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Schicksalsfäden

Schicksalsfäden

Titel: Schicksalsfäden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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Eifersucht.
    »Danke, dass Sie mir Ihre Zeit opfern«, murmelte er höflich.
    Gerard ließ kurz seinen Schwenker sinken. »Tja, ich hatte wohl keine andere Wahl, oder?«
    »Es wird nicht lange dauern. Ich möchte Ihnen nur ein paar Fragen stellen.«
    »Sie ermitteln also in einem Fall. Worum geht es denn dabei?«
    Scheinbar ganz entspannt saß Grant in seinem Sessel, aber sein Blick durchbohrte Gerard, als er fragte: »Mich würde interessieren, wo Sie sich gestern gegen Mitternacht aufgehalten haben.«
    »Nun, ich war im Craven’s, meinem Club. Die Herren dort werden das bestätigen können.«
    »Wann sind Sie von dort aufgebrochen?«
    »Um vier, vielleicht auch erst um fünf.« Um Gerards Lippen spielte ein selbstzufriedenes Lächeln. »Ich hatte Glück im Spiel und danach mit einem der Mädchen auch noch in der Liebe. Alles in allem ein durchaus unterhaltsamer Abend, ich sah keinen Grund, früher zu gehen.«
    Grant wechselte ganz plötzlich das Thema. »Wie ist Ihr Verhältnis zu Vivien Duvall?«
    Als er die Frage vernahm, verfärbte sich Gerards Gesicht auf einen Schlag, und seine Augen wurden zu schmalen harten Schlitzen. Seine Überheblichkeit war wie weggeblasen. »Ach, um Vivien geht es also bei der ganzen Sache.
    Sitzt sie etwa in der Tinte? Ist sie in Schwierigkeiten? Zum Teufel, das wäre ja mal eine gute Nachricht. Bis zum Hals soll sie drinstecken, und es soll sie teuer zu stehen kommen, das wünsch ich ihr. Sagen Sie ihr, dass ich keinen Finger krümmen werde, um ihr zu helfen, und wenn sie auf Knien angekrochen käme. Eher würde ich mich vor dem Papst in den Staub werfen!«
    »Ich hatte nach Ihrem Verhältnis zu ihr gefragt.«
    Hastig schluckte Gerard den Rest seines Armagnac und wischte sich mit dem Ärmel über den Mund. Der Alkohol schien ihn zu beruhigen. Er brachte sogar ein Lächeln zustande, als er sagte: »Das wissen Sie doch ganz genau, Morgan. Was ist mit Ihrem Verhältnis zu ihr? Ist wohl damals nicht so gelaufen, wie Sie sich das erhofft hatten, stimmt’s? Sie sind doch bei ihr abgeblitzt soweit ich mich erinnere.« Er lachte kurz auf, wurde dann aber wieder ernst. »Dieses Biest! Zwei verdammte Jahre lang hab ich mich um sie gekümmert. Ich habe ihre Schulden beglichen, habe ihr ein Haus gekauft und alles, was sie sonst begehrte: Schmuck, Pferde, Kleider. Und dafür hatte ich sie für mich ganz allein. Keiner sonst sollte mit ihr schlafen. Aber natürlich hat sie mich trotzdem betrogen, Vivien kann gar nicht treu sein.«
    »Ihr Verhältnis wurde beendet, weil sie nicht treu war?«
    Mit finsterer Miene starrte Gerard in sein leeres Glas. »Nein. Aber ich sage nichts mehr, bis Sie mir auch ein paar Fragen beantwortet haben: Also, warum wollen Sie all das wissen? Was ist mit Vivien passiert?«
    »Ich frage und Sie antworten. So läuft das Spiel, und wir können auch gern in der Bow Street weiterspielen, Sir.
    Sie wären nicht der erste Adelige, den ich im Verhörraum hatte.«
    Bei diesen Worten war Gerard voller Wut aus seinem Sessel aufgesprungen. »Sie wagen es, mir zu drohen, Morgan? Bei Gott, jemand sollte Sie schnellstens von Ihrem hohen Ross herunterholen und Ihnen wieder zeigen, wohin Sie gehören!«
    Grant war ebenfalls aufgestanden. Die beiden Männer standen sich direkt gegenüber, wobei Grant den anderen fast um Haupteslänge überragte.
    »Versuchen Sie es, Sir. Na los.« Grants Stimme war bedrohlich ruhig. Normalerweise verlies er sich bei Auseinandersetzungen eher auf seine geistigen als auf seine körperlichen Kräfte. Es gab einfach zu viele junge Rowdys, die es als eine Art Mutprobe ansahen, sich mit ihm zu messen. Grant war solche sinnlosen Schlägereien schon lange leid. Nur wenn es sich absolut nicht vermeiden ließ, schlug er zu. Aber wenn er zuschlug, hatten die Gegner keine Chance. Die Versuchung, das jetzt Gerard zu beweisen, war fast übermächtig.
    Angesichts von Grants Entschlossenheit und körperlicher Überlegenheit fiel Gerards Mut in sich zusammen. Sein Blick wich dem von seinem Gegenüber aus und er strich sich nervös über die Stirn. Um noch einen Rest Würde zu, bewahren, sagte er: »Ich werde nicht so tief sinken mich mit gemeinem Pöbel zu schlagen.«
    »Zu freundlich, Euer Hoheit«, sagte Grant hohntriefend. »Darf ich Sie dann bitten, wieder Platz zu nehmen?«
    Gerard achtete gar nicht auf das, was Grant sagte. Sein Gesicht spiegelte einen furchtbaren Gedanken wider. »Mein Gott jetzt weiß ich es! Vivien ist tot, stimmt’s? Sie ist tot darum sind

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