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Schicksalsfäden

Schicksalsfäden

Titel: Schicksalsfäden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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werde es schon herausfinden«, sagte Vivien. Sie nahm einen großen Schluck Brandy und spürte die beruhigende Wärme, die sich in ihrem Körper auszubreiten begann. Das Feuer im Kamin tat ein Übriges. »Mrs. Buttons erzählte mir, dass schon einige Groschenromane über Ihre Heldentaten geschrieben wurden.«
    »Das ist alles Schund und ohne jede Bedeutung. So etwas kommt mir nicht ins Haus«, sagte Grant mit einem verächtlichen Schnauben.
    »Dann habe ich Neuigkeiten für Sie, dieser Schund ist nämlich schon da: Ihre Hausmädchen sammeln diese Heftchen.«
    »Was erzählen Sie da für einen Unsinn?« Er war offensichtlich überrascht von dieser Neuigkeit. »Das sind doch alles Hühner, glauben Sie denen kein Wort.«
    »Es ist Ihnen peinlich, stimmt’s?« Sie grinste in ihr Glas.
    »Mit wem haben Sie über all das geredet? Etwa mit Mrs. Buttons? Oder einem der Mädchen? Wenn dieser Klatsch nicht aufhört werde ich jemanden rausschmeißen müssen.«
    »Aber Ihr Hauspersonal ist doch nur stolz auf Sie, Grant.« Es machte ihr großen Spaß, ihn zu piesacken. »Sie sind eine Legende, wie es scheint: retten reiche Erbinnen, fangen gemeine Mörder, lösen die schwierigsten Fälle …«
    »Legende, dass ich nicht lache!« Grant machte nicht den Eindruck eines geschmeichelten Mannes, er wirkte sogar eher beleidigt. »Ich mache hauptsächlich gestohlenes Hab und Gut für Banken ausfindig. Banken sind nämlich meine Spezialität, müssen Sie wissen. Ich liebe Banken, und ich liebe die Belohnungen, die sie zahlen. jeder, dem Sie Ihr Ohr leihen – und besonders Sir Rosg –, wird Ihnen bestätigen können, dass ich einen Geldschrank habe, wo andere ein Herz vermuten würden.«
    »Sie wollen mir also sagen, dass Sie gar kein Held sind?«, fragte Vivien mit hochgezogenen Augenbrauen.
    »Denken Sie an die letzten vierundzwanzig Stunden, und sagen Sie mir, dass ich nicht Recht habe.«
    Einen Augenblick sah sie ihn nachdenklich an. »Nun ja, Sie sind sicher kein perfekter Mann, aber die sind ja auch ziemlich selten. Aber Sie helfen den Menschen und nehmen dabei auf sich selbst wenig Rücksicht und auch das ist selten. Das könnte man schon als ›heldenhaft‹ bezeichnen, auch wenn ich Sie moralisch verwerflich finde.«
    »Sie finden mich verwerflich?«
    »Allerdings. Ich kann nicht gutheißen, dass Männer wie Sie Frauen wie mich für Liebesdienste bezahlen.«
    Auf Grants Gesicht trat eine amüsierte Verwirrtheit. »Ich muss schon sagen, Vivien. Das klingt ja so, als seien Sie nicht Sie selbst.«
    »Tatsächlich?« Ihre Finger spielten nervös mit der Bettdecke. »Nun, ich weiß nicht wer ich bin oder was ich sagen soll, um ich selbst zu sein. Ich weiß nur, dass ich mich selbst umso weniger mag, je mehr Sie mir über mich erzählen, und ich weiß nicht; warum irgendein Mann mit Verstand meine Gesellschaft suchen sollte. Ich bin keine sehr nette Frau, stimmt’s?«
    Es entstand eine beklemmende Stille im Raum. Grant und Vivien sahen sich an, musterten sich kritisch wie Wissenschaftler, die den Ausgang eines Experiments erwarteten. Schließlich rührte sich Grant zuerst stand auf und verließ den Raum. Doch Augenblicke später kam er mit einem Tablett in den Händen wieder zurück.
    »Hier ist Ihr Abendessen«, sagte er, als er das Tablett auf ihrem Schoß absetzte. »Ich wollte Ihnen gerade etwas zur Stärkung bringen, als ich Sie fallen hörte.«
    »Sie wollten mir mein Essen bringen? Warum haben Sie damit nicht ein Hausmädchen beauftragt?«
    »Ich wollte mich eigentlich bei der Gelegenheit noch bei Ihnen entschuldigen«, sagte er leise, fuhr dann aber in grummeligem Ton fort: »Mein Benehmen heute Nachmittag war äußerst unangemessen.«
    Trotz der eher rauen Herzlichkeit war Vivien gerührt und sie spürte, dass Grant es ehrlich meinte. Er schätzte sie nicht aber er respektierte sie. Vielleicht war er doch nicht so ein Scheusal, wie sie gedacht hatte.
    Mit ihrer Entgegnung versuchte sie, seiner Offenheit gerecht zu werden. »Sie haben nur gesagt was wahr ist.«
    »Auch die Wahrheit kann man in freundliche Worte kleiden. Aber ich bin nun mal kein Diplomat.«
    »Es ist nicht Ihre Schuld, ich bin nun mal eine …
    »… wunderschöne und faszinierende Frau«, beendete er ihren Satz.
    Vivien errötete heftig und wrang ein Taschentuch in ihren Händen. Sie empfand sich nicht als schön und faszinierend, aber auch nicht als ruhlose Kurtisane, deshalb brachte sie nur mit Mühe ein »Danke« hervor. Dann sah sie ihm tief in

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