerweise hätten wir kein Problem damit, uns reinzuhacken, aber wir hatten ein Passwort von normaler Länge und nicht etwa das hier erwartet.«
»Das verstehe ich nicht.« Dieser kurze Satz war ihm
verhasst. Und in Gegenwart von Jaimie und ihren heiß geliebten Computern musste er ihn oft benutzen.
Jaimie sah ihn mit ihrem absolut umwerfenden Lächeln an. »Also, es sieht so aus, Mack. Verschlüsselungstechniken sind mittlerweile so wirkungsvoll, dass es praktisch unmöglich ist, verschlüsselte Dokumente oder E-Mail-Nachrichten während der Übermittlung abzufangen und zu dechiffrieren. Der schwächste Punkt in Sicherheitssystemen ist immer die Stelle, wo jemand auf ein verschlüsseltes Dokument oder eine E-Mail-Nachricht zugreift. Normalerweise geht es darum, ein Passwort einzugeben, das die betreffende Person selbst gewählt hat. Und da die Leute nicht allzu gut darin sind, sichere Passwörter zu wählen, ist es nicht allzu schwer, an ihre Dokumente heranzukommen. Es liegt gar nicht einmal so sehr daran, dass ihre Passwörter auf Dingen beruhen, die andere Menschen erraten könnten. Es liegt vor allem daran, dass ihre Passwörter zu kurz sind. Konkret heißt das, wenn ein Passwort aus Buchstaben und Zahlen besteht und weniger als dreiundzwanzig Zeichen hat, kann ich von einem Supercomputer aus ein Spezialprogramm starten, das jede mögliche Kombination ausprobieren wird, und das ermöglicht es mir, ein Passwort innerhalb von wenigen Stunden zu finden.«
Javier nickte.
Weitere Kostenlose Bücher