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Schicksalsfäden

Schicksalsfäden

Titel: Schicksalsfäden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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habe im Leben noch keiner Frau Gewalt angetan. Und ich hätte ohne zu zögern meinen verletzten Stolz heruntergeschluckt, wenn Vivien nur wieder zu mir zurückgekehrt wäre.«
    Bei Gerards Worten lag Zweifel in Morgans Blick. Nie würde Grant seinen männlichen Stolz für eine Frau verraten, egal wie schön sie war. Auch das schönste weibliche Wesen konnte an der nächsten Ecke durch ein anderes liebliches Gesicht, einen anderen begehrenswerten Körper ersetzt werden. Keine Frau war es wert, sich erniedrigen zu lassen.
    »Sie heißen das offenbar nicht gut, Morgan. Ich sehe es Ihnen an. Aber Sie kennen Vivien nicht. Sie ist unvergleichlich. Ihr Duft, ihre Wärme, ihr Körper und ihre Fähigkeiten in der Kunst der Liebe. Haben Sie jemals mit einer Frau geschlafen, die vollkommen schamlos ist, Morgan? Die keine Tabus kennt? Ach, ich würde alles tun für nur eine weitere Nacht, für nur eine Stunde …« Er fluchte leise in sich hinein.
    »Schon gut, Eure Lordschaft, träumen Sie weiter, für heute habe ich genug gehört. Aber wenn ich in dem Fall noch Fragen habe, komme ich wieder.« Er stand auf und ging zur Tür. Als er Gerards flehende Stimme hinter sich hörte, drehte er sich noch mal um.
    »Morgan, bitte. Wenn Sie herausfinden, was mit ihr geschehen ist müssen Sie mir es sagen.«
    »Würden Sie um Miss Duvall trauern, wenn sie tot wäre, Sir?« Die Sekunden verrannen, während Grant auf eine Antwort wartete und die beiden Männer sich stumm gegenüber standen. Gerard schien nicht in der Lage, etwas zu erwidern.
    Schließlich umspielte ein zynisches Lächeln Grants Mundwinkel. Er hatte Gerard durchschaut. Für ihn war Vivien nur ein begehrenswertes Spielzeug& das man ihm weggenommen hatte, aber sein Herz hing nicht an ihr.
    Manchmal kam es vor, dass eine Hure mit goldenem Herzen und einer ihrer Beschützer sich wirklich ineinander verliebten und jahrelang zusammenlebten. Grant kannte sogar Männer, die ihre Ehefrauen zurückließen, um mit ihren bezahlten Geliebten zusammenzuleben, sie bekamen Kinder und lebten wie ganz normale liebende Ehepaare.
    Vivien konnte er sich allerdings kaum in einer solchen bürgerlichen Rolle vorstellen.
    »Sind Sie im Besitz von Schlüsseln für ihr Stadthaus, Sir?«
    Die Frage schien Gerard zu überraschen. »Möglich, ja, ich glaube schon. Was haben Sie vor, Morgan? Wollen Sie ihr Haus durchsuchen? Was erhoffen Sie sich davon?«
    »Im Fall Duvall hoffe ich gar nichts«, sagte Grant mit rauer Stimme. Doch musste er sich insgeheim eingestehen, dass er sehr gespannt auf das Erforschen ihrer Privatsphäre war. Und der Stachel der Ablehnung saß immerhin noch so tief, dass er dabei nicht allzu viel Rücksicht nehmen würde. je mehr er über Vivien erfuhr, desto düsterer wurde seine Stimmung und desto größer seine Entschlossenheit.

Kapitel 4
    Mit einer kräftigen Bewegung drehte Grant den schweren Schlüssel im Schloss und schob den massiven Messingriegel zurück.
    Viviens Stadthaus lag in der besten Gegend am Grosvenor Square. Das Haus mit seinen eindrucksvollen Säulen und Bögen musste ein Vermögen gekostet haben, dachte Grant schon beim ersten Anblick. Und düster hatte er dies als weiteren Beweis für Viviens gutgehende Geschäfte gewertet.
    Dunkelheit und Stille lag über der Eingangshalle. Die Luft roch muffig und abgestanden, da das Haus schon seit Wochen geschlossen war. Grant suchte und fand eine Lampe und entzündete sie. Um noch besser sehen zu können, steckte er die Dochte von zwei weiteren Wandleuchten an. Im warmen Licht waren luxuriöse handbemalte Tapeten an den Wänden zu erkennen. Die Lampe vor sich her tragend erkundete Grant die Räume im Erdgeschoss. Sie strahlten eine große Eleganz aus, und die Einrichtung machte offenkundig, dass hier eine Frau mit Geschmack wohnte: französische Tapeten, Spiegel über den Kaminen in jedem Zimmer, pastellfarbene Wandmalereien und Fresken, fein geschnitzte Tische und Stühle.
    Nachdem er sich unten umgesehen hatte, stieg er die Treppe zum ersten Stock hinauf. Über ihm hingen mächtige, kristallene Kronleuchter. Für Vivien schienen Kosten keine Rolle zu spielen, solange sie das bekam, was ihr gefiel.
    Auf der oberen Balustrade angekommen, meinte er einen Hauch von Parfüm zu erschnuppern. Er folgte dem Duft und gelangte ins Schlafzimmer. Hier zündete er weitere Wandleuchten an und sah sich genauer um.
    Grüne Seide an den Wänden bestimmte die Farbe des Raumes, die sich auch in den dicken Brüsseler Teppichen auf dem

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