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Schicksalsfäden

Schicksalsfäden

Titel: Schicksalsfäden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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Verzweiflungsaktion, weil Sie mit Ihren Nachforschungen in eine Sackgasse geraten sind.«
    »Ich will den Kerl haben und unser Plan ist direkt und einfach und deshalb erfolgversprechend.«
    Grant zog Vivien vom Kanapee hoch und führte sie in die Eingangshalle. Dann rief er nach einem der Mädchen und bat sie, ihnen die Mäntel zu bringen. Nachdem sie gekommen waren, legte er Viviens Mantel um ihre Schultern und reichte ihr einen samtenen Hut mit Schleier, der ihr Gesicht unkenntlich machen würde.
    Durch den Schleier blickte Vivien Grant finster an. »Sieht aus, als würde ich zu einer Beerdigung gehen. Ich hoffe nur, es wird nicht meine eigene.«
    Grant musste lachen. »Tut mir Leid, aber ich dachte, das sei die beste Tarnung. Ich werde gut auf sie aufpassen, denn ohne Sie wäre die Welt ein langweiliger, wenn auch sehr friedlicher Ort.«
    Nachdem Grant seinen eigenen Mantel entgegengenommen hatte, gingen sie zu der offenen Droschke, die vor dem Haus wartete. Vivien hatte eine einfache Mietdroschke erwartet und war deshalb erstaunt als sie das schmucke private Gefährt sah, glänzend schwarz lackiert mit goldenen Verzierungen und von zwei perfekt zueinander passenden Braunen gezogen. Ein Lakai, den sie bisher im Haus nicht gesehen hatte, stand neben dem Wagen. »Ich ahnte ja nicht dass Sie so etwas besitzen«, sagte sie beeindruckt. »Ich dachte, ihr Runner wärt immer zu Fuß unterwegs.«
    »Wenn Sie lieber laufen, machen wir das«, sagte er grinsend.
    Sie grinste zurück und senkte den Blick. »Nein danke«, sagte sie«, ich bin auch mit der Droschke zufrieden, keine Umstände, bitte.«
    Der Lakai half ihr in den Fond und legte ihr eine dicke flauschige Kaschmirdecke über die Beine. Dann stellte er sich auf eine kleine Plattform an der Rückseite der Droschke.
    Vivien ließ sich wohlig in das weiche Lederpolster zurücksinken. Ein zufriedenes Seufzen entfuhr ihr. Der Wind, der durch die Straße wehte, war erfrischend und belebend nach all den langen Tagen im Haus.
    Grant nahm den Platz neben Vivien ein, nahm die Zügel in die Hand und schnalzte zweimal mit der Zunge. Ohne einen Augenblick zu zögern, zogen die beiden herrlichen Pferde kräftig, aber gleichmäßig und kontrolliert an.
    Vivien schloss die Augen und lauschte dem Klappern der Hufe auf dem Kopfsteinpflaster, spürte das sanfte Schaukeln der gut gefederten Droschke. Dann öffnete sie die Augen und konzentrierte sich auf die Gebäude und Straßen, die an ihr vorbeizogen. Kam ihr hier irgendetwas bekannt vor?
    Jede Straße hatte ihren eigenen Charakter, war geprägt von ihren Bewohnern. In der einen lebten Handwerker, die laut ihrer Arbeit nachgingen. Eine andere war vor allem von Buchdruckern und Lohnschreibern bewohnt. Kurz darauf durchfuhren sie eine breitere Straße, die von mehreren Kirchen gesäumt war. Interessanterweise lag diese Straße in einer recht armen Gegend, in der die vorbeifahrende Droschke von Prostituierten und Bettlern angestarrt wurde. Hier roch man den Fluss und mit ihm Schmutz und Abfälle von Mensch und Tier. Eine düstere Gegend.
    Vivien schaute zu Morgan hinüber, der die Droschke mit entschlossenen, sicheren Bewegungen über die belebten Straßen lenkte, vorbei an Schlaglöchern, anderen Gefährten, Fußgängern und Vieh. Er schien mit sich vollkommen im Reinen zu sein, ja in dieser Gegend unter diesem Volk geradezu aufzublühen. Offensichtlich war er hier mit jeder Kurve, mit jeder Straßenunebenheit vertraut. Und Vivien dachte bei sich, dass Morgan wahrscheinlich der einzige Mann in ganz London war, der sich sowohl zwischen Ladys und Sirs als auch zwischen Fischweibern und Gerbem ohne Scheu bewegen konnte. Und mit den Gaunern in beiden gesellschaftlichen Schichten fertig wurde.
    Schließlich erreichten sie eine elegantere Häuserzeile, bei der sie hielten. Das Haus, vor dem sie angehalten hatten, wies eine hohe bronzebeschlagene Tür auf.
    »Jas ist mein Haus?«, fragte Vivien ungläubig und starrte auf die eindrucksvolle, von Säulen flankierte Eingangstür.
    »Ja, das ist es«, bestätigte Morgan mit einem Seitenblick.
    Der Lakai war von seinem Posten herabgestiegen und kümmerte sich sogleich um die Pferde, während Morgan Vivien aus dem Wagen half. Dabei umfingen seine Hände ihre schmale Hüfte, er hob sie scheinbar mühelos hoch und setzte sie vorsichtig auf der Straße ab. Dann bot er ihr wie ein Gentleman den Arm, nickte ihr zu und führte sie die Treppen zum Eingang des Hauses hinauf. Als er aus seiner Rocktasche

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