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Schicksalsfäden

Schicksalsfäden

Titel: Schicksalsfäden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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Sie hier!«
    »Wie kommen Sie darauf?«, fragte Grant sich vorbeugend.
    In dem eben noch so stolzen Adeligen schien etwas zerbrochen zu sein. Abwesend und stockend, begann er zu sprechen. »Vor einem Monat haben wir unser Arrangement beendet und seither hat sie niemand mehr gesehen. Ihre Diener mussten entlassen und das Haus geschlossen werden. Ich habe gesellschaftliche Anlässe besucht die sie sich eigentlich nie entgehen lassen würde. Bälle, Konzerte, Soireen. Nirgendwo tauchte sie auf, und keiner wusste, wo sie sich aufhielt. Es gab Gerüchte, sie habe einen neuen Beschützer, der sie ganz in Anspruch nehmen würde. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass sie sich so lange von London fernhält – außer, es ist ihr etwas Furchtbares zugestoßen.«
    »Wie kommen Sie zu der Vermutung?«
    »Wissen Sie, Vivien ist so lebenshungrig. Sie braucht das Leben, die Zerstreuung& sonst ist sie schnell gelangweilt. Undenkbar, dass sie einen ruhigen Abend zu Hause verbringen könnte. Gar allein. Nein, sie hasst Stille, und deshalb ist sie jeden Abend unterwegs. Ich konnte nicht mit ihr mithalten.« Gerard lachte kurz und bitter.
    »Immerhin ist sie länger bei mir geblieben als bei jedem anderen und das sollte mich vielleicht ein wenig trösten.«
    »Hat sie Feinde? Wissen Sie von Menschen, die sie hassen?«
    »Feinde? Nein, das würde ich nicht sagen, aber es gibt natürlich viele, die sie nicht mögen.«
    »Wie viel Geld hatte sie, als sie sich von Ihnen trennte?«
    »Geld? Geld hat für Vivien keinerlei Bedeutung. Es rinnt ihr wie Sand durch die Finger. Sie hatte sicher nicht viel, als sie ging. Wahrscheinlich musste sie sich so schnell wie möglich einen neuen reichen Geliebten suchen, der sich von ihr melken lässt.«
    »Haben Sie irgendeine Vermutung, wer das sein könnte?«
    »Nein. Sie hat so viele Verehrer. So ziemlich jeder gut situierte Junggeselle Londons käme in Frage.«
    »Was ist mit ihrer Familie?«
    »Kenne ich nicht. Ich glaube aber auch nicht, dass sie eine hat. Jedenfalls hat sie nie über ihre Familie gesprochen.
    Natürlich hatten wir auch Besseres zu tun …« Gerard seufzte gedankenversunken. Dann ging ein Ruck durch ihn hindurch und er sah Grant direkt ins Gesicht. »War’s das, Morgan? Ich habe noch Armagnac, um den ich mich kümmern muss.«
    »Sie werden sich doch mit Miss Duvall über irgendetwas unterhalten haben, Sir. Also, was hat sie beschäftigt was hatte sie für Ideen und Pläne?«
    »Das Bett war unsere Hauptbeschäftigung, Morgan. Und sie plante höchstens, was sie für die Soiree am nächsten Abend anziehen sollte. Ideen, ich bitte sie. Vivien hat wahrscheinlich in ihrem Leben noch nie ein Buch gelesen.«
    »Was waren das für Verehrer, von denen Sie vorhin sprachen? Was wissen Sie über sie?«, fragte Grant dem Gerards Geringschätzung nicht gefiel.
    Gerard verdrehte entnervt die Augen und stöhnte. »Woher soll ich das wissen, Morgan. Es sind einfach zu viele.«
    »Also gut. Dann erzählen Sie mir von Ihrer Trennung. Sind Sie an dem Tag im Streit auseinandergegangen?«
    »Streit? Ich hab ihr selbstverständlich meinen Standpunkt klar gemacht. Schließlich hatte ich viel in sie investiert.
    Ich hatte große Ausgaben und verlangte dafür Leistung. Ich wollte es nicht beenden, glauben Sie mir. Ich hätte auch weiter weggesehen, wenn sie andere Liebhaber hatte. Als sie sagte, dass sie gehen würde, wurde ich wütend.
    Ich habe ihr sogar gedroht aber sie lachte mir nur ins Gesicht.« In der Erinnerung an die Szene verzog Gerard das Gesicht. »Ich war mir ganz sicher, dass sie mich niemals verlassen würde, wenn sie nicht schon einen anderen Mann hätte, also verlangte ich zu wissen, wer er war. Sie war so stolz und so selbstgefällig und sagte nur, sie werde sehr bald einen sehr vermögenden Mann heiraten.« Er schnaubte verächtlich. »Eine lächerliche Vorstellung.
    Welcher reiche Mann mit Verstand würde eine solche Frau heiraten. Ganz England würde über ihn lachen. Aber bei Vivien kann man sich nie sicher sein. Vielleicht konnte sie irgendeinen vertrottelten adligen Witwer dazu bringen, um ihre Hand anzuhalten.«
    »Gab es Zeugen für Ihren Streit mit Miss Duvall?«
    »Ich bin ziemlich laut geworden, also nehme ich an, dass Viviens Personal es mitbekommen hat.«
    »Haben Sie auch die Hand gegen Miss Duvall erhoben?«
    »Niemals!« Gerard erschrak sichtlich bei der Vorstellung und schien aufrichtig empört. »Ich gebe zu, ich musste mich in diesem Moment zurückhalten, aber ich

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