Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schicksalsfäden

Schicksalsfäden

Titel: Schicksalsfäden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
Vom Netzwerk:
Geräusche von flüchtenden Tieren wahr. Fledermäuse umschwirrten sie, Spinnweben legten sich auf ihr Gesicht Regen prasselte durch das löchrige Dach. Keyes führte sie weiter, blieb irgendwann stehen und gab ihr einige Sekunden später einen Stoß, dass sie hart fiel. »Hier ist es gut«, sagte er grimmig.
    Victoria lag in einer Ecke, das Kleid war ihr hochgerutscht und entblößte ihre Beine und Strümpfe.
    Vollkommen erschöpft blickte sie auf und sah sein Gesicht. Er starrte mit einer wahnsinnigen Fratze auf ihre Beine.
    Angeekelt wandte sie sich ab.
    »Eigentlich wollte ich die Sache schnell erledigen«, hörte sie ihn wie durch Watte sagen, »aber ich glaube, ich habe mir vorher eine kleine Entschädigung verdient, weil du es mir so schwer gemacht hast, du Hure. Was diesem Mistkerl Grant Morgan recht ist, ist mir gerade billig.«
    Was danach geschah, verschwand für Victoria im Nebel der Erinnerung. Ihr Blick war nach innen gerichtet.
    Inständig hoffte sie, dass dies alles nur ein schrecklicher Albtraum war, dass Grant sie jeden Moment wach rütteln würde, zurückholen würde in die Wirklichkeit, die voller Liebe und Wärme sein würde. Ihre Augen waren geöffnet und auf Keyes gerichtet, aber sie sah nicht, wie dieser niederkniete und seine Hose öffnete.
    »Um dich wird keiner weinen, Miststück«, stieß er atemlos hervor. »Von deiner Sorte gibt es Tausende in London.
    Aber eines muss ich dir lassen: Du bist ganz schön hart. Nicht viele hätten die Themse überlebt. Hast dich für Grant Morgan aufgespart, was? Nur das Beste für den großen Mr. Morgan. Aber jetzt hole ich mir meinen Teil …«
    Während er ihre Röcke weiter hoch schob, wünschte Victoria, sie wäre schon tot.

Kapitel 16
    Der Lakai hatte sogar weniger als die geforderten fünf Minuten gebraucht um das Bow-Street-Revier zu erreichen und Sir Ross zu alarmieren. Und wie von Grant Morgan angefordert schwärmten schon wenige weitere Minuten später alle verfügbaren Einheiten in Richtung Covent Garden aus: Runner, Informanten, Fußstreifen und berittene Polizisten gingen mit militärischer Präzision auf die Suche nach Vivien Duvall und Keyes. Keine Straßenecke, kein dunkler Hauseingang wurde übersehen. Im Zentrum der Aktion saß Sir Ross, der natürlich in seinem Büro geblieben war und bei dem alle Meldungen und neuen Erkenntnisse zusammenliefen.
    Grant wusste, dass Cannon sich nicht nur Sorgen um Vivien machte. Er machte sich auch Sorgen um den Ruf seiner Behörde in der Stadt. Schließlich war in letzter Zeit öfter der Vorwurf der Korruption in der Öffentlichkeit laut geworden. In die meisten dieser Fälle war merkwürdigerweise der Bow-Street-Runner Keyes verwickelt. Und das konnte und würde auch gegen Keyes’ Boss Sir Ross Cannon verwendet werden. Doch der hatte große Pläne zur Verstärkung und Reorganisation seiner Truppe, und für diese Pläne brauchte er die Unterstützung der Mächtigen der Stadt. Einen Skandal konnte sich also niemand leisten. Jeder, der für Sir Ross arbeitete, wusste das, und umso hartnäckiger und entschlossener ging man die Suche an.
    Flagstad war die Besorgnis ins Gesicht geschrieben. »Morgan, ich verstehe das alles nicht. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, warum Miss Duvall vor Keyes flüchten sollte? Sie muss einfach den Kopf verloren haben, oder? Keyes ist vielleicht nicht der Beliebteste in der Truppe, aber trotzdem wissen wir doch alle, dass er ein guter Mann ist.«
    Sie unterhielten sich, während sie zusammen zur Oper liefen. Grant schüttelte den Kopf. Es gab so viel zu sagen, aber zwischen seinen zusammengebissenen Zähnen brachte er kaum ein Wort heraus. »Ich weiß überhaupt nichts mehr«, grummelte er nur.
    »Das tust du doch, Grant«, sagte Flagstad vorwurfsvoll. Er versuchte beim Reden mit Grant Schritt zu halten. »Du weißt genau, dass auch Keyes wie wir alle nur seine Pflicht tut. Genau wie wir versucht er nur, Miss Duvall zu finden und in Sicherheit zu bringen. Was soll daran falsch sein?«
    Eigentlich war es rührend, wie Flagstad versuchte, seinen langjährigen Freund Keyes zu verteidigen. Das von Wind und Wetter zerfurchte Gesicht des erfahrenen Runners sah richtig unglücklich aus, dachte Grant. Er und Keyes arbeiteten schon so lange zusammen, dass es ein schwerer Schlag für Flagstad sein würde, die dunklen Seiten von Keyes kennen zu lernen.
    Bestimmt hätte Grant ein paar tröstliche Worte für Flagstad finden und Verständnis für ihn aufbringen

Weitere Kostenlose Bücher