Schicksalsbund
Wildkatze, die sich anschlich, kam er auf sie zu. Sie fühlte sich wie gelähmt und konnte sich nicht von der Stelle rühren; mit beiden Händen tastete sie hinter sich nach dem Fensterbrett, um sich daran festzuhalten. Das Herz schlug ihr bis zum Halse. Mack blieb wenige Zentimeter vor ihr stehen und packte mit einer Hand ihr Kinn. »Ich weiß genau, warum du dich mit mir abgibst«, sagte er gedehnt und hielt dabei ihren Blick gefangen, während sein Daumen über ihre volle Unterlippe strich.
Jaimie riss ihren Kopf zurück. »Es freut mich, dass es wenigstens einer von uns weiß.« Sie verschränkte die Arme schützend vor der Brust und versuchte zu ignorieren, wie gut sich ihr verräterischer Körper an seinen erinnerte. Ihr Herz erinnerte sich daran, wie schmerzhaft es gewesen war, ihn zu lieben. »Zum Glück ist Kane jetzt mit dem Duschen fertig. Das hat dir das Leben gerettet.« Sie zwängte sich an ihm vorbei und zwang sich, nicht davonzustürmen. Es kostete sie eine Menge Selbstbeherrschung, ihn einfach so stehen zu lassen, während Wut und Schmerz und Liebe in ihr miteinander rangen.
6.
KANE SCHWENKTE SEINE Gabel in Jaimies Richtung, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen; er hatte einen großen Bissen von einer Donutschnitte mit fetter Hackfleischsahnesauce aufgespießt. »Dieser kleine Blaubeermuffin ist nicht gerade nahrhaft, du kleine Nörglerin. Und er würde nicht mal meinen großen Zeh füllen.«
»Paniertes Schnitzel und Donutschnitten mit dieser dicken Sauce, das sollte deinen Cholesterinspiegel mit Raketengeschwindigkeit in die Höhe schnellen lassen.« Jaimie war die personifizierte Selbstgerechtigkeit. Ihre leuchtend blauen Augen durchbohrten Mack, der erfolglos versuchte, mit dem Hintergrund zu verschmelzen. »Und niemand isst heute noch vier Eier. Das ist deine gesamte Wochenration auf einen Schlag. Wir haben uns alle mit Ernährungswissenschaft beschäftigt, oder habt ihr das schon wieder vergessen?«
»Du hast dich reingekniet und uns gezwungen, den grässlichsten Fraß zu essen, der der Menschheit bekannt ist«, protestierte Mack.
»Ich bin allergisch gegen all dieses gesunde Zeug«, sagte Kane finster. »Absolut allergisch. Erinnerst du dich noch an die Bierhefe, Mack? Hat sie mich nicht mit Bierhefe beinah umgebracht?«
»Sie hat das Popcorn umgebracht«, erinnerte sich Mack.
»Euer Popcorn hat vor Butter getrieft«, sagte Jaimie entrüstet. »Jemand musste euch retten. Arterienverhärtung. Ihr beide seid schließlich nicht mehr die Jüngsten.« Sie grinste selbstgefällig und sah sich gleichzeitig rasch um.
Sie waren nicht allein. Sie sah Brian und Jacob gleich links von ihnen an einem Tisch frühstücken. An dem Tisch, der der Tür am nächsten war, trank Marc Kaffee, und ihm gegenüber saß Ethan, der in eine Tageszeitung vertieft zu sein schien. Beim Betreten des Restaurants hatte sie im Gedränge auf der Straße einen schnellen Blick auf Javier erhascht, der auf knabenhafte Weise hübsch war und wie ein Teenager wirkte, und auch auf Lucas, der in seinem Straßenanzug wie ein männliches Model aussah.
Sowohl Mack als auch Kane warfen ihr über den Tisch finstere Blicke zu, um sie einzuschüchtern. »Was soll denn das schon wieder heißen?«, fragte Kane drohend.
Jaimie brach ein kleines Stück von ihrem Blaubeermuffin ab, ohne sich an der drohenden Haltung der beiden zu stören – schließlich war sie von sämtlichen Jungs umgeben, und die waren vermutlich in erster Linie zu ihrem Schutz da. »Das ist eine der Tatsachen des Lebens. Jeder muss sich mit dem Altern abfinden. Man sollte ein paar Vorsichtsmaßnahmen treffen.«
»Ein paar Vorsichtsmaßnahmen klingt nach einer ausgezeichneten Idee«, murrte Kane. »Dich ins Meer zu werfen könnte ein guter Anfang sein.«
»Ich dachte mir, wir könnten heute Nachmittag einen Spaziergang über die Golden Gate Bridge machen«, schlug Mack, der sich dieser Meinung anschloss, hilfreich vor.
»Ihr beide habt einen beunruhigenden Hang zur Gewalttätigkeit«, schalt sie die Männer aus. »Vielleicht solltet ihr mal zum Psychiater gehen. Mir ist das schon damals in der Highschool aufgefallen. All diese Kontaktsportarten – Fußball, Boxen, Fechten, Karate.« Sie schüttelte bedauernd den Kopf. »Brutal.«
»Wir mussten einen kleinen Vamp beschützen«, verteidigte sich Kane. »Wir mussten vorbereitet sein.«
»Wie bitte?« Ihre Stimme war eisig, ihre Haltung majestätisch.
»Sie war nie ein Vamp«, widersprach Mack. »Aber
Weitere Kostenlose Bücher