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Schicksalsfäden

Schicksalsfäden

Titel: Schicksalsfäden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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los!«, drängte einer der Konstablers. »Jetzt erzähl Mr. Morgan schon, was passiert ist.«
    »Also dieser Typ kam rein und sagte, er sei auch so ’n Bow-Street-Held, und dass er sie mitnehmen muss, sagte er.
    Und das Täubchen wollte nich’ und hat gesagt dass der Typ sie umbringen will.«
    »Und dann gab’s einen Kampf, stimmt’s?«, sagte der Constable ungeduldig. »Nu lass dir nicht alles aus der Nase ziehen.«
    »Genau! Weil einer meiner Kunden, alles ehrenwerte Herrschaften übrigens, weil eben einer meiner Kunden das Weibsbild beruhigen wollte, hat der Typ meinem Kunden eins übergezogen. Einfach so. Ist umgefallen wie ’n Stein.« Voller Verachtung für diese Gewalttat spuckte der Buchmacher aus. »So was kann ein anständigen Mann doch ruinieren. Ich hab ’n anständiges Geschäft und kann keine Skandale gebrauchen, hören Sie? Sagen Sie das Ihrem Kollegen, verdammt!«
    Grant hatte während des Berichts des Buchmachers die Augen geschlossen gehalten. Seine Kopfschmerzen waren inzwischen fast unerträglich. Mit rauer Stimme fragte er jetzt: »Wohin sind sie gegangen? In welche Richtung?«
    Auf die Frage begann der Buchmacher verschlagen zu grinsen. »Vielleicht kann ich mich erinnern, wohin sie gegangen sind, vielleicht auch nicht. Das kommt ganz drauf an, würd’ ich sagen.«
    Der Constable gab ihm einen Stoß in die Rippen. »Raus mit der Sprache!«
    »He! So nicht!«, protestierte der Buchmacher. »So können Sie mit einem anständigen Mann nich’ umspringen! Dann sag ich gar nichts und sie können die Sache begraben … und das Weibsbild gleich dazu.«
    »Also was zum Teufel wollen Sie, Kerl?«, sägte Grant bedrohlich. Er hatte einen Schritt auf den Buchmacher zu gemacht und sein Gesicht war dem des anderen jetzt ganz nah.
    Nervös blinzelnd sagte der Buchmacher: »Also ich will nur, dass ihr verdammten Bow-Street-Schläger in Zukunft meine Geschäfte nicht mehr stört!«
    »Abgemacht.«
    »Aber Mr. Morgan …«, protestierte der Constable, aber als Grant den Kopf drehte und ihm einen Blick voller Mordlust zuwarf, verstummte der Mann.
    »Wer gibt mir denn ’ne Garantie dafür, dass Sie Ihr Versprechen halten, Mann?«, fragte der Buchmacher.
    »Niemand!«, schrie Grant plötzlich mit einer Stimme, die den Donner übertönte. »Aber ich garantiere dir, dass ich dich hier und jetzt durch die Mangel drehe, wenn du nicht in drei Sekunden dein Schandmaul aufmachst und mir sagst wo zum Geier sie hin sind!«
    »Schon gut schon gut«, sagte der Buchmacher mit abwehrend erhobenen Händen. Dann rief er nach jemandem, der Willie hieß. Augenblicke später erschien ein vielleicht 12-jähriger Bengel mit einer großen Mütze auf seinen großen abstehenden Ohren. »Das ist Willie, mein Laufbursche«, sagte der Buchmacher stolz. »Er hat den Typ und das Weibsbild verfolgt. Also erzähl«, sagte er zu Willie gebeugt.
    »Sind zu ’ner verlassenen Fabrik gleich um die Ecke. Hab sie reingehen sehn, Sir.
    Kommen Sie, Mr. Morgan, Sir ich zeig’s Ihnen!«, sprach er aufgeregt und rannte auch schon los.
    Grant zögerte keine Sekunde und setzte dem Jungen sofort nach. Der rannte erstaunlich schnell und sah sich nur hin und wieder um, ob Grant ihm noch folgen konnte. »Ich weiß genau, wo’s ist Sir! Hier lang, Sir!«, rief er und bog scharf in eine Gasse ein, die auf die verfallene Manufaktur zuführte.
    Vor dem Eingang bremste der Junge scharf ab und wartete auf Grant, der nur wenige Meter hinter ihm war. »Da sind sie rein«, verkündete der junge im verschwörerischen Flüsterton. »Aber an Ihrer Stelle würd ich da nicht reingehn. Die Bruchbude fällt doch jeden Augenblick zusamm’.«
    Aber Grant hatte ihm gar nicht zugehört sondern war schon in die Ruine eingedrungen. Im Dunkel der Eingangshalle blieb er stehen und lauschte. Das ganze Gebäude schien zu ächzen und zu stöhnen unter dem Sturm.
    Überall drang Wasser ein und der Wind pfiff bedrohlich durch die klaffenden Löcher in den morschen Mauern.
    Aber er hörte keine menschlichen Laute, keine Stimmen. Konnte Victoria wirklich hier sein? Für eine Sekunde war er versucht, wieder herauszugehen und sich den Jungen vorzuknöpfen. War ja möglich, dass der ihn nur an der Nase herumgeführt hatte. Dann hätte er wertvolle, vielleicht entscheidende Zeit verloren. Doch dann sah er im dicken Staub auf der Treppe vor sich frische Fußspuren. Jemand war hier gewesen und zwar erst vor kurzem.
    Die Erkenntnis war wie eine Ohrfeige für Grant und ließ ihn aus

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