Schicksalsbund
nicht einsatzfähig waren.
Die Zeitungen hatten berichtet, Dr. Peter Whitney, der hinter den Experimenten steckte, sei ermordet worden, doch sie hatte danach noch Kontakt zu ihm gehabt. Brian Hutton war einer Einheit zugeteilt worden, die eine Einrichtung bewachte, in der Whitney gearbeitet hatte, und etliche andere, darunter auch Kane, hatten Ähnliches getan. Ihre Unbedenklichkeitsbescheinigung gewährte ihr Zugang zu streng geheimen Akten, und sie hatte weiterhin dabei geholfen, Informationen auszuwerten. In der Zeit hatte sie ihre Familie im Auge behalten, um sich zu vergewissern, dass es ihnen allen gutging und dass niemand ein falsches Spiel mit ihnen trieb, denn sie hatte den Verdacht, genau das sei Team eins zugestoßen.
Sie rieb sich die Schläfen, weil sie versuchen wollte, die bohrenden Kopfschmerzen aufzuhalten, die sich trotz Javiers Anwesenheit bemerkbar machten. Team drei – Macks Team – bestand ausschließlich aus Ankern, was in der Welt der Schattengänger äußerst selten war, und sie wusste, dass sie bei ihren Aufträgen oft allein arbeiten mussten, eine Unmöglichkeit für jemanden, der einer Überflutung mit übersinnlichen Reizen schutzlos ausgesetzt war. Sie war die Ausnahme gewesen. Sie fragte sich immer noch, warum sie bei ihr eine Ausnahme gemacht
hatten, da sie kein Anker war und nicht allein arbeiten konnte. Sie glaubte fest daran, Mack und Kane hätten etwas mit dieser Entscheidung zu tun gehabt, aber sie konnte nicht sicher sein. Es war ihr nie gelungen, auf ihre eigenen Unterlagen zuzugreifen. Trotz all ihrer Fertigkeiten hatte sie es nicht geschafft, an ihre eigene Akte heranzukommen – und das ärgerte sie mehr als alles andere.
Etwas ging da vor, und die Männer schienen es nicht zu hinterfragen, wie sie es getan hatte. Team zwei setzte sich vorwiegend aus SEALs zusammen. Auch innerhalb dieses Teams war es zu dubiosen Zwischenfällen gekommen. Jaimie rieb sich mit einer Hand das Gesicht. Zwei dieser Männer waren in den Kongo gelockt und dort gefoltert worden. Sie waren nur mit Mühe und Not mit dem Leben davongekommen. Jemand versuchte die Teams zu vernichten. In ihren Augen war das dritte Team, Macks Team, das anfälligste.
Bestehend aus Häuserkampf-Spezialisten, wurde Team drei immer wieder in Situationen geschickt, die die Nerven der geschicktesten Kämpfer aufgerieben hätten. Der Häuserkampf war eine gefährliche Kunst, die nur die begabtesten und standfestesten Männer über längere Zeiträume ausüben konnten, und bedauerlicherweise wurde sie immer mehr zur Notwendigkeit. Die Angreifbarkeit des Teams jagte ihr Angst ein. Wenn jemand in ihrer eigenen Regierung gegen sie arbeitete, würde es nicht allzu schwierig sein, sie zu Schaden kommen zu lassen.
Was das vierte Team anging, das sich vorwiegend aus Angehörigen der elitären Fallschirmrettungs-Sondereinheiten der Air Force zusammensetzte … das waren Schatten in der Luft, ebenso wie ihr Kommandant. Über dieses
Team hatte sie kaum etwas herausgefunden, was über die Bestätigung seiner Existenz hinausging.
Das Pochen eines Fingers auf der Arbeitsplatte zog ihre Aufmerksamkeit auf sich. Sie blickte auf. Ist alles in Ordnung mit dir?, fragte Javier.
Sie nickte. Aber das stimmte nicht. Ihr Magen war verkrampft, und sie wollte sich übergeben. Das, was hier geschah, war kein Zufall. Sie hatte hart daran gearbeitet, dieses Leben hinter sich zu lassen und sich eine Zukunft aufzubauen, nicht nur für sich selbst, sondern auch für die anderen. Sie würden es später brauchen, wenn Klarheit herrschte und die Karten auf dem Tisch lagen – vorausgesetzt, sie überlebten es. Menschen mit übersinnlichen Anlagen hatten es außerhalb einer kontrollierten Umgebung schwer. Sie wollte Rücklagen schaffen und einen sicheren Zufluchtsort für ihre Familie errichten. Instinktiv wusste sie, so wie sie auch vieles andere instinktiv wusste, dass alles, wofür sie gearbeitet hatte, bedroht war.
Macks Stimme flüsterte, diesmal unter Verwendung des Funkgeräts, in Javiers Ohr, was hieß, dass auch Paul die Befehle hörte. »Schleicht euch von hinten an sie ran, Kane.«
Gideons Stimme mischte sich ein. »Wir haben einen Schläfer, Boss. Drittes Fenster, erster Stock. Ich habe etwas aufblitzen sehen.«
»Bist du sicher?«
»Beleidige mich nicht. Er muss gesehen haben, wie Javier seine Männer aus dem Weg geräumt hat.«
Einen Moment lang herrschte Stille, während Mack die beiden Toten untersuchte. »Diese Männer
Weitere Kostenlose Bücher