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Schicksalsfäden

Schicksalsfäden

Titel: Schicksalsfäden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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ich das da sehen muss. Bitte, tun Sie etwas.«
    Plötzlich stand er hinter ihr und legte seine Hände auf ihre Schultern. Sie versteifte sich und hätte sich doch so gern an ihn geschmiegt. Während er auf das Bild sah, sprach er mit ihr. »Sie zittern ja richtig, Vivien. Aber Sie sollten sich das nicht so sehr zu Herzen nehmen.«
    »Wenn Sie dort nackt an der Wand hingen, würden Sie das nicht sagen!«
    Sein Kichern drang an ihr Ohr. »Glauben Sie wirklich, es gibt Maler, die mich gern nackt auf eine Leinwand bannen würden? Danke für das Kompliment aber ich bezweifle das.«
    Ich nicht dachte sie im Stillen. Was sie von ihm gesehen hatte, würde als Bild sicher viele Frauen erfreuen. Aber das würde sie ihm nicht sagen.
    Sanft versuchte er sie zu sich umzudrehen, aber sie sträubte sich. »Bitte«, versuchte er sie zu besänftigen, »nehmen Sie es nicht so schwer. Atmen Sie erst mal tief durch.«
    Stur blickte sie auf den Boden vor sich. So leicht ließ sie sich nicht einwickeln. »Ich werde mich nicht rühren, bis Sie dieses Machwerk an der Wand abgedeckt haben, verstanden?«
    Als er lachte, streifte sein warmer Atem ihr Ohr. »Also gut Sie haben gewonnen«, rief er, ließ ihre Schultern los und ging an ihr vorbei zur Wand. Sie hörte ein raschelndes Geräusch und ein hölzernes Knirschen, dann wieder seine Stimme. »Sie können die Augen jetzt wieder aufmachen.«
    Das tat Vivien und sah, dass er das Bild abgenommen und verkehrt herum an eine Wand gelehnt hatte. »Danke«, sagte sie erleichtert. »Ich werde baldmöglichst dafür sorgen, dass man dieses scheußliche Ding verbrennt.«
    »Warten Sie’s ab. Vielleicht ändern Sie Ihre Meinung, wenn Sie erst einmal Ihr Gedächtnis wiedererlangt haben.«
    »Das hat damit nichts zu tun. Selbst wenn ich mein Gedächtnis wiedererlange: Das Ding da ist meine Vergangenheit. Meine Liebe wird nie mehr käuflich sein!«
    Morgan betrachtete sie schweigend mit einem zweifelnden Blick. »Na, wir werden ja sehen«, sagte er nur.
    Vivien wanderte durch den Raum und betrachtete die Dinge. Ein weiteres Bild fiel ihr ins Auge. Ein kleines Olgemälde mit goldenem Rahmen. Es hing gleich neben dem Frisiertisch, so als hätte sie es dahin gehängt um es zu betrachten, während sie sich schön machte. Sie ging näher heran. Merkwürdig, dachte sie. Das Bild schien überhaupt nicht zum Rest der Einrichtung zu passen. Es wirkte naiv. und ungelenk, aber sehr farbenfroh und zeigte ein kleines Landhaus umgeben von Lavendelfeldern und Birkenhainen. Die eine Seite des Hauses war über und über mit Rosen bewachsen.
    Vivien konnte sich nicht von dem Bild losreißen. Plötzlich überkam sie die unerklärliche Gewissheit dass sie diesen Ort kannte, dass sie dort gewesen war und das Haus für eine überaus glückliche Erinnerung stand. »Wie seltsam«, murmelte sie. »Ich glaube, nein, ich bin fast sicher, dass ich dieses Bild von jemandem geschenkt bekommen habe.
    Wenn ich nur wüsste …« Sie streckte sich und drehte sich verwirrt um. »Wenn ich nur wüsste, wo dieses Haus ist.«
    »Es könnte überall in England sein«, sagte Morgan etwas zu gleichgültig.
    Vivien hatte sich zu dem Bild vorgebeugt und untersuchte die Signatur. »Devane, heißt es hier. Oh, das kommt mir so bekannt vor. Devane, das könnte doch ein guter Bekannter sein oder …«
    »… ein Liebhaber?«, schlug Grant vor.
    Sie trat vom Bild zurück und zog eine Schnute. »Ja, vielleicht. Das könnte er wohl.« Es war zwecklos. Sie konnte die verriegelten Tore ihrer Erinnerung einfach nicht öffnen. Frustriert wandte sie sich einem anderen Möbelstück im Raum zu, einem mächtigen Schrank. Sie öffnete ihn und fand darin Dutzende von Kleidern und Roben in allen erdenklichen Farben und Stoffen: Seide, Samt und Satin. Der Luftzug der geöffneten Tür ließ die Stoffe wie Schmetterlingsflügel sanft erzittern. Und von den Kleidern ging ein zarter Duft aus, wie Rosen und Sandelholz, würzig und delikat zugleich, der Viviens Geist aufs angenehmste anregte.
    »Na, hier haben wie ja eine große Auswahl«, stellte Vivien nach kurzer Durchsicht fest. »Was meinen Sie, wie soll ich auf dem Ball wirken? Einschläfernd langweilig oder schockierend aufregend?« Sie drehte sich aufreizend lächelnd zu Morgan um.
    »Wie wäre es mit Vivien Duvall in all ihrer Pracht und Herrlichkeit?«
    Wieder blickte sie auf die Kleider vor sich. »Wissen Sie noch, was ich getragen habe, als wir uns das erste Mal trafen, Grant?«
    »Ganz genau weiß ich es

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