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Schicksalsfäden

Schicksalsfäden

Titel: Schicksalsfäden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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der Erstarrung erwachen. Ohne weiter nachzudenken rannte er die Treppe hoch, drei Stufen auf einmal nehmend. Er achtete nicht auf das Knirschen der Stufen, er merkte nicht. wie sich ein Splitter tief in seine Hand bohrte, als er einmal ausrutschte und sich abstützen musste. Alles, was er denken konnte, war: Ich darf nicht zu spät kommen! Wie soll ich weiterleben, wenn er sie umgebracht hat?
    Im ersten Stock angekommen, nahm er sofort zu seiner Rechten eine Bewegung wahr. – Zwei Schemen in der gegenüberliegenden Ecke des Raumes: Keyes, der sich über Victoria beugte, die sich nicht mehr bewegte. Ein kalter Mondstrahl brach durch eine Ritze in der Decke und tauchte die Szene in ein dämonisches Licht.
    Aus der Tiefe von Grants Körper drang ein unmenschlicher Schrei, als er sich besinnungslos vor Hass auf Keyes stürzte. Er wollte das Blut dieses Scheusals sehen, er wollte ihn töten.
    Keyes hatte nicht einmal Zeit, sich umzublicken, da hatte Grant ihn schon gepackt und durch den halben Raum geschleudert. Noch während er herum rollte, griff Keyes nach den Pistolen in seinem Gürtel. Aber Grant war schneller. Mit seinem ganzen Gewicht warf er sich auf Keyes und nagelte dessen Arm mit seinem Knie auf den Boden. Keyes schrie und schlug gleichzeitig um sich. Er traf Grant sogar, aber der spürte den Schlag gar nicht.
    »Sie ist doch nur Dreck!«, schrie Keyes. Grants Gesicht war direkt vor seinem, und Keyes wusste, dass er dem Tod ins Auge blickte. »Willst du mich umbringen für so ein Stück Dreck?«, schrie er wieder.
    Statt zu antworten, schlug Grant zu. Schlug ihm immer und immer wieder auf Kinn, Nase und Augen. jetzt stand Keyes die nackte Angst um sein Leben ins blutige Gesicht geschrieben. Er versuchte die Arme zu heben und sich vor den Schlägen zu schützen. Aber es half nicht denn trotz seiner unbändigen Wut führte Grant seine Hiebe mit kalter, brutaler Präzision. Schon wenige Sekunden später hatte Keyes seinen Widerstand aufgegeben, war nur noch ein schlaffer, hilfloser, blutiger Haufen Elend.
    Grant griff an seinen Stiefel und zog sein Messer heraus. Nichts Geringeres als den Tod hatte dieser Mörder verdient dachte er im Blutrausch. Erst wenn Keyes vernichtet war, würde Grant zufrieden sein. Alle seine Grundsätze von Gerechtigkeit und Ehre waren in diesem Moment vergessen. Blind vor Blutdurst setzte er das Messer an die Kehle seines wehrlosen Opfers.
    Da ließ ein unterdrücktes Stöhnen ihn herumfahren. Schwer atmend versuchten seine Augen das Dunkel des Raums zu durchdringen und er erkannte Victoria. Sie hatte sich auf die Seite gelegt und sah ihn an. Die Augen hatte sie vor Schreck weit aufgerissen, und ihre Lippen bewegten sich, aber kein Laut drang aus ihrem Mund.
    Grant zitterte vor Anspannung. Alles, was sich bei ihm in den letzten Stunden angestaut hatte, seine Wut seine Angst seine Liebe wollten sich entladen, aber er war wie erstarrt. Gleichzeitig konnte er den Blick nicht von ihr abwenden, schien er wie gebannt ja gelähmt von Victorias flehenden, blauen Augen. Töten! dachte er. Ich muss Keyes töten! jetzt!
    »Wende dich ab!«, rief er Victoria mit einer Stimme zu, die ihm selbst fremd war.
    Victoria spürte, dass er Keyes töten und sich verlieren würde, wenn sie wegsah. Aber sie wusste auch, dass er es nicht tun konnte, wenn sie sich nicht abwandte. Sie schüttelte den Kopf.
    »Verdammt! Sieh nicht her!«, heulte Grant.
    Doch ihr Blick voller Liebe hielt seinem Blick voller Hass stand. Stunden schienen zu vergehen, doch es waren nur lange Sekunden, ehe Victoria obsiegte und Grant das Messer unendlich langsam sinken ließ. Plötzlich holte Grant noch einmal mit der Faust aus und versetzte Keyes einen letzten Schlag, der ihn bewusstlos zurücksinken ließ.
    Schnell durchsuchte Grant die Taschen des Mannes und fand die Schlüssel zu den Handschellen. Er stand auf, kam schweren Schrittes zu Victoria und kniete neben ihr nieder. Als die Handschellen ihre Arme freigaben, schnappte sie vor Schmerz nach Luft. Ihre Handgelenke waren wundgescheuert und ihre Arme fühlten sich geschwollen ah.
    Jede Bewegung tat weh. Schon hatte Grant sie in seine Arme gezogen, küsste und streichelte sie. Wie gut sie sich anfühlte, wie unendlich erleichternd es war, zu wissen, dass sie lebte, dass sie gesund werden würde. Er roch ihr Haar, ihre Haut, er suchte immer wieder ihre Lippen und war dabei so ungestüm, dass Victoria versuchte, ihm auszuweichen.
    »Grant!«, japste sie.
    Er gab einen tierischen

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