Schicksalsbund
Er hielt sich beim Reden eine Hand vor den Mund, und seine Blicke schossen in alle Richtungen, um jeden aufzuspüren, der sie beobachten könnte.
Mack saß am Rand der Stufen, hinter einem großen Strauch verborgen. »Befolgen Sie einfach nur die Anweisungen, Sergeant Major. Sie werden von zwei Männern beschattet. Vielleicht sind es noch mehr. Ich möchte nicht, dass Sie sich etwas anmerken lassen oder mit mir reden. Tun Sie einfach nur, was ich sage.«
Der Sergeant Major lief weiterhin mit forschen Schritten durch die Menge, begab sich in den Park und wurde erst langsamer, als er an einem gerahmten »Bild« der Künstlerin Frida Kahlo und ihres Ehemannes, des Künstlers Diego Rivera, vorbeikam. Er betrachtete die beiden Personen, die die Posen eingenommen hatten. Sie hielten vollkommen still, um das Gemälde nachzustellen. Er drehte sich um, da er sich ein anderes »Bild« ansehen wollte, und als er einen Blick über seine Schulter warf, hielten die beiden Personen wieder still, doch ihre Pose war nicht mehr die gleiche. Er zog die Stirn in Falten, lief auf und ab, musterte das »Bild« aus jedem Blickwinkel und versuchte sich zu erinnern, welche exakte Pose sie vorher eingenommen hatten.
»Die sind gut«, sagte Mack anerkennend. »Sie halten ihre Hände anders. Bleiben Sie in Bewegung, aber gehen Sie langsam. Wir brauchen eine Gelegenheit, jeden zu entdecken, der Sie beschatten könnte. Lassen Sie sich Zeit.«
Griffen salutierte vor den beiden Darstellern und
setzte seinen Weg fort, schlenderte an den Lebenden Kunstwerken vorbei. Er war ein imposanter Mann, den man leicht im Auge behalten konnte. Mack wusste, dass seine Beschatter Abstand halten würden. Der Mann im Trenchcoat schlenderte am Rand der Ausstellung entlang und blieb vor dem ersten Bild längere Zeit stehen, um sicherzugehen, dass es sich bei dem angedeuteten Salut des Sergeant Major um nichts anderes gehandelt hatte.
Gideon, sagte Javier. Sieh dir die Frau genau an, die gleich neben dem ersten Gemälde steht. Mittelgroß und mittelschlank. Kurzes dunkles Haar. Angezogen wie alle anderen. Vollkommen unauffällig. Graue Jacke mit Kapuze. Sie trinkt Kaffee und blättert die Kunstbroschüre durch.
Ich habe sie.
Bei der habe ich ein ganz komisches Gefühl. Da stimmt etwas nicht. Sie ist uns ausgewichen, als meine kleine Schar dort drüben durchgerast ist. Geschmeidig. Schnell. Präzise. Mit äußerster Präzision, Gideon. Die hat jemand hier postiert. Wenn sie nicht zu denen gehört, dann ist sie bei der Strafverfolgungsbehörde. Und sie fügt sich zu gut ein.
Mack lächelte. Javier besaß diese Gabe. Wenn er sagte, die Frau hätte sich zu geschmeidig bewegt, dann war das so. Er wandte sich Javier zu, um ihn in Aktion zu sehen. Die Jugendlichen hatten sich an einer Ecke der Bühne versammelt und vollführten eine Mischung aus Tricks und Tanzbewegungen. Wie immer war Javier mitten im dicksten Getümmel. Niemand, noch nicht einmal Mack, konnte ihn dabei ertappen, dass er den Sergeant Major ansah. Und höchstwahrscheinlich hatte er auch nicht
mal mehr einen schnellen Seitenblick auf Griffen geworfen, nachdem er das winzige Headset in dessen Tasche hatte fallen lassen. Das war nicht sein Job. Seine Aufgabe bestand jetzt darin, den Feind zu entdecken.
Ich habe sie, Javier, meldete Gideon. Falls sie sich in Bewegung setzt, wenn Griffen es tut, lasse ich es dich wissen. Im Moment bleibt ihm Bond-Boy ziemlich dicht auf den Fersen. Ich vermute, Schädel-Shirt löst ihn ab, wenn Griffen sich auf den Weg zum Coffeeshop macht.
Ethan, der auf einer der Bänke saß, warf einen Blick auf seine Armbanduhr, faltete seine Zeitung zusammen, nahm seine Aktentasche in die Hand und verließ den Platz in Richtung Coffeeshop. Er ging an der Frau vorbei, die Javier aufgefallen war, ohne auch nur einen Blick in ihre Richtung zu werfen. Sein Handy läutete, und er blieb stehen, etwa dreißig Zentimeter von ihr, nahm den Anruf entgegen und führte mit dem Rücken zu ihr ein kurzes Telefongespräch.
Schick diese Fotos an Jaimie, sagte Mack. Habt ihr von Bond-Boy auch welche?
Zwei, Sergeant, aber ich bin nicht sicher, ob sie gut genug sind, antwortete Ethan.
Jaimie kann mit ihrem Programm alles hinkriegen, Boss, sagte Javier. Sie ist eine Göttin.
Mack wusste, dass sie mit ihrem Computer zaubern konnte, aber das hier war so furchtbar wichtig. Letzten Endes würde ihrer aller Leben von Jaimies Geschicklichkeit abhängen. Sie mussten wissen, wer Whitney unterstützte und
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