Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schicksalsfäden

Schicksalsfäden

Titel: Schicksalsfäden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
Vom Netzwerk:
es schaffen werden. Wenn es jemand schafft dann Sie.«
    »Danke«, murmelte Cannon und auch in seinen wolfsgrauen Augen leuchtete plötzlich so etwas wie Zuversicht.
    »Und damit wären wir auch schon bei meinem Angebot an Sie. Ich würde Sie gern als meinen engsten Mitarbeiter und Stellvertreter im Rang eines Polizeirichters vorschlagen.«
    Die ehrliche Überraschung stand Grant ins Gesicht geschrieben. Aber er fand sofort Gefallen an der Idee. Die Stellung als Polizeirichter würde es ihm erlauben, eng bei der Praxis zu bleiben und sich trotzdem nicht mehr den Gefahren der Straße aussetzen zu müssen. Es wäre eine echte Herausforderung. Er müsste das Recht studieren, aber er könnte auch immer noch selbst Untersuchungen leiten und in schwierigen Fällen auch persönlich Ermittlungen durchführen. Aber er müsste auch sein ganzes Privatleben für die neue Aufgabe opfern und im Gegensatz zu Sir Ross hatte er noch ein Privatleben. Sogar ein ganz neues.
    »In dieser Position würden Sie außerdem kraft Amtes zum Ritter geschlagen«, fügte Sir Ross noch hinzu. »Nur falls das für Ihre Entscheidung von Bedeutung ist.«
    »Sir Ross«, sagte Grant nachdem er kurz aufgelacht hatte. »Ich fühle mich sehr geehrt und eigentlich sollte ich diese Chance sofort beim Schopf packen … aber ich glaube ehrlich gesagt nicht dass ich der Richtige für diese Aufgabe bin.«
    »Warum nicht?«
    Grant hatte den Blick niedergeschlagen. Er betrachtete die Knöchel seiner rechten Hand, die noch wund waren von seiner Begegnung mit Keyes am Vortag. »Haben Sie gesehen, was ich mit Keyes gestern gemacht habe?«
    »Ja, Sie haben ein gewisses Maß an Gewalt angewendet nachdem Sie provoziert worden sind.«
    »Ich hätte ihn beinahe umgebracht Sir. Ich hatte mein Messer schon an seiner Kehle, und wenn nicht … wenn nicht Victoria zugesehen hätte, hätte ich es auch getan.«
    »Na ja, in der Hitze des Kampfes …«
    »Nein, Sir, das kann ich nicht gelten lassen. Der Kampf war schon vorbei. Er hat sich nicht mehr gewehrt und ich war eiskalt. Ich fühlte mich in diesem Moment wie ein Polizist Richter und Henker zugleich. Ich gab mir die Macht dieses Leben zu beenden, und ich hätte es getan. Victoria hat mich davon abgehalten, aber ich hätte es getan. Ständig muss ich daran denken.« Er warf Cannon ein bitteres Lächeln ZU. »Jetzt wissen Sie, wozu ich fähig bin. Wollen Sie mich immer noch zum Polizeirichter machen?«
    Für einige Sekunden herrschte Stille. Dann beugte sich Sir Ross zu Grant vor und sagte: »Hören Sie, Morgan. Ich bin auch nicht so gelassen, wie alle zu glauben scheinen. Wenn ich das Leben einer geliebten Frau verteidigen müsste, hätte ich vielleicht genauso gehandelt. Wir alle machen solche Fehler. Auch ich. Ich bin nämlich keineswegs perfekt. Und deshalb würde ich das selbstverständlich auch von Ihnen nie verlangen.«
    Die Worte von Sir Ross erleichterten Grant. »Na gut. Ich nehme Ihr Angebot an. Ist bestimmt nicht schlecht, sich ein bisschen Respekt zu verschaffen und nicht mehr jedem Taschendieb nachrennen zu müssen. Das bin ich nämlich allmählich leid, wenn ich ehrlich soll. Außerdem muss ich ja – mit ein wenig Glück – auch bald an Frau und Kinder denken.« Er grinste.
    »Oha! Sie werden Miss Devane also heiraten?«
    Grant musste an Victoria denken, die zu Hause auf ihn wartete, und eine tiefe, aufrichtige Freude erfüllte ihn.
    »Wissen Sie, es ist schon seltsam. Ich habe die Ehe immer als eine besonders gemeine Form der Kerkerhaft angesehen. Lebenslänglich. ich hatte mir geschworen, mich nie erwischen zu lassen und ein freier Mann zu bleiben. Und jetzt macht mir die Aussicht sogar Spaß.« Während er das sagte, verspürte er den Drang, sofort nach Hause zu laufen und Victoria in die Arme zu schließen. Schon jetzt gehörte sie untrennbar zu seinem Leben. Sie musste seinen Heiratsantrag einfach annehmen …
    Er blickte Cannon an, und für einen ganz kurzen Moment glaubte er ihn sogar schmunzeln zu sehen, aber vielleicht hatte er sich das auch nur eingebildet. »Die Ehe ist gar nicht so schlecht«, sagte Cannon leise. »Mit der richtigen Frau kann sie ein Segen …« Seine Stimme verlor sich. Es war, als würde er sich plötzlich schmerzhaft an etwas erinnern. Doch dann riss er sich zusammen und war wieder ganz der kontrollierte, gelassene Kriminalist. »Also viel Glück, Morgan.«
    Fast den ganzen Morgen hatte Victoria im Garten in der King Street verbracht. Es wehte eine angenehme Brise,

Weitere Kostenlose Bücher