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Schicksalsfäden

Schicksalsfäden

Titel: Schicksalsfäden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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die Augen. »Grant ich bin nicht die Frau, für die Sie mich halten, jedenfalls noch nicht vielleicht nie. Ich weiß nichts über mich, und ich weiß nicht, wie ich mich Ihnen gegenüber verhalten soll. Helfen Sie mir?«
    Ganz entspannt saß Grant auf dem Bettrand und seine klaren Augen erwiderten ihren Blick. »Ist schon gut. Sie verhalten sich ganz richtig. Hier wird Sie niemand zwingen, etwas zu tun, das Sie nicht wollen. Ich am allerwenigsten.«
    Auf ihren Zügen lag wieder diese Hilflosigkeit und Verlorenheit. »Dann verlangen Sie nicht von mir, dass ich mit Ihnen …«
    »Nein, da können Sie ganz beruhigt sein«, sagte er sanft und bestimmt. »Ich werde Sie niemals anfassen, es sei denn, Sie wünschen es.«
    »Und wenn ich es niemals wünsche?« Sie hatte diesen Satz fast gegen ihren Willen herausgepresst.
    »Wie schon gesagt ich werde Sie nie zwingen. Das ist allein Ihre Entscheidung. Aber ich warne Sie: Mein Charme könnte Sie mit der Zeit überwältigen«, sagte er und zwinkerte Vivien dabei zu.
    Beschämt wendete sich Vivien ab und blickte auf das schmackhaft aussehende Mahl vor sich: Es bestand aus zarten Putenbruststreifen, Grießbrei und pochiertem Gemüse mit Sahne. Zuerst zögernd, dann heißhungrig begann sie zu essen. Doch obwohl sie so hungrig war, aß sie langsam, fast bedächtig, kaute lange und genoss das Mahl.
    Zwischen den Bissen sagte sie: »Dies ist doch sicher Ihr persönliches Zimmer. Es wäre mir recht, wenn ich ins Gästezimmer umziehen könnte. Ich möchte Sie nicht aus Ihrem Bett vertreiben, schließlich mache ich Ihnen schon genug Umstände.«
    »Bleiben Sie ruhig hier. Die Hauptsache ist dass Sie sich wohl fühlen.«
    »Das ist sehr großzügig von Ihnen«, sagte Vivien, »aber das Bett ist doch viel zu groß für mich …« Eigentlich hatte sie sagen wollen, dass sie sich in diesem Zimmer von seiner Präsenz fast eingeschüchtert fühlte. Es war erfüllt von seinem Geruch, seiner männlichen Aura … und mit einem Mal kam ihr ein Gedanke. »War ich schon einmal hier?«, fragte sie verunsichert. »Sagen Sie, Grant war ich schon einmal in diesem Haus, in diesem Raum? Ich muss es wissen.«
    »Nein. Sie sind das erste Mal mein Gast.«
    Er hatte ihr erzählt dass sie vor Zeiten schon intim miteinander gewesen seien. Das musste wohl an einem anderen Ort gewesen sein, aber Vivien wagte nicht zu fragen. Etwas anderes aber brannte ihr auf der Seele.
    »Grant ich möchte Sie etwas fragen, aber Sie müssen mir versprechen, dass Sie mich nicht auslachen werden.
    Bitte.«
    »Versprochen. Was ist es?«
    Sie griff verlegen nach einer silbernen Gabel und begann nervös damit zu spielen. Dann hielt sie inne und schaute ihn von unten an. »Haben wir uns geliebt Grant? Ich meine: war echte Liebe, tiefe Zuneigung zwischen uns, oder ging es nur um … um Sex? Ums Geschäft?« Der Gedanke, dass sie ihren Körper nur für den schnöden Mammon hingegeben haben könnte, schmerzte sie und war kaum zu ertragen. Die tiefe Scham, die sie bei dieser Frage empfand, ließ ihr Gesicht glühen. Erleichtert stellte sie fest dass er ganz ernst blieb.
    »Nein, es ging nicht nur ums Geschäft. Zumindest mir nicht. Ich war damals sehr dankbar für körperliche Wärme und Zerstreuung und die habe ich von Ihnen bekommen.«
    »Könnte man also sagen, dass wir so etwas wie Freunde sind?«, fragte Vivien zaghaft und voller Hoffnung. Dabei hielt sie die Silbergabel so fest dass ihre Handknöchel weiß hervortraten.
    »Freunde, ja, das könnte man …« Er erkannte ihre Anspannung, unterbrach sich und legte seine kühle starke Hand beruhigend auf die ihre, die noch immer die Gabel hielt. Als sie seine Haut auf der ihren spürte, lockerte sich ihr Griff, sie ließ die Gabel auf den Teller fallen und seufzte tief. »ja, wir sind Freunde, Vivien, und Sie sollten sich nicht unnötig quälen. Sie sind keine billige Prostituierte, sondern eine wunderschöne Begleiterin mit Stil und Klasse. Die meisten Menschen denken deshalb nicht schlecht von Ihnen.«
    »Aber ich denke schlecht von mir«, sagte Vivien mit kummervoller Miene. »Ich denke sehr schlecht von mir, und ich wünschte, ich wäre nicht die, die ich bin.«
    »Sie sind aber, was Sie sind, und Sie werden sich mit dem Gedanken anfreunden.«
    »Ich fürchte, ich muss«, flüsterte sie.
    Irgendetwas in ihrem traurigen Blick irritierte ihn und er stand auf und verließ mit einer gemurmelten Entschuldigung den Raum.
    »Das kann ich doch unmöglich anziehen«, rief Vivien

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