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Schicksalsfäden

Schicksalsfäden

Titel: Schicksalsfäden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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geholfen, ihr Haar zu waschen. Ich glaube also sagen zu können, dass es ihr den Umständen entsprechend gut geht.«
    »Bestens, Mrs. Buttons.« Grant fixierte seine Haushälterin, denn er hatte das Gefühl, dass diese noch etwas loswerden wollte. »Sie scheinen mir übrigens eine gute Menschenkennerin zu sein.«
    Das Kompliment machte Mrs. Buttons sichtlich stolz. »Danke, Sir. ja, ich glaube, ich habe da eine gewisse Begabung.«
    »Dann sagen Sie mir doch mal, was Sie von Miss Duvall halten.«
    Auf diese Gelegenheit schien die sonst so zurückhaltende und schweigsame Mrs. Buttons nur gewartet zu haben.
    Mit verschwörerisch tiefer Stimme, sich zu Grant vorbeugend und sich vorsichtig umblickend, ob auch kein anderes Mitglied der Dienerschaft mithören konnte, flüsterte sie erregt: »Ich möchte meinen, Sir, dass ihr Verhalten äußerst merkwürdig ist wenn ich so sagen darf. Ich hatte ihr heute Morgen ein leichtes Frühstück gebracht und habe sie dann allein gelassen, um die Mädchen bei der Vorbereitung des Bads zu beaufsichtigen. Als ich in Miss Duvalls Zimmer zurückkam, war sie bereits aufgestanden und hatte sogar ihr Bett schon gemacht. Ich habe sie ein wenig gescholten, weil ihr das immerhin Schmerzen bereitet haben musste und sie außerdem dem Personal die Arbeit wegnimmt. Ich kann mir gar nicht erklären, warum sie sich in ihrem Zustand so anstrengt. Aber es kommt noch besser, Sir. Kurz darauf wollte sie im Bad einen vollen Eimer heißes Wasser selbst in die Badewanne schütten. Ich konnte das gerade noch verhindern, aber glauben Sie mir, Sir, es fehlte nicht viel, und sie hätte ihn vor Schwäche fallen lassen und sich womöglich elendiglich verbrüht, was Gott verhüten möge. Sie scheint jedenfalls ängstlich besorgt niemandem im Haus zur Last zu fallen und entschuldigt sich ständig dafür, wenn jemand etwas für sie tut.
    Ganz so, als sei sie ein Leben mit Bediensteten überhaupt nicht gewohnt.«
    »Ich verstehe«, sagte der Hausherr mit ausdrucksloser Miene. Mrs. Buttons aufgeregte Schilderungen waren in der Tat interessant standen sie doch im Widerspruch zu dem, was Grant über die arrogante Vivien Duvall wusste.
    Aber Mrs. Buttons war noch nicht fertig. Schließlich hatte sie nicht oft Gelegenheit dem jungen Herrn so nahe zu sein und mit ihm auch noch zu tratschen. »Ich glaube, Miss Duvall ist eine äußerst wohlerzogene und gutherzige junge Dame, und bei allem Respekt, Sir: Ich kann das, was Sie mir gestern über sie erzählt haben, kaum glauben.«
    »Und doch ist es so«, sagte Grant knapp.
    Kann ein Gedächtnisschwund auch den Charakter verändern? Kann ein Mensch sein herrisches Wesen vergessen und plötzlich warmherzig sein? Oder war Vivien nur eine gute Schauspielerin und sie alle ahnungslose Zuschauer?
    Grant unterbrach seine Überlegungen und reichte Mrs. Buttons den Koffer.
    »Es ist gut dass Sie an ihre Sachen gedacht haben. Mary hat Miss Duvall schon ihr bestes Kleid geliehen, da sie nichts zum Anziehen hatte.«
    »Das ist sehr freundlich von ihr. Bitte sagen Sie ihr dass sie damit nicht nur Miss Duvall, sondern auch mir einen großen Gefallen erwiesen hat. Sie soll sich ein schönes neues Kleid nähen lassen und das Geld dafür aus der Haushaltskasse nehmen.«
    »Sie sind wirklich ein gnädiger Herr, wenn ich das sagen darf.« Mrs. Buttons lächelte Grant an.
    Grant zog die Stirn kraus. »Hören Sie auf. Wir wissen beide, dass ich ein Taugenichts bin.«
    »Ganz wie Sie meinen, Sir.«
    Als Grant die Treppe zum ersten Stock hinaufstieg, hatte er das Gefühl, als würde ein Knoten in seiner Brust ihm die Luft zum Atmen nehmen. Vivien Duvall als barmherzige Schwester. Was für eine Schmierenkomödie, dachte er. Er war entschlossen, nicht mehr länger mitzuspielen. Hier und jetzt würde er sie als Betrügerin bloßstellen, ihr die Wahrheit sagen, falls sie wirklich vergessen haben sollte, wer sie war: Eine scham- und prinzipienlose Kurtisane, eine geldgierige Hure ohne einen Funken Anstand und Würde. Das sollte sie verdammt noch mal erst schlucken. Mal sehen, ob sie danach immer noch die Unschuld vom Lande spielte.
    Er riss die Tür zu seinem Schlafzimmer auf, ohne vorher geklopft zu haben. Insgeheim hoffte er, die wahre Vivien auf frischer Tat zu ertappen, wie sie sich über die gutgläubigen Idioten in diesem Haus amüsierte. Doch als er den Raum betrat, blieb er wie vom Blitz getroffen stehen. Da saß sie zusammengekauert in einem Lehnstuhl am Kamin.
    Sie hatte ihre zarten

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