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Schicksalsfäden

Schicksalsfäden

Titel: Schicksalsfäden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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laufen, von Schatten bedroht und gesichtslosen fremden Gestalten verfolgt.
    Hin und wieder hielt sie inne, lachte, neckte ihre Verfolger, bis diese sie fast erreicht hatten, dann rannte sie weiter.
    Im Traum näherte sie sich einer Brücke, stieg auf die Kaimauer, die von riesigen Bronzestatuen gesäumt war. Die finsteren Verfolger blieben vor der Mauer stehen, reckten sich nach Vivien, versuchten sie zu packen, aber sie lachte sie aus, gab ihnen Tritte, wenn sie versuchten, die Mauer zu erklimmen. Mit einem Mal begann eine der Bronzestatuen neben ihr sich zu bewegen, sie griff nach Vivien, kalte, metallene Arme schlossen sich gewaltsam um sie, ließen ihr keine Luft mehr zum Atmen. Sie schrie auf, wollte sich losreißen und konnte sich doch nicht rühren, war wie betäubt. Der glänzende Koloss drehte sich mit seiner Gefangenen in Richtung Fluss und ließ sich fallen, den pechschwarzen Fluten entgegen. Vivien spürte, wie sie auf der Oberfläche aufschlug, wie das bitterkalte Wasser sie umfing, wie sie heruntergezogen wurde vom Gewicht der Statue, wie sie lautlos unter Wasser schrie, wie ihre Kehle sich mit Wasser füllte und sie erstickte …
    »Verdammt, Vivien, kommen Sie doch zu sich!«
    Panisch nach Luft schnappend und um sich schlagend, riss Vivien die Augen auf. Über sich entdeckte sie das besorgte Gesicht Grants, der ihr das schweißnasse Haar aus der Stirn strich. Er trug ein dünnes Leinenhemd, das am Kragen offen stand.
    Um die Orientierung wiederzuerlangen, sah sich Vivien um und merkte, dass sie auf dem Boden lag.
    »Sie sind aus dem Bett gefallen«, sagte Grant.
    »Ich … ich hatte einen schrecklichen Albtraum.«
    »Wollen Sie mir davon erzählen?«, fragte Grant zärtlich und strich ihr dabei mit dem Daumen beruhigend über eine Augenbraue.
    In ängstlicher Erinnerung an den Traum biss sich Vivien auf die Unterlippe. »Ich habe geträumt, ich würde ertrinken. Es war alles so … so wirklich, ich hatte tatsächlich das Gefühl, ich würde ersticken.«
    Sein Atem ging rau wie über Sandpapier. Beruhigend strich er mit seiner Hand über ihren Rücken, die Hitze seines Körpers wärmte sie durch die Kleider hindurch. Für einen Augenblick war Vivien versucht, ihn wegzustoßen, da seine Anschuldigungen ihr noch frisch im Ohr klangen.
    Aber sie bewegte sich nicht und ließ es geschehen. Er war zwar scheußlich und arrogant zu ihr, aber er strahlte auch Stärke und Sicherheit aus, und genau das war es, was sie jetzt brauchte. Im Moment wollte sie nirgendwo sonst sein als in seinen Armen. Und da war auch wieder sein Duft, sein leicht salziger Duft nach Brandy und Leinen, der Vivien an irgendjemanden erinnerte. Der Duft berührte etwas in ihrer Erinnerung. Hatte vielleicht ihr Vater oder ihr Bruder so gerochen? Oder ein Geliebter? Sie biss sich noch fester auf die Lippe.
    »Hören Sie auf damit. Sie müssen versuchen, sich zu entspannen«, hörte sie Grant eindringlich sagen. »Möchten Sie vielleicht einen Drink? Das hilft.«
    »Ich weiß nicht …«
    Grant hielt sie noch einige Augenblicke, spürte ihren Kopf an seiner Brust bis sich ihr Herzschlag normalisiert hatte. Langsam und tastend strich dabei seine Hand über ihr Bein, ihre Hüfte hoch bis an ihre Taille, wo sie liegen blieb.
    Warum erscheint mir diese Berührung so natürlich, fragte sich Vivien. Es war, als Wäre dieser Platz in seinen Armen, in seiner Nähe für sie wie geschaffen. Als wäre es schon immer so gewesen … als liebten sie sich schon seit ewigen Zeiten. Sie vergrub ihr tränennasses Gesicht in seinem Hemd. Seine Lippen berührten ihr Haar.
    Schließlich hob Grant sie vorsichtig hoch und legte sie wieder aufs Bett. Dann machte er sich daran, das Durcheinander von Laken, Decken und Kissen zu ordnen. Er füllte ein kleines Kristallglas mit Brandy und stellte es ihr auf den Nachttisch.
    »Trinken Sie das, es macht einen klaren Kopf. Haben Sie keine Angst. Solche lebhaften Albträume sind ganz normal, wenn man nur knapp dem Tod entronnen ist.«
    Die Worte klangen, als hätte er Erfahrung mit dem Tod. Sie trank dankbar, schüttelte sich. »Sind Sie dem Tod schon oft nahe gekommen?«
    »Ein- oder zweimal schon.«
    »Was ist passiert?«
    »Heldentaten begeht man, man diskutiert sie nicht«, sagte Grant mit einem Grinsen, das seine Züge weich werden ließ. »Ehrlich gesagt neigt man in meinem Beruf sowieso zum Aufschneiden. Ich möchte mich da nicht daran beteiligen. Wer zu viel redet vergisst seine eigentliche Aufgabe.«
    »Ich

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