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Schicksalsfäden

Schicksalsfäden

Titel: Schicksalsfäden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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Ich zeig Ihnen, was ich dagegen habe«, sagte er ruhig und zog blitzschnell einen Totschläger aus seinem Mantel, schwang ihn hoch über seinen Kopf und ließ ihn in einer flüssigen geübten Bewegung herabsausen. Mit einem spitzen Schrei duckte sich Victoria weg. Drei Mal schnell hintereinander wurde der Dummkopf auf den Schädel getroffen. Für einige Augenblicke stand er noch aufrecht und verwundert da, dann ließ er Victoria los, stöhnte einmal auf und fiel schwer nach vorn aufs Gesicht.
    Sofort packte Keyes Victorias Arm und drehte ihn ihr auf den Rücken. Ein lähmender Schmerz durchzuckte sie und sie schrie auf. Keyes Griff zwang sie, sich nach vorn zu beugen. Sie war völlig hilflos in dieser Haltung.
    Der Gewaltausbruch hatte alle anderen Männer auf die Beine gebracht. Protestrufe wurden laut man bildete einen Kreis um Keyes und Victoria. Selbst der einfachste Kerl wusste, dass man eine Frau so nicht behandeln durfte, egal, was sie angestellt hatte. Doch Keyes’ laute Stimme hielt die Männer auf: »Wenn. mir jetzt noch jemand in die Quere kommt buchte ich ihn gleich auch noch mit ein wegen Behinderung der Justiz. Na, hat jemand Lust auf Urlaub in Newgate?« Angesichts der plötzlich verschreckten Mienen um ihn herum lachte er laut und verächtlich auf. »Das dachte ich mir schon. Also machen Sie weiter, Gentlemen, und vergessen Sie einfach, was sich gerade hier zugetragen hat.«
    »Und Sie schieben jetzt Ihren Arsch aus meinem Laden«, giftete der Buchmacher.
    »Mit Vergnügen«, sagte Keyes und gab Victoria einen schmerzhaften Stoß. Er führte sie gebückt durch die Tür in den Regen hinaus.
    Als sie auf der Straße waren, sah sich Victoria auf der Gasse um, so gut sie es in ihrer Zwangslage konnte. Sie hatte gehofft, Menschen zu sehen, die ihr vielleicht zu Hilfe eilen konnten, aber niemand war zu sehen.
    »Sie können mich nicht töten«, rief sie ihrem Peiniger zu. »Alle da drinnen haben Sie gesehen. Sie sind Zeugen und werden sagen, wer mich mitgenommen hat. Man wird Sie finden, und dann wird man Sie hängen, Keyes.«
    »Keine Sorge, ich werde schon über alle Berge sein, bevor die Ihre Leiche überhaupt gefunden haben.« Er schob sie gewaltsam vorwärts. Vor der Tür eines Schlachthauses wurden Blutpfützen vom Regen verdünnt. Dumpfe Gesichter sahen ihnen stumm nach. In Victorias vor Schmerzen brennende Augen traten Tränen, die sofort von den himmlischen Tränen fortgespült wurden. Fast blind stolperte sie weiter.
    »Warum tun Sie mir das an?«, schrie sie Keyes an. »Was habe ich Ihnen getan?«
    »Sie haben mir nichts getan«, sagte Keyes erstaunlich ruhig. »Ich bin zu alt für diesen Bow-Street-Job und hab nur ein paar Pfund als Pension. Glauben Sie, ich halte mein ganzes Leben den Kopf für andere hin und lebe danach wie ein Hund? Nein!«
    »Wer bezahlt Sie dafür, dass Sie mich töten …« Der Satz endete mit einem Schrei, als Keyes ihren Arm noch weiter nach oben drückte. Sie glaubte, er würde jeden Moment aus dem Gelenk springen oder brechen.
    »Genug geschwätzt«, sagte Keyes gefühllos. Er führte Victoria in eine finstere Seitengasse, die auf eine verlassene Manufaktur zulief. Das Gebäude war eine halb verfallene Ruine, nicht einmal die Obdachlosen suchten hier Schutz vor Wind und Wetter. In Todesangst schrie Vivien auf, als er sie durch das dunkle Loch, das einmal eine Tür gewesen war, schieben wollte.
    Ein scharfer Schmerz blitzte in ihrem Kopf auf, und es brauchte einige Sekunden, bis Victoria begriff, dass er sie geschlagen hatte. Hart genug, um ihren Widerstand zu brechen. Endgültig? fragte sie sich. Hatte sie noch die Kraft, um ihrem Schicksal zu entgehen? Irgendwie? Sie schüttelte den Kopf, versuchte klar zu werden, die letzten Kräfte.zu sammeln. Es durfte nicht zu Ende sein!
    Handschellen legten sich um ihre Gelenke und wurden mit einem erschreckenden metallischen Klacken geschlossen.
    Fast willenlos konnte er sie nun zu einer morschen Treppe führen. Nur hin und wieder entfuhr Victoria ein kraftloses Stöhnen. Stufe für knirschende Stufe schob er sie hinauf. Fahles Mondlicht das durch das teilweise eingefallene Dach drang, wies ihnen gespenstisch den Weg. Die Luft stand und roch faulig, bei jedem Tritt wirbelten sie Staub auf.
    Halb betäubt fragte sich Victoria, wer sie jetzt noch finden konnte. Gab es noch Hoffnung auf Rettung?
    Sie hatten den ersten Stock erreicht. Wieder gab ihr Keyes einen gemeinen Stoß, der ihren Arm zu zerreißen drohte. Vage nahm sie die

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