Schicksalsbund
weißt ja, dass wir unsere Einsätze immer aufzeichnen. Wir haben es in das Lagerhaus geschafft, ohne Alarm auszulösen, und doch wusstest du, dass wir da waren. Du wusstest sogar, wer wir waren. Du hast dir anstelle von einer Waffe die Bratpfanne geschnappt.«
Mack konnte fühlen, dass Jaimie vollkommen erstarrte. Ihr Körper zitterte. Sie umklammerte mit ihren Fingern die Bettdecke. Ohne jede Überlegung legte Mack ihr seine Hand in den Nacken, um ihre Anspannung zu lösen.
Kane ließ zu, dass sich die Stille in die Länge zog. Erst volle fünf Minuten später durchdrang seine leise, beharrliche Stimme die Nacht. »Die Kameras, Jaimie, wo sind sie?«
»Im Erdgeschoss habe ich mir die Mühe mit den Kameras gespart.« Obwohl ihre Stimme schläfrig klang, war Mack sicher, dass sie ihre Worte sorgsam wählte. »Die Kameras werden im ersten Stock angebracht.«
Mack lächelte unwillkürlich über die irreführenden Informationen, die sie ihnen in kleinen Happen vorwarf. Sie hatte sich kaum verändert. Wenn es um die Arbeit ging, war sie ihnen gegenüber weniger selbstsicher. Sie wählte mit großer Sorgfalt aus, welche Informationen
sie ihnen geben wollte, doch es fiel ihr schwer, nicht in die alten Verhaltensmuster der Kameraderie und der Freundschaft zurückzufallen.
»Und noch etwas, Kane«, fügte Jaimie hinzu. »Ich benutze keine Waffen.«
Kane kaufte ihr nichts von all dem ab und blieb ungewöhnlich hartnäckig. Er ließ nicht locker. »Woher hast du es dann gewusst?«, bohrte er.
Jaimie rollte sich möglichst weit von Mack entfernt erneut zusammen, ließ ihren Kopf wieder auf das Kissen sinken und schmiegte die Zudecke an sich. »Ich vermute, ihr müsst etwas lauter gewesen sein, als ihr dachtet.« Jetzt schwang unterschwelliger Humor in ihrer Stimme mit.
»Verflucht nochmal, Jaime.« Kane war frustriert. »Das ist ganz ausgeschlossen.«
»Ach ja?« Jetzt lachte sie ihn unerschrocken aus. »Dann muss es wohl an meinem ausgeprägten Geruchssinn gelegen haben. Such es dir aus. Welche Erklärung könnte es sonst noch geben?«
Kanes Fluch wurde nur zum Teil durch seinen Schlafsack gedämpft. Unter seiner Hand konnte Mack fühlen, wie sich Jaimies Schulter hob und senkte, als sie lautlos in sich hineinlachte. Es war ihr wieder einmal gelungen, Kanes Fragen auszuweichen, denselben Fragen, die er und jeder Ausbilder und Agent, gegen den sie je angetreten war, ihr gestellt hatten.
Mack lag still da und genoss, wie Jaimie sich anfühlte und wie sie roch. Er schlang seinen Arm besitzergreifend um ihre Taille. Ihr Atem stockte für einen Moment, und ihr Körper spannte sich an. Er lächelte in sich hinein, während sie mit sich rang. Welches war das geringere von zwei Übeln? Ihm diese eine Kleinigkeit zu gestatten?
Oder ihn durch ihre Proteste zu etwas Gefährlicherem anzustacheln? Mit einem kleinen Seufzer ließ sie seinen Arm dort liegen.
Mack war recht zufrieden damit, wie sich die Dinge bisher entwickelt hatten. Sie hatten einen regelrechten Eiertanz aufgeführt, aber Jaimie hatte ihn genauso sehr vermisst wie er sie. Er hatte es deutlich in ihren Augen sehen können. Sie war fest entschlossen, ein geschwisterliches Verhältnis zwischen ihnen herzustellen und ihn so zu behandeln, wie sie Kane oder Javier behandelt hätte, aber er war ebenso fest entschlossen, sie zurückzuerobern. Und er gab sich nie geschlagen, wenn er etwas wollte, ganz gleich, ob es sich um eine Privatangelegenheit oder um seine Arbeit handelte. Er würde eine Möglichkeit finden, jeden Widerstand zu umgehen.
Er packte unwillkürlich fester zu. Vor zwei Jahren hatte er gewusst, dass sie ihn immer tiefer in ihren Bann zog, aber er hatte nicht gewusst, wie sehr sie wirklich ein Teil von ihm war. Bis er eines Morgens aufgewacht war und festgestellt hatte, dass sie fort war. Das Leben, zuvor von Gelächter und Abenteuer erfüllt, hatte sich in eine karge, trostlose Hölle verwandelt. Funktioniert hatte er noch, ja, das schon, aber der beste Teil von ihm war verschwunden gewesen.
Er wusste auf die Sekunde genau, wann sie sich entspannte und einschlief. Sie schlief mit der vertrauensvollen Unschuld eines Kindes; ihr Körper war warm und anschmiegsam und ihr Gesicht so schön, dass es ihm in der Seele wehtat. Alles Maskuline und sämtliche Beschützerinstinkte meldeten sich in ihm, aber auch primitivste Besitzansprüche. Er schob seinen Körper behutsam unter die Decke und schmiegte sich eng an sie. Es war Himmel
und Hölle zugleich. Sein Arm
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