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Schicksalsfäden

Schicksalsfäden

Titel: Schicksalsfäden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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gut es ging zu verbergen. Nur keinen Neid auslösen. Den Grund für Cannons Sorgen hatte Grant schon von weitem gesehen: Das Revier war belagert von Reportern, empörten Bürgern und Regierungsvertretern. Auch Grant hätte sich unter normalen Umständen große Sorgen gemacht, aber nach der letzten Nacht und diesem Morgen mit Victoria konnte er all das nicht so richtig ernst nehmen. Er fühlte sich so übermütig, dass er um ein Haar Sir Ross vorgeschlagen hätte, er solle sich doch auch mal eine Frau suchen. Die Welt sah wirklich gleich ganz anders aus, wenn man liebte und geliebt wurde.
    Aber Cannons Privatleben ging ihn nichts an, schon weil dieser, wie man allgemein annahm, überhaupt kein Privatleben hatte.
    Nachdem sich Sir Ross zunächst höflich nach Miss Devanes Befinden erkundigt hatte, kam er gleich zur Sache.
    Keyes saß in der Isolierzelle. Noch in der letzten Nacht hatte er im Verhör alles gestanden. Das wunderte Grant nicht denn er kannte Cannons Verhörtechniken und wusste, dass er sogar noch einem Stein ein Geständnis entlockt hätte. Jetzt wurde die Anklageschrift entworfen, berichtete Sir Ross weiter, dann stellte man Keyes vor Gericht. Sie brauchten nur noch die Aussage des Opfers, also die von Miss Devane. Alles würde so unspektakulär wie möglich gehandhabt um die Öffentlichkeit nicht noch mehr zu erregen.
    »Also wird Victoria Keyes im Gerichtssaal nicht gegenübergestellt?«, fragte Grant. Er hatte sich schon auf dem Weg in die Bow Street dazu entschlossen, alles zu tun, um zu verhindern, dass dieser Dreckskerl und seine Victoria nochmals in einem Raum dieselbe Luft atmen müssten.
    »Nein, ich denke, das können wir Miss Devane ersparen«, sagte Sir Ross. »Ihre Aussage und Keyes’ Geständnis sind wirklich genug, um ihn hinter Gitter zu bringen.«
    »Was ist mit Lord Lane?«, hakte Grant nach. »Wenn wir ihn heute Morgen verhaften, stelle ich mich nur zu gern zur Verfügung.«
    Sir Ross nippte an seinem Kaffee und sah seinen besten Runner verblüfft an. »Dann haben Sie wohl noch nichts davon gehört? Lord Lane ist tot.«
    Grant wusste nicht ob er richtig gehört hatte. »Wie war das?«
    »Er erlag gestern in seinem Club einem Herzanfall. Das muss gewesen sein, gleich nachdem Sie gegangen waren.«
    Grant schüttelte ungläubig den Kopf. Einerseits freute ihn die Nachricht denn der alte Bastard hatte es verdient.
    Andererseits tat es ihm leid, dass Lord Lane sich nun nicht mehr vor einem irdischen Gericht würde verantworten müssen. »Freut mich«, sagte er schließlich zähneknirschend. »Tut mir nur Leid, dass ich nicht lange genug im Boodles war, um das selbst zu sehen.«
    Sir Ross runzelte missbilligend die Stirn. »Sie sollten über solchen niedrigen Rachegefühlen stehen, Morgan. Doch ich kann Sie verstehen.«
    Doch Grant ignorierte den Vorwurf. Er würde sich nicht entschuldigen für das, was er gesagt hatte. Seiner Meinung nach war Lord Lane eindeutig zu billig davongekommen. Aber etwas anderes beschäftigte ihn schon, und das musste er ansprechen, bevor sie über Grants Zukunft reden würden. »Ich habe nun einmal nicht Ihre gelassene Art, Sir, obwohl ich mir sie manchmal wünschen würde.«
    »Gelassenheit hin oder her, ich möchte Ihnen ein Angebot machen, Grant. Ich hoffe, dass Sie es sich gut überlegen werden.«
    »Worum geht es?«
    »Nun steht meine Berufung als Richter für Essex, Kent Surrey und Herfordshire unmittelbar bevor, zusätzlich zu meinen bisherigen Aufgaben. Ich habe bereits akzeptiert.«
    Grant konnte sich einen anerkennenden Pfiff nicht verkneifen. Die neue Verantwortung würde Sir Ross zu einem noch wichtigeren Mann machen. Und er war ohne jeden Zweifel der Richtige, auch wenn er schon bisher für zwei gearbeitet hatte. Ab jetzt arbeitete er halt für sechs.
    »Aber die Probleme fangen erst an«, fuhr Sir Ross nachdenklich fort. »Die Öffentlichkeit und die Zeitungen werden mich für machtgierig und arrogant halten und vielleicht haben sie sogar Recht damit. Aber ich kann nicht anders. Für mich ist die Verbrechensbekämpfung ein Krieg, der an allen Fronten geführt werden muss. Nur darum geht es mir.«
    »Wem das nicht passt soll sich eben die Kugel geben«, sagte Grant trocken.
    »Wenn sie das nur tun würden«, gab Cannon niedergeschlagen zurück.
    Sich vorbeugend nahm Grant Cannons Hand und schüttelte sie kräftig. »Gratuliere, Sir. Sie haben da einen verdammt harten Job vor sich, und ich möchte nicht in Ihrer Haut stecken, aber ich weiß, dass Sie

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